Sextus Empiricus
Sextus Empiricus (* um 200, † um 250), Philosoph und Arzt der empirischen Schule, Skeptiker, Nachfolger des Begründers des antiken Skeptizismus Pyrrhon von Elis. Er lehrte in Alexandria, Athen und Rom.Sextus negierte die Möglichkeit einer apodiktischen (gesicherten) Wahrheitserkenntnis. Er entwickelte nicht nur eine eigene Art der Skepsis, sondern sammelte und ordnete auch die Argumente aller früheren Skeptiker gegen den Dogmatismus und schuf damit eine der wichtigsten Quellenschriften für die antike Philosophie.
Unter dem Gesamttitel "Adversus methematicos (Gegen die Mathematiker) finden sich Abschnitte, in denen er die damaligen Auffassungen von der Logik, darunter auch die Stoiker und Peripatektiker, kritisierete. Sextus schuf eine Sammlung von Argumenten, die er zur Widerlegung von Meinungen jener Philosophen zu nutzen empfahl, die die Existenz gesicherter Urteile anerkannten.
Table of contents |
2 Zur Frage des Beweises in Aussagen 3 Auch Platon wird zu den Dogmatikern gerechnet 4 Literatur |
Die Gottesbeweise und die Anwendung von Syllogismen irgendwelcher Art 'pro et contra' dieses Themas führt Sextus in den Abschnitt "Über die Götter" der Schrift "Adversus physicos" ad absurdum. Die Methode der Beweise ist verschieden, aber in einem angeglichen. Aus jedem beliebigen Sachverhalt wird geschlossen, dass Gott ist. Letzten Beweisgrund gibt die allgemeine Zustimmung, die den gegenteiligen Schluß, der immer möglich ist, zurückweist.
Sextus ist der Ansicht, dass jeder Versuch eines solchen Beweises zu Dogmatismus führt und deshalb Zurückhaltung am Platz ist. Die Stoiker stellen die meisten Beweise zu dem von Sextus zergliederten Material. Er beachtet die verschiedenen Anwendungen und Folgen der Gottesbeweise, indem er die zenonische und chrysippische Methode auf Religion und Kultur ausdehnt:
Gibt es keine Götter, dann gibt es auch keine Religion. Von den Göttern aber, die nicht existieren, kann es keinen Kultus geben und auch keine "Wissenschaft". Wie es nicht geschehen kann, dass es eine Wissenschaft von der Verehrung der Zantauren gäbe, so könnte es auch keine Verehrung der Götter geben, wenn sie nicht vorhanden sind.
Weil es Religion gibt, muss es auch Götter geben. Die Heligung von irgendetwas Heiligem wird allgemein vorausgesetzt. Dann muss es auch irgend etwas Heiliges, irgendeinen Gott gegen ("Est autem ex communi omnium hominum anticipata notione sanctitas, a qua est etiam aliquid sanctum. Est ergo Deus").
Die Seele betrachten die einen als sterblich, die anderen als unsterblich. Andere betrachten sie als vorsehungslos. Für Sextus gelten beide Beahuptungen als dogmatisch. Im 10. Tropus steht die Ablehnung der mythischen Glaubenssätze vor der Zurückweisung der lehrphilosophischen Annahme. Sextus formuliert ohne Rücksicht auf skeptische Zurückhaltung:
"Ein mythischer Galubenssatz ist eine Billigung ungeschehener und erdichteter Dinge, sie sowohl Anderes ist als das über den Kronos Erzählte; denn dies verführt viele zum Glauben".
Für die christlichen Theoretiker Gregor von Nazianz, Agathias, Georgius Cedrenus sind die Ansichten des Sextus eine "bösartige und gefährliche Krankheit"(1)
Zu der Ansicht von Heraklit über die Vernunft berichtet er, bezugnehmend auf die Aussage Heraklits, "Die Vernunft ist Prüfstein der Wahrheit", aber nicht etwa jede beliebige, sondern die gemeinsame und göttliche. Aus Heraklits ''Erkenntnistheorie" ist zu entnehmen, dass er sich dabei in einigen Punkten auf Sextus und Ainesidemos bezieht.
