Schlacht am Trasimenischen See
Die Schlacht am Trasimenischen See war ein Ereignis während des Zweiten Punischen Krieges, bei dem der karthagische Feldherr Hannibal zwei römische Heere vernichtend schlug. Die Schlacht fand im Frühjahr 217 v. Chr statt. Sie wurde von den antiken Schriftstellern Titus Livius und Polybios im Detail überliefert.
Die Vorgeschichte
Die Punischen Kriege waren Machtkämpfe um die Vorrangstellung im Mittelmeerraum. Die Kontrahenten waren das Punische Reich mit seiner Hauptstadt Karthago sowie das Römische Reich, das zu diesem Zeitpunkt erst im Aufbau war und in erster Linie ein Bündnissystem der Stadt Rom mit umliegenden Stämmen darstellte.
Im Verlauf des Zweiten Punischen Krieges war der karthagische General Hannibal mit einer großen Armee, die auch Elefanten mit sich führte, von Nordafrika nach der Iberischen Halbinsel (heute Spanien) übergesetzt, die damals nicht zum Römischen Reich gehörte. Er plante, Rom nicht mit einer Seestreitmacht, sondern mit einer Armee anzugreifen, um einen Überraschungseffekt zu erzielen. Dazu musste er nicht nur die Iberische Halbinsel durchqueren, sondern auch die Alpen überwinden.
Hannibals Vormarsch war von den Römern aber entdeckt worden. Da Hannibal vor der Überquerung der Alpen den Winter abwarten musste, um mit Heer und Elefanten unbeschadet die Pässe nutzen zu können, hatten die Römer genügend Zeit, sich mit zwei Armeen bei den Städten Ariminium und Arretium (heute: Arezzo) so zu postieren, so dass Hannibals Streitmacht von beiden Heeren in die Zange genommen und aufgerieben werden konnte. Die beiden Heere wurden von den beiden Konsuln jenes Jahres, Gnaeus Servilius und Gaius Flamininius, angeführt.
Durch Späher war Hannibal von dem Aufmarsch der Heere informiert. Um der gefährlichen Situation zu entgehen, überraschte er die römischen Strategen ein weiteres Mal: er überquerte die Alpen beim ersten Anzeichen von Frühling, also weit bevor die Pässe sicher waren. Dabei verlor er eine große Zahl von Soldaten sowie - bis auf einen - alle mitgeführten Elefanten. Nach der Passquerung schwächten die Hochwasser führenden Flüsse und die Frühjahrsüberschwemmungen durch die Schneeschmelze seine Streitmacht weiter. Doch die Überraschung war gelungen: die beiden römischen Heere, die noch nicht einsatzbereit waren, hatten den Vormarsch nicht verhindern können und mussten nun der ungehindert Richtung Rom strebenden karthagischen Streitmacht nacheilen. Um den römischen Truppen die Versorgung zu erschweren, ließ Hannibal beim Durchzug die Felder und Bauernhöfe verwüsten - er verfolgte damit eine Politik der verbrannten Erde. Dabei ließ er aber die Stadt Cortona, etwas nördlich vom Trasimenischen See, unberührt. Sie zog dadurch das Römische Heer als Versorgungsmöglichkeit an.
Durch den intensiven Einsatz von Spähern war Hannibal über alle Truppenbewegungen seiner Gegner sowie das vor ihm liegende Terrain sehr gut informiert. Ein stark bewaldeter Höhenzug, der den Trasimenischen See vom Tiber trennte und dabei nur einen schmalen Uferstreifen für den Durchzug eines Heeres beließ, nutzte er zur Vorbereitung eines Hinterhalts: er versteckte sich mit seinem Heer entlang des nordöstlichen Ufers auf einer Länge von etwa 10 Kilometern in diesen Wäldern. Das ihm nacheilende Heer des Konsuls Flaminius schlug ein Nachtlager am nördlichen Ufer des Sees auf (der einzig sinnvolle Weg nach der Versorgung in Cortona), ohne dass Kundschafter die Umgebung auf feindliche Truppen durchsuchten. Der Konsul glaubte Hannibal weit vor sich, im direkten Vormarsch auf Rom. Vermutlich wollte er seine Truppen, der notwendigen Eilmärsche wegen, ausgiebige Ruhe gönnen. Diese fehlende Vorsicht ließ Hannibals Taktik aufgehen.
Am frühen Morgen brachen die Römer das Lager ab und machten sich auf den Weg Richtung Tiber. Ungewöhnlich dichter Nebel lag über dem See und machte es den Hauptleuten unmöglich, den Heerwurm im Auge zu behalten. Durch den schmalen Uferbereich mussten die römischen Soldaten hintereinander gehen; das hatte zur Folge, dass sich die Truppen über eine sehr lange Strecke verteilten. In den Wäldern über den römischen Truppen warteten Hannibals Leute, bis sich alle Römer auf dem Marsch entlang dem Seeufer befanden. Dann schlossen sie Zugang und Ausgang.
Von den Höhen stürzten sich die Truppen Hannibals auf die völlig überraschten Römer. Das geschah zeitgleich auf der gesamten Länge der Falle. Die Hauptleute, die durch den Nebel nicht erkennen konnten, was vor sich ging, gaben zu spät den Befehl zur Kampfbereitschaft: die Truppen waren auf einen Marschtag eingerichtet und hatten die Waffen nicht griffbereit. So wurden viele Römer bereits in den ersten Minuten der Schlacht wehrlos getötet. Andere Soldaten, die den ersten Ansturm überstanden hatten, flohen in den See hinein. Das war ihnen aber nur so weit möglich, wie sie im Wasser stehen konnten: zum einen verhinderte das schwere Marschgepäck ein Fliehen durch Schwimmen, zum Anderen konnten die meisten Römer nicht schwimmen. Das war bei einem Bauernvolk, wie es die Römer in erster Linie waren, ein nicht gepflegter Sport. Schwimmen gehörte auch nicht zur militärischen Ausbildung. Die Karthager hatten daher die Möglichkeit, die im Wasser befindlichen römischen Soldaten systematisch zu töten. Das geschah auch.
Nur im vorderen Bereich der Falle konnte eine Vorhut von 6.000 Mann entkommen. Nachdem sie nicht mehr benötigt wurden setzte die karthagische Kavallerie unter Hauptmann Maharbal, die zuvor die Sperre am Ausgang der Falle bildete, den Fliehenden nach und setzte sie nach kurzer Zeit gefangen.
Von den 25.000 Soldaten der Armee des Konsuls Flaminius starben 15.000; 6.000 wurden gefangen und 4.000 wurden auf der Flucht zerstreut. Damit war dieses Heer komplett aufgerieben. Auch Konsul Flaminius zählte zu den Gefallenen. Auf Hannibals Seite gab es 1.500 Tote, die meisten davon Kelten (also Hilfstruppen).
Als Konsul Servilius, der die andere römische Armee leitete, hörte, dass Konsul Flaminius in ein Gefecht verwickelt war - über die Größenordnung des Angriffs war er sich augenscheinlich nicht im Klaren - sandte er 4.000 Reiter seiner eigenen Armee zur Unterstützung seines Amtskollegen aus. Diese Reiter wurden von Hauptmann Marhabal und seiner Kavallerie abgefangen und ebenfalls vernichtend geschlagen. 2.000 römische Reiter starben, die restlichen 2.000 Reiter wurden gefangen genommen.
Die römische Armee hatte ihre bis dahin größte Niederlage hinnehmen müssen. Sie blieb aber nur kurze Zeit die größte Niederlage: im Jahr darauf starben bei Cannae, ebenfalls in einer Schlacht gegen Hannibal, 60.000 Römer.
Auch in Rom geschah Wichtiges. Der Senat erklärte, Rom befände sich in einem Staatsnotstand: ein Consul war tot, der Andere nicht erreichbar; die Hälfte des Römischen Heeres war vernichtet und der Feind bedrohte die Stadt Rom. Eine starke Führung schien nötig. Zum ersten Mal in seiner Geschichte ernannte Rom einen Alleinherrscher für die Dauer der Staatskrise. Sie nannten dieses Amt, das seit der Stadtgründung für solch einen Fall vorgesehen war, "Dictator". Die Volksversammlung berief Fabius Maximus Verrucosus in dieses Amt, ein Mann, der ruhig und pflichtbewusst diese Aufgabe erfüllte, dem Amt die notwendige Würde und Kraft verlieh und es am Ende der Staatskrise freiwillig zurück in die Hände des Senats gab - ein Idealist, der seine Machtfülle nutzte, aber nicht missbrauchte. Seinem besonnenen, verantwortungsbewussten Handeln verdankte dieses Amt den großen Ruf, der nur 200 Jahre später die res publica in ihrer alten Form zerstörte: mit den Bürgerkriegen, dem Diktator Sulla und später den Imperatoren wie Augustus, Gaius Iulius Caesar oder Nero.
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Politische Folgen
Hannibal versuchte, die gewonnene Schlacht nicht nur militärisch, sondern auch politisch zu nutzen. Da er im Bereich der Verbündeten Roms agierte bemühte er sich, sie auf seine Seite zu ziehen. Das geschah indem Hannibal die Gefangenen aus Ländern, die zu Roms Verbündeten gehörten, ohne Lösegeldforderungen freiließ. Tatsächlich begann Rom, sich vor solchen abfallenden Bünnispartnern zu fürchten. Im weiteren Verlauf des Kriegszugs wurde aber deutlich, dass Hannibal selbst das Überlaufen von Roms Verbündeten verhinderte. Er zerstörte bei seinen weiteren Kriegszügen weiterhin die Felder und Höfe, um seinen Gegnern die Versorgung abzuschneiden. Da dies aber die Felder der Bündnispartner Roms betraf, waren diese ihm natürlich nicht besonders wohl gesonnen. Zusätzlich tötete Hannibal alle wehrfähigen Männer, die ihm in die Hände fielen. Keine einzige Stadt in Umbrien und Etrurien, den betroffenen Gebieten, öffnet Hannibal freiwillig die Tore.Literatur
Siehe auch: Liste von Schlachten, Liste von Kriegen