Schwalbennest
Schwalbennester sind eine weiße, durchleuchtende gelatineartige Masse, reich an Proteinen, an Kalzium und Eisen, die verschiedene Schwalbenvögel beim Nestbau absondern. Die wichtigste Sorte ist das weiße Nest (Collocalia fuciphaga), die fast in ganz Südostasien gefunden wird. Es ist der Nestzement, eine speichelartige Absonderung, gelegentlich mit einigen Federn und einigen Anteilen von Pflanzenmaterial. Die Nester der Collocalia maxima werden schwarz genannt, wegen der schwarzen Federn, die in den Nestzement gemischt sind. Weiße Nester, welche viel weniger Reinigung erfordern, sind bis zu 25 Mal teurer als die schwarzen Nester.Die beiden Schwalbenarten sind Höhlenbewohner, die gewöhnlich in Klippen an der Küste wohnen, in Seehöhlen, Inlandhöhlen oder menschengemachten Höhlen in düsterem Licht oder in totaler Dunkelheit. Eine Brutkolonie in Sarawak zählte mehr als eine Million Individuen.
Nur in China und Vietnam werden diese Nester gegegessen, in Japan und Thailand hingegen nicht. Die Thais sammeln Schwalbennester nur, um sie weiterzuverkaufen. In China gibt es keine der vier Schwalbenarten, die Nester produzieren, so dass man immer auf den Import angewiesen war. Doch angeblich gibt es auf Hainan und Taiwan solche Nester. Warum ein solch ungewöhnliches Objekt zum Nahrungsmittel wurde bleibt ein Geheimnis. Zu beachten ist jedoch, dass die Nester nicht nur eine Delikatesse sondern auch eine kräftigenden Speise und eine Medizin sind. Ein wohlhabender Opiumraucher konnte Schwalbennester zu sich nehmen, um seinen Kater zu vermindern.
Das Sammeln dieser Nester war ein schwieriges Unterfangen. Manchmal kletterten ganze Gruppen von Sammlern auf Pfählen oder Leitern bis zu 90 Meter hoch, um an die Nester zu gelangen. In den großen Höhlen klettern berufsmäßige Sammler mit Seilen und Laternen. Ein chinesischer Unternehmer des 18. Jahrhunderts in Siam wurde reich, indem er sich vom König das Monopol für Schwalbennester verleihen ließ. Als der König deren Wert bewusst wurde, entzog er ihm die Konzession wieder. Der Preis der Nester schien Schwankungen unterworfen zu sein. 1987 kosteten in Hongkong ein Pfund etwa 375 US$, und Nester von Spitzenqualität mehr als 1000 US$ das Pfund. In den frühen 1980er Jahren sollten die besten Nester fast 300 Dollar die Unze gekostet haben, verglichen mit 400 Dollar für die Unze Gold. Aus der Sicht eines Sammlers brachte der Verkauf eines einzigen Nestes dreimal so viel ein wie ein ganzer Tag Arbeit. Das macht verständlich, dass sich Wildern und Schmuggeln entwickelte.