Sextus bezieht sich in seiner Schrift "Pyrrhoneion hypotyposeon" auf die Aussage Heraklits, "Alles Geschehen erfolgt infolge eines Gegensatzes" (in: Diogenes Laertios, IX, 8). Dabei dient dieser Bezug sich ausdrücklich auf ihn, um sich von Heraklit abzugrenzen, sie bestätigte ihn indes durch ein bemerkenswertes Verfahren der allgemeinen Zustimmung. Sextus führt dazu aus:
"Da aber die (Anhänger) des Ainesidemos sagten, es sei die skeptische Führungsweise ein Weg zu der Herakleitischen Philosophie, weil dem (Satze), das Entgegengesetzte finde in Betreff Desselben statt, der (Satz) vorausgehe, das Entgegengesetzte erscheine in Betreff desselben, und (weil) die Skeptiker nun sagen, das Entgegengesetzte erscheine in Betreff desselben, die Herakleiteer aber von hieraus auch zu seinem Stattfinden übergehen; so sagen wir gegen diese, dass 'das Entgegengesetzte erscheine in Betreff derselben' nicht ein Lehrsatz der Skeptiker ist, sondern eine Tatsache, welche nicht bloß den Skeptikern, sondern auch den anderen Philosophen und allen Menschen sich darstellt", und "...da sie aber Anfänge (Ausgangspunkte) haben, welche nicht nur uns, sondern auch den anderen Philosphen und dem Leben sich darstellen: warum möchte jemand mehr unsere Führunsgweise, als jede der anderen Philosophien oder auch als das Leben, einen Weg zu der Herakleiteischen Philosophie nennen, da wir doch Alle gemeinsamer Stoffe uns bedienen."
Sextus bezieht sich bezüglich der Sinneswahrnehmungen auf Demokrit, dass dieser "Bestätigungen" versprochen habe, den Sinneswahrnehmungen die Kraft der Glaubwürdigkeit zuzuweisen, in Wirklichkeit aber diese Glaubwürdigkeit verwerfe. Demokrit sage nämlich: "Wir erkennen in Wirklichkeit nichts der Wahrheit gemäß, sondern nur, was sich entsprechend der jeweiligen Verfassung unseres Körpers und den in ihn eindringenden oder entgegenwirkenden (Wahrnehmungsbildern) wandelt".
Ausrücklich wird somit Demokrit die Absicht zugeschrieben, die Glaubwürdigkeit der Sinneswahrnhemungen nachzuweisen. Was Sextus als Kritik der Sinne auffasste, ist im wesentlichen ein Hinweis auf Bedingungen, die die Wahrnehmung beeinflussen können.
Sextus berichtet, dass Demokrit mit anderen vermutete, dass die Vorstellung der Götter beim Menschen durch wunderbare Geschehnisse wie Blitz, Donner, Sternberührungen, Sonnen- und Mondfinsternisse in die Ansichten der Menschen gekommen sei. Epikur, so erklärt er weiter, führt den Vorgang auf die Erscheinung der Götter im Traum zurück. Er schildert damit das Entstehen der Gottesvorstellung einen genetischen Prozess, der zweifellos von anderen Überlegungen der Epikureer als die allgemeine Meinung ausgeht. Da sie ihre Meinung fest behaupten, sind sie für Sextus Dogmatiker, die den Stoikern gleichgestellt sind.
Neben Epikur zählt er auch Aristoteles, Platon und "einige Andere" zu den Dogmatikern, wenn er auch der Platonischen Akademie und ihren Nachfolgern auch einiges Abweichende einräumt. Der Vorwurf geht zurück auf die Verwendung der Sinneswahrnehmung und des Denkens:
"...Insofern wir und weder eines wahrnehmbaren noch eines denkbaren Urteilsmittels bedienen können, weil alles, was wir nur anwenden wollten, unglaubwürdig ist, da darüber Widerspruch herrscht."
Bei der Beschreibung des Atheismus bei Platon kommt Sextus zu einer Definition Platons vom Menschen, "der Mensch sei ein ungeflügeltes, zweifüßiges, breitfußiges, für staatliche Wissenschaft empfängliches Tier".
Sextus wehrt sich gegen die Meinungen, die Platon als Skeptiker aufgefasst wissen wollen. Sextus sieht ihn als Dogmatiker an. Zu den phyrroneischen Grundzügen versichert er, "dass, wenn Platon sich über Ideen ausspricht oder darüber, dass es eine Vorsehung gebe, oder darüber, dass das tugendhafte Leben erstrebenswerter sei als das mit Lastern, er, falls er diesen Dingen als wirklichen bestimmt, lehrphilosophisch spricht, falls er sich zu ihnen als glaubenswürdigeren hält, dem skeptischen Gepräge fern ist, da er Etwas vorzieht in Bezug auf Glaubwürdigkeit oder Unglaubwürdigkeit."
Da der Skeptiker und Arzt Sextus den Glauben unter die unglaubwürdigen, bestenfalls nicht entschuldbaren Gegenstände einreiht, entspringt die Abneigung gegen Platon aus gnoseologischen und allgemeinen gesellschaftlichen Erwägungen.
Sextus schrieb zu den Ansichten von Xenophanes über die Einheit der Welt, dass sich Xenophanes erklärte "gegen die Vorannahmen der anderen Menschen, das Ganze sei eins, und der Gott zusammengewachsen mit den gesamten Dingen; er sei aber kugelgestaltet und leidlos und unveränderlich und vernünftig".Zur Skeptik gegen Beweis im Syllogismus und in der Religion
Zur Frage des Beweises in Aussagen
Zur Kritik der Sinneswahrnehmungen
Auch Platon wird zu den Dogmatikern gerechnet