Screening
Unter einem Screening (englisch für: Durchsiebung, Rasterung, Selektion) versteht man ein Verfahren, das zur Identifizierung bestimmter Sachverhalte an einer großen Gruppe von Proben oder Personen eingesetzt wird. Ein Screening ist somit ein auf bestimmte Kriterien ausgerichteter orientierender "Siebtest".
Formen
In der Medizin wird der Begriff Screening in zwei Bedeutungen verwendet:
In der Regel wird eine möglichst große Anzahl an Probandinnen und Probanden untersucht um gesicherte statistische Aussagen zu erhalten. Bei der Suche nach Krankheiten wird eine Gesamtheit von mehrheitlich (tatsächlich) Gesunden und eine kleine Anzahl von Kranken, die keine Symptome zeigen untersucht. In der Regel ist aus epidemologischen Untersuchungen bekannt, wie viele Kranke sich in etwa in einer Gruppe von Personen verbergen, ihr Anteil wird als Grundanteil bezeichnet.
Im Rahmen exakter Fragestellungen sollen möglichst viele symptomlos erkrankte Menschen mit bestehenden Problemen, die vor der Behandlung nichts von diesen Problemen wussten, erkannt werden und einer Behandlung zugeführt oder zu einer Änderung des Lebensstils angehalten werden.
Das Testergebnis:
Das Testergebnis ist positiv:98 Personen werden also zurecht als krank erkannt - 1000 Gesunde aber zu unrecht (Falsch positiv). Durch einen Test werden also in diesem Beispiel 1098 Personen gefunden, wovon ich 98 helfen kann, man weiß aber nicht welchen 98 der 1098 Personen, dafür sind klärende Befunde notwendig. (siehe auch: bedingte Wahrscheinlichkeit)
Das Testergebnis ist negativ: 99000 werden also zurecht als gesund erkannt- 2 Kranke aber zu unrecht (Falsch negativ). In diesem Beispiel kann der Großteil davon ausgehen nicht krank zu sein, wenn der Test negativ ist - zwei sollten aber dennoch wachsam sein.
Bei einem realen Screening können sich sowohl der Grundanteil als auch die Sensitivität und Spezifität von diesem Beispiel unterscheiden. Anschaulich kann man den Nutzen eines Screenings in Anzahl der notwendigen Behandlungen ausdrücken.
Bei jedem Screening ist es, um die Testergebnisse interpretieren zu können, von entscheidender Bedeutung den Grundanteil zu kennen. Ist dieser unbekannt so haben Testergebnisse keine Aussage - die Frage, ob eine Person krank ist, obwohl der Test negativ, oder gesund, obwohl der Test positiv bleibt offen. Das ist auch eine Schwierigkeit beim Screeening nach BSE bei Kühen, da der Grundanteil hier unbekannt ist.
Der Qualitätssicherung von Screeningprogrammen kommt hier eine besondere Bedeutung zu. (Beispiel:
[1])
Auf Grund der Statistik von Testverfahren beim Screening ist die Chance groß, dass das Testergebnis falsch positiv ist, also eine Krankheit zu Unrecht angezeigt wird. Jeder mit einem postiven Testergebnis, also auch der Gesunde steht auch vor der Entscheidung, ob er klärende Untersuchungen auf sich nehmen soll oder nicht und welches Riskio er in weitere Folge bereit ist einzugehen. Diese weitergehende Untersuchungen können belasten oder auch Komplikationen nach sich ziehen, sie sind ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit. Die klärende Untersuchung ist für einen Gesunden zwar "klärend", da sie einen Informationsgewinn bringt. In einer Kosten/Nutzen Rechnung, die die Möglichkeit in Betracht zieht an einem Screenig-Programm bewusst nicht teilzunehmen, müsste er diesen Nachteil nicht im Kauf nehmen. Nimmt er nicht teil, ist wieder ungeklärt, ob er tatsächlich gesund ist, oder nur ein Kranker, der keine Symptome zeigt.
Oft werden die Alternativen als "Gewissheit oder Risiko" mitgeteilt, tatsächlich aber besteht die "Wahl zwischen zwei Risiken" (Gigerenzer 2002).
Naturwissenschaft
Ein typisches Screening ist die Untersuchung des Bodens auf Altlasten, bei dem in bestimmten Abständen Bodenproben genommen werden (z.B. alle Knotenpunkte in einem 100 mal 100 Meter Raster, pro Quadratkilometer also 121 Proben). Zeigt die Screnninganalyse, meistens ein einfacher Schnelltest zum Beispiel für Schwermetalle, einen auffallenden Wert, so werden auf den umliegenden Feldern weitere Proben genommen und diese mit exakteren Methoden analysiert.
Medizin
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Bedeutung von Screening als Reihenuntersuchung.Ziel
Das Ziel eines Screeningprogrammes im medizinischen Bereich ist es die Lebenserwartung der Untersuchten bei lebensbedrohenden Krankheiten zu erhöhen, die Lebensqualität zu verbessern oder die Verbreitung eines bestimmten Merkmals festzustellen. Ein bekanntes Beispiel sind die Blutgruppenuntersuchungen, die zeigten, dass in verschiedenen Völkern die Verteilung der Blutgruppen höchst unterschiedlich ist.schematisches Beispiel
Ein schematisches Beispiel soll die Überlegungen darstellen, die angewandt werden, um in einer Gesamtheit Gesunde und (symptomlose) Kranke mit einem Test zu erkennen:Voraussetzungen
Da man bei einem medizinischen Screening nur bei einem Teil der Untersuchten Probleme feststellen wird, d.h. im Nachhinein auch viele letztlich gesunde Personen untersucht werden mussten, müssen Screeningprogramme bestimmte Anforderungen erfüllen:
Der letzte Punkt ist von besonderer Bedeutung: Screeningprogramme in der Vorsorgemedizin müssen von den Patienten angenommen werden, um erfolgreich zu sein.Vorteile
Nachteile
Gewissheit vs. Riskio
Screening wird mitunter als solidarischer Akt betrachtet: die vielen Gesunden haben einen kleinen Nachteil, während die symptomlos Erkrankten einen großen Vorteil haben. Ein Prinzip, das jeder Solidargemeinschaft zu Grunde liegt. Bei dieser Sichtweise wird übersehen, dass dieses Risiko unteilbar ist, da das Leben unteilbar ist. Wenn eine Person untersucht wird, rettet das nicht das Leben einer anderen Person. Weiters sind die Nachteile für die Gesunden nicht klein, da der Gesunde nicht einfach nur das Risiko einer schlechten Nachricht, i.e. eines positiven Befundes, trägt. Kosten
Das Planen von Screeningprogammmen muss auch eine Kosteneffizienz beinhalten, das kann bei dem Screening nach Krebs eine Empfehlung für eine bestimmte Altersgruppe bedeuten (nicht jünger als ein bestimmtes Alter, aber auch nicht älter).Folgerung
Es ist also notwendig, dass Ärzte und Forscher Patienten bzw. Eltern von minderjährigen Kindern über Vor- und Nachteile von Tests so aufklären, dass sie selbst entscheiden können, ob sie an einem Screeneing teilnehmen wollen oder nicht.Beispiele
Untersuchungen bei Verdacht auf Substanzmissbrauch - siehe Substanzmissbrauch, DrogennachweisQuellen
Weblinks