Schwäbisch-alemannische Fastnacht
Die Schwäbisch-alemannische Fastnacht birgt vielleicht die ursprünglichste Form der mittelalterlichen Fastnacht. Verglichen mit dem Karneval hat sie eine weitaus längere Tradition.Die schwäbisch-alemannische Fastnacht wird heute, wie der Name schon sagt, in Baden-Württemberg, Teilen von Bayern, Vorarlberg, der Schweiz und im Elsass gefeiert. Dort wird sie in der Regel als Fasnet, Fasnacht oder Fasent genannt.
Als Hochburgen gelten Rottweil, Villingen, Elzach und Überlingen. Mittlerweile haben sich auch andere Städte als Narrenstädte einen Namen gemacht, so beispielsweiese Lindau, Endingen am Kaiserstuhl, Offenburg, Furtwangen, Schömberg, Wolfach oder Schramberg.
Die meisten der "alten" Fastnachtzünfte, die heute noch Fastnacht in ihrem ursprünglichen Sinn feiern, gehören der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte an. Diese Vereinigung, gegründet 1924, schloss sich zur Wahrung der "althistorischen" Fastnachtsbräuche zusammen. Sie versucht heute, alte Bräuche in der Fastnacht zu bewahren und die Fastnacht vor Übermaß zu beschützen.
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2 Ablauf der schwäbisch-alemannische Fastnacht 3 Figuren der schwäbisch-alemannischen Fastnacht |
Im alten Rom feierte man vom 17. Dezember bis 19. Dezember die Saturnalien, ein Fest, verbunden mit einem öffentlichen Gelage, zu dem jedermann aus jeder Gesellschaftsschicht eingeladen war.
Hinrichtungen wurden während der Saturnalien hinten angestellt. Sklaven und Herren tauschten zeitweise die Rollen. Jedoch werden in der aktuellen Forschung Termine wie Saturnalien oder Lupercalien als Urpsrung des Fastnachbrauches stark angezweifelt.
Im mittelalterlichen Europa feierte man - zwar in Kirchen, jedoch nicht kirchlich - "Narrenfeste" vom 12. Jahrhundert bis zum Ende des 16. Jahrhunderts um den Epiphaniastag (6. Januar).
Dabei übernahmen die unteren Kleriker vorübergehend Rang und Privilegien der höheren Geistlichkeit. Kirchliche Rituale wurden parodiert; selbst ein Pseudopapst wurde gekürt. In Gestalt von Prozessionen wurden auch die Bewohner der Städte am Fest beteiligt.
Die mittelalterliche Fastnacht wird auf die augustinischen Lehren vom Zwei-Staaten- Modell zurückgeführt. Die Fastnacht steht daher für die civitas diaboli, den Staat des Teufels. Mit dem Aschermittwoch beginnt die Herrschaft der civitas dei, des Gottesstaates, der über den Teufelsstaat siegreich bleibt.
Daher wurde die oftmals ausartende Fastnacht von der Kirche als didaktisches Beispiel geduldet, um zu zeigen, dass die civitas diaboli wie auch der Mensch vergänglich ist und am Ende Gott siegreich bleibt.
Mit dem Aschermittwoch musste daher die Fastnacht enden, um die unausweichliche Umkehr zu Gott zu verdeutlichen. Während die Kirche bei gotteslästernden Szenen während der Fastnacht untätig blieb, wurde ein Weiterfeiern der Fastnacht in den Aschermittwoch hinein streng verfolgt.
Insbesondere im ausgehenden 14. und 15. Jahrhundert wurde im deutschen Raum Fastnacht gefeiert, so z.B. die Nürnberger Schembartläufe. Dort fand auch der Narr Einzug in die Fastnacht, der im didaktischen Sinne der Fastnacht auf die Vergänglichkeit hinweisen sollte.
In manchen Fastnachten wird vor diesem Hintergrund bereits am Fastnachtsdienstagabend zum "Betzeitläuten" die Maske um sechs Uhr abgelegt. Hintergrund zu dieser Uhrzeit ist die mittelalterliche Tradition, dass der neue Tag bereits mit dem Einbruch der Nacht beginnt.
Die schwäbisch-alemannische Fastnacht geht auf das Mittelalter zurück, wo Fastnacht als kirchliches Fest vor Aschermittwoch als fester Brauchtermin gefeiert wurde.
325 wurde auf dem Konzil von Nicäa das Osterdatum auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgelegt. Um 600 führte Papst Gregor I eine 40tägige Fastenzeit vor Ostern ein, die an die Zeit erinnern soll, die Jesus Christus in der Wüste verbracht hat.
Nach dieser Regelung begann die Fastenzeit am Dienstag nach dem 6. Sonntag vor Ostern ("Invocavit" oder "Dominicia Quadragesima", im Deutschen auch "Funkensonntag").
Mit dem Konzil von Benevent im Jahr 1091 wurden die sechs Sonntage vor Ostern vom Fasten ausgenommen. So rückte der Beginn der Fastenzeit um sechs Tage nach vorne auf den heutigen Aschermittwoch.
Die schwäbisch-alemannischen Fastnacht beginnt die Fastnacht nicht am 11. November, sondern an Dreikönig. In den Wochen vor der eigentlichen Fastnacht finden vielerorts Narrentreffen statt, die von verschiedenen Vereinigungen veranstaltet werden, so z.B. der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte.
Am Schmutzigen Donnerstag beginnt die eigentliche Fastnacht. An diesem Tag wird vielerorts die Fastnacht früh morgends erweckt. Sie endet am Aschermittwoch. Vielerorts ist der Höhepunkt am Fastnachtsonntag, so z.B. in Elzach, manchmal auch der Fastnachtmontag, wie in Rottweil, selten auch der Fastnachtsdienstag, so beispielsweise in Offenburg.
Die Figuren in dieser Fastnacht sind vielfältig.
Die ältesten findet man in Villingen, dem Narro, oder in Rottweil. Auch Elzach beruft sich mit dem Schuttig auf eine alte Tradition.
Insbesondere auf der Baar, dem Landstrich zwischen Schwarzwald und Hegau, in Umkreis von Donaueschingen findet sich die Figur des Weißnarren. Sie trägt eine freundliche, männliche Holzmaske, ein bemaltes (weißes) Leinengewand und mehrere Gürtel mit Glocken .
Ganz traditionell sind auch die verschiedenen Spättle- oder Fleckle-Häs: Auf ein Unterkleid werden bunte Stofffetzen genäht, heute bei vielen Zünften durch farbenfrohen Filz ersetzt.
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Geschichte der Fastnacht
Mit dieser Verschiebung waren die Bauern aber oft nicht einverstanden, ebenso wurde sie in evangelischen Gebieten wieder rückgängig gemacht. So entstand die Alte Fasnacht oder auch die Basler Fasnacht, die dann eine Woche später am Montag gefeiert werden.Ablauf der schwäbisch-alemannische Fastnacht
Figuren der schwäbisch-alemannischen Fastnacht
Seit den 1930er Jahren, als eine Hexenfigur in Offenburg entstand, hat sich die Fastnachtshexe stark vermehrt. Sie findet sich seit den 1990er Jahren fast in jeder Fastnachtszunft.
Oftmals werden die Figuren einer städtischen Ulkfigur oder einer Sagenfigur nachempfunden, die darauf an den Fastnachttagen bei Umzügen auftritt.
Literatur: