Schöpfungsgeschichte (Priesterschrift)
Als Priesterschrift bezeichnet man die erste der zwei komplementären Schöpfungsgeschichten im Buch Genesis.Die Priesterschrift findet sich in Genesis 1,1-2,4a. Die im Text folgende Schöpfungsgeschichte, Genesis 2,4b-25, wird dem Jahwisten zugeschrieben. Dabei ist zu beachten, dass die in der Textreihenfolge zuerst aufgeführte Schrift von der Entstehungszeit her jünger ist als die Jahwistenschrift (die ca. 1000 v.Chr verfasst wurde).
Für den vollständigen Text von Genesis 1,1-2,4a sei auf die im Artikel Bibel gegebenen Internetadressen verwiesen. Dieser Artikel bezieht sich auf die Einheitsübersetzung.
Die Priesterschrift entstand sehr wahrscheinlich während der Babylonischen Gefangenschaft des Volkes Israel, also um das Jahr 500 v.Chr. Es sei zu der historischen Situation auf den Artikel zum Babylonischen Exil verwiesen.
Wichtig für das Verständnis ist, dass die Autoren sich im Exil mit den Schöpfungsmythen und der Religion Babylons auseinandersetzten.
In dieser polytheistischen Religion verfolgten die Götter auf das eigene Wohl gerichtete Pläne und kämpften sogar gegeneinander. Gestirne und Naturphänomene sind mit den Göttern verbunden. Im Schöpfungsmythos Enuma Elisch werden die Menschen geschaffen, um den Göttern Arbeit abzunehmen. Sie leben in einer instabilen Weltordnung mit ungewissem Schicksal.
Die Schöpfungsgeschichte stellt diesen Vorstellungen ein völlig anderes Weltbild gegenüber.
Die Schöpfung erfolgt in sechs Tagen:
Durch die Gottesebenbildlichkeit des Menschen wird ihm die unantastbare Würde verliehen. Der Mensch besitzt eine Sonderstellung über allen anderen Lebewesen,
begründet durch den Auftrag Gottes über die Welt zu herrschen. Verstärkt wird das noch durch die Selbstaufforderung Gottes zur Schaffung des Menschen (1,26) und den abschließenden Segen (1,28).
Gleichsam wird der Mensch ganzheitlich als Mann und Frau geschaffen - auch das ist im Vergleich zur Jahwistenschrift die "modernere" Version.Historischer Kontext
Die Schöpfung
Das Chaos
Die Schöpfung erfolgt aus einer wüsten Finsternis, aus dem Chaos, in dem nur das Urmeer existiert.
Hier liegt ein Zusammenhang mit der Erfahrung von Überflutungen in MesopotamienSchöpfung durch das Wort
Die Schöpfung erfolgt auf geradezu abstrakte Weise durch das Wort. Dadurch wird die Jenseitigkeit Gottes im Gegensatz zum weltimmanenten Erscheinen der Götter Babylons betont.
Gott ist allmächtig und wird von keiner anderen Macht in seinem Schaffen gehindert.
Nach jedem Schöpfungsakt begutachtet Gott das Werk und beurteilt es als gelungen. Er gibt dem Geschaffenen einen Namen, benennt die Elemente, wodurch die in Babylon vertretene Göttlichkeit dieser Dinge ausgeschlossen wird.Ganzheitliche Schöpfung des Menschen
In diesen Versen steckt ein Menschenbild, das auch heute nicht aktueller sein kann.
\r | P | J |
Entstehungszeit | ca. 500 v.Chr. | ca. 1000 v.Chr. |
Urzustand | wüst, leer, Finsternis | Ackerboden |
Dauer | 6+1 Tage | 1 Tag/unklar |
Wasser | Urflut, drohend | belebend, fruchtbar |
Mensch | Mann und Frau in Leib und Seele | Mensch, dann Frau. Erst Körper, dann Geist |
Schöpfung durch | das Wort | die Tat |