Santiago del Estero (Provinz)
Santiago del Estero ist eine Flachlandprovinz im nördlichen Argentinien mit subtropisch-heißem Klima. Sie hat eine Fläche von 136.351 km2 und 804.457 Einwohner (Volkszählung von 2001). Ihre Hauptstadt ist die Stadt Santiago del Estero.
Table of contents |
2 Bevölkerung 3 Kultur und Geschichte 4 Situation der Landbevölkerung 5 Situation in den Städten |
Santiage del Estero gehört landschaftlich, nicht aber kulturell gerade noch zum Gran Chaco und ist von einem Buschwald („Monte“) bedeckt, der aus lichten Bäumen (z. B. Algarrobo, Quebracho) baumhohen Kakteen und sperrigem Dorngebüsch (z. B. Vinal mit bis zu 15 cm langen Dornen) besteht. Viele Pflanzen tragen eßbare Früchte, die gesammelt und verwertet werden. Dazwischen gibt es Gras, auf dem Ziegen, Esel und einzelne Kühe weiden können, eine Viehzucht im großen Stil wie in der Pampa ist aber nicht möglich. Der Boden ist salpeterhaltig, im Süden der Provinz gibt es Salinen. Im „Monte“ gibt es einerseits viele gefährliche Tiere wie Schlangen, Pumas, Skorpione, andererseits aber auch jagbares Wild wie Gürteltiere, Viscachas (hasenartige Tiere) und Leguane. Gewöhnlich bessern die Männer den Speisezettel durch die Jagd auf.
Die Provinz ist mit 135.254 km² und ist damit ca 3,8 mal so groß wie Baden-Württemberg (35.751 km²). Die Provinz ist für argentinische Verhältnisse mittelgroß und mit nur etwa 800.000 Einwohnern dünn besiedelt. Von diesen leben allein 200.000 in der Provinzhauptstadt.
Santiago del Estero ist eine der ärmsten Provinzen Argentiniens. Das Bruttosozialprodukt liegt bei nur 2.035 $ pro Einwohner und kommt somit auf weniger als ein Viertel des Landesdurchschnitts, der bei 8.860 $ liegt (Zum Vergleich: In Deutschland liegt es bei 23.650 $.).
Santiago del Estero liegt damit noch deutlich unter dem lateinamerikanischen Durchschnitt, der 1993 bei 2.950 $ pro Kopf lag.
Die in der Zeitung „El Liberal“ veröffentlichte Studie bezeichnet von den 28 Departamentos der Provinz die Armutssituation in nur vier Departamentos als „gut“, in acht als „normal“, in vier als „schlecht“, in elf als „sehr schlecht“ und in einem als „untragbar“. Dies bedeutet, daß beispielsweise im Departamento Choya, dessen Situation als „gut“ bezeichnet wird, von den 30.691 Einwohnern 26,9% unter dem Existenzminimum leben, 14,1% der Häuser Baracken sind, 37% der Wohnungen keine sanitären Einrichtungen haben, die Analphabetenrate bei 6,4% liegt und den Bewohnern 46 Schulen und 66 Ärzte (1:465 Einw.) zur Verfügung stehen. Im Departamento Salavina, das keine größeren Ortschaften besitzt und dessen Situation als „sehr schlecht“ bezeichnet wird, leben von den 9 100 Einwohnern 61,8% unter dem Exi-stenzminimum, 65,3% leben in Baracken, 82% der Häuser haben keine sanitären Einrichtungen, die Analphabetenrate liegt bei 11% und es gibt 37 Schulen und drei Ärzte (1:3 033 Einw.). Die relativ hohe Zahl an Schulen erklärt sich dadurch, daß es sich bei den meisten um ein- oder zweiklassige Landschulen handelt.
Die Provinz Santiago del Estero gehört kulturell zum Nordwesten des Argentiniens. Die ursprünglichen Bewohner dieses Landesteiles, die Diaguita und andere Stämme, lebten in Dörfern und betrieben Landwirtschaft. Im Gegensatz dazu wurden die größten Teile des heutigen Argentinien von nomadischen und halbsesshaften Jägervölkern bewohnt. Im nahen Andengebiet lebten die Menschen in Häusen aus Stein und Festungen (Pucará).
Die Stämme des Nordwestens standen zum Zeitpunkt der Eroberung durch die Spanier unter dem kulturellem Einfluss der Inkas, denen sie zu Abgaben verpflichtet waren. In Santiago siedelten die Inkas ein Quechua sprechendes Volk an, das die ursprünglichen Bewohner verdrängte. Dieses Quetchuavolk vermischte sich später mit den spanischen Einwanderern und so entstand eine neue Kultur mit Elementen aus beiden Ursprungskulturen. Bis heute wird auf dem Land der Quechua-Dialekt Quichua gesprochen, der allerdings mehr und mehr ver-schwindet. Die junge Generation spricht fast nur noch spanisch, von einigen sehr entlegenen Gegenden abgesehen, in denen aber der Schulunterricht auch nur auf Spanisch gehalten wird. Inwischen werden zwar Quichua-Kurse angeboten und es ist Mode, vor allem soziale Einrichtungen in Quichua zu benennen, aber allgemein wird das Quichua Santiageña zu den aussterbenden Sprachen gezählt.
Aus der Provinz Santiago kommt die Chacarera, eine Musikrichtung, die zur bekanntesten Folklore Argentiniens geworden ist.
Santiago del Estero nennt sich älteste Stadt Argentiniens, korrekterweise muß man sie aber als die älteste durchgängig bewohnte Stadt bezeichnen. Santiago wurde 1553 von spanischen Eroberern, die aus Peru kamen, gegründet. Später wurde sie zu einem wichtigen Haltepunkt auf der Straße von den bolivianischen Silberminen zum Río de la Plata.
Die Situation der Landbevölkerung: In der Provinz Santiago del Estero gibt es im Gegensatz