Schreibschrift
Schreibschrift ist eine Schrift, mit der von Hand auf Papier, oder ein anderes Medium, geschrieben wird. Ihr Aussehen wird durch das Schreibwerkzeug (Feder, Pinsel, Kugelschreiber) bedingt. Schreibschriften entstanden aus dem Bedürfnis schnell Informationen festzuhalten. Die fließende Schreibbewegung erzeugt ein zusammenhängendes Schriftbild, das wenig unterbrochen ist.Im Gegensatz dazu steht die Kalligrafie, als künstlerische Schreibschrift. Auch die Buchschriften, bei denen es auf Lesbarkeit ankommt, wurden bis zur Erfindung der beweglichen Lettern geschrieben.
Die Druckschriften sind aus den Buchschriften des Mittelalters hervorgegangen, in vielen Schriftschnitten (besonders der Kursiv) ist der Schreibcharakter noch festzustellen. Heute gibt es auch Satzschriften die eine handgeschriebene Schrift imitieren.
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Diese wird vom 4. Jahrhundert an gerne als Buch- und Gebrauchsschrift verwandt. Neben ihr findet sich die aus ihr weiterentwickelte "Halb-Unzialis", eine Minuskelschrift. Auch sie ist als Buch- und Gebrauchsschrift beliebt. Aus der Capitalis und der Unziale entwickelten sich im 7. und 8. Jh. vielerlei "Nationalschriften".
Die Notwendigkeit im karolingischen Großreich Beschlüsse für das ganze Reich verständlich zu verfassen führte zur Entwicklung der Karolingische Minuskel. Die wesentlichen Anstöße hierzu fanden unter Pippin und Karl dem Großen in deren Kanzleien und Klosterschulen statt.
Es entstanden erstmals voll ausgebildete Kleinbuchstaben.
Mit der Wende des 8. Jh. hatte sie sich vollständig ausgebildet und hatte sich bis zum Ende des 11. Jh. im gesamten Abendland durchgesetzt. Alle späteren abendländischen Schriften entwickelten sich aus der Karolingischen Minuskel.
Alle Schriftarten lassen sich in zwei Hauptgruppen gliedern - die Buchschriften und die Kursiven. Erstere waren vor Gutenbergs Erfindung die Handschriften der Buchschreiber und gaben später lange Zeit die Vorlagen für den Typenschnitt der Druckbuchstaben ab. Die Kursive orientierte sich immer mehr an den Schreibschriften für den privaten und geschäftlichen Gebrauch. Deren Kennzeichen ist die Verbindung der einzelnen Buchstaben und häufig eine Schleifenbildung, weil die Feder möglichst selten abgesetzt werden soll. Sie entwickelten sich als Schnellschreibformen aus den Buchschriften und den Urkundenschriften, die seit jeher eine eigene kalligraphische Gestaltung hatten.
Der Urahne der deutschen Schreibschrift ist die gotische Schrift mit ihren straffen Abstrichen und Ecken. Die anfänglich noch runde karolingische Minuskel hatte sich bis etwa 1300 über verschiedene Zwischenstufen zur gotischen Minuskel umgeformt. Die Anstöße dazu kamen aus dem fränkisch-normannischen Norden, der Normandie und Isle de France. Der Formwandel greift von dort bald nach Westen und Süden über. In Deutschland entstehen zu dieser Zeit die Bauten der Gotik, die gotischen Tafelgemälde und Plastiken, deren künstlerische Vollendung sich bis Ende des 15. Jh. anhaltend steigert. Kein Wunder, dass damit auch der neue Schriftstil, die gotische Minuskel, bereitwillige Aufnahme und rasche Verbreitung findet. Vom 13. Jh. an findet sie auch Freunde und Förderer in Italien und Spanien. In Spanien hält sie sich sogar über die Einführung des Buchdrucks hinaus. Aber dem Stilgefühl der Italiener entspricht sie nicht. Diese empfinden sie als wesensfremd, wie die große Kunst der Gotik an sich. Der Name Gotik wird gegen Ende des 15. Jh. im Urteil der italienischen Künstler der Renaissance zur verächtlichen Kennzeichnung eines harten, barbarischen Stils, den sie ablehnen.
Der Fortgang der Entwicklung und die raschen Erfolge der Druckkunst zwangen indes die bisher hochgeachteten und gutverdienenden Buchschreiber, den Fortbestand ihrer Kunst vor der stetig wachsenden Konkurrenz zu verteidigen und damit ihren Broterwerb zu sichern. Sie gründeten Schreibschulen, nahmen Schüler aus den bürgerlichen Ständen an und bauten die seither bewährten Schriften weiter aus. Sie beeinflussten die Weiterentwicklung der Schreib- aber auch der Buchschriften und förderten damit die Verbreitung des Handschreibens im Allgemeinen.
Nach dem Aufkommen der Druckkunst gab es eine große Anzahl von Schreibern und Schreibmeistern in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, der Schweiz und anderen Ländern. Von 1500 bis 1800 entstanden allein in Deutschland etwa 800 gedruckte Schreibvorlagen.
Als bedeutendster Nürnberger Schreibmeister gilt Johann Neudörfer, ein Zeitgenosse Albrecht Dürers. Er schuf mit Hieronymus Andreä die Neudörfer-Andreä-Fraktur. Mit dieser Druckschrift legte er zugleich die Basis für alle weiteren Frakturschriften als auch für die sich später entwickelnde deutsche Schreibschrift. In seiner Schule ging er gegen eine Vielfalt und Verworrenheit der damals benutzen Verkehrsschriften an.
Im Jahre 1830 fand die spitze Stahlfeder, von England ausgehend eine immer größere Verbreitung. Sie erwies sich zwar in der Handhabung als schwieriger als die Kielfeder, konnte sich aber bis zum Ende des 19. Jh. auch in Deutschland durchsetzen.
Mit der Einführung der Schulpflicht und Schreiben als Grundlehrfach wurden bald die verschiedenen Meisterschulen überflüssig. Durch ihren Wegfall und die weitere Durchsetzung des englischen Stils mitsamt der englischen Spitzfeder setzten sich neue Gebrauchsschriften durch.
Im Jahre 1907 entwickelt R. Blankertz eine neue, stählerne Breitfeder nach dem Vorbild der breitkantigen Kielfeder. Mit seiner Entwicklung versucht er die alte Schreibschrift wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Doch erst S. Wagner gelang es 1912 mit einer Weiterzuentwicklung. Er gleicht die drei Zeilenräume aneinander an, wodurch die Schrift harmonisch ausgeglichen wirkt und gut leserlich wird. Die zuvor nach rechts kippenden Schriften bekommen somit eine aufrechte Haltung.
Der Grafiker Ludwig Sütterlin ging bei seiner Schreibschriftreform im Jahre 1917 andere Wege. Er schuf ein neues Alphabet mit dem Verhältnis 1:1:1 für die Lineaturräume, mit Steilschriftformen und als völlig neues Gerät nutzte er die Gleichzug- oder Schnurzugfeder. Diese wurde von Blankertz als "Redisfeder" hergestellt. Die kugelige Spitze der Feder stellt keine großen Ansprüche bezüglich der Haltung und Führung der Feder bzw. des Füllhalters. Aus diesem Grunde erschien sie L. Sütterlin auch als das passende Schreibgerät für Kinder zum Erlernen des Schreibens. Der Federspur entsprachen die Rundzüge und Kringel vieler Buchstaben. Sütterlin sprach sich aber sehr klar für den Gebrauch der rechtsschrägen Breitfeder aus und wies auf den Formgewinn hin, den diese Feder den Schriften verleiht. In Hessen entwickelte Rudolf Koch eine ausdrucksvolle Breitschrift, welche er 1927 vorstellte. Mit der Einführung von Sütterlins Schrift in Hessen 1930 blieb die "Offenbacher Schrift" jedoch unbenutzt.
Durch eine Verordnung von 1954 erhielten Schulen in Deutschland wieder die Möglichkeit neben der zur Hauptschrift deklarierten lateinischen Ausgangsschrift vom 4. Schuljahr an wieder die deutsche Schreibschrift zu lehren. Als Vorlage dient hierbei die von Rudolf Koch entwickelte Offenbacher Schrift mit dem dazugehörigen Breitfederalphabet. Diese Verordnung wurde aber nur selten zur Anwendung gebracht.
Siehe auch: Geschichte der Typografie, Handschrift, Schulausgangsschrift, Deutsche Kurrentschrift
Die Geschichte der Schreibschrift in Deutschland
Die ersten Formen der deutschen Schrift
Alle abendländischen Schriften, die griechischen und die Runen ausgenommen, gehen in ihren Formen zurück auf die Buchstabenschrift des römischen Altertums, die Capitalis quadrata. Sie wurde als Buchschrift bis ins 5. Jahrhundert, als Monumentalschrift noch länger, benutzt. In der Rückwendung der Renaissance zur Kultur der Antike im 14. und 15. Jh. kam sie erneut auf. Als Abwandlung der Capitalis, vornehmlich in den klösterlichen Schreibstuben des spätantiken Christentums entstanden, folgt ihr die Unzialis.Die Schreibschrift in Zeiten des Buchdrucks
Mit dem Buchdruck wurde es auch weniger Begüterten, Schulen und öffentlichen Büchereien möglich Bücher zu erwerben. Die schreibende Hand stand damals in direkter, harter Konkurrenz zu der druckenden Maschine. Die Drucker erkannten bald, dass sie Bücher von gleicher Art und Güte, in großer Zahl rasch und billig unter die Leute bringen konnten. Die Drucker hielten sich im Schnitt ihrer Typen und des schmückenden Beiwerks weitgehend an die Künste der Buchschreiber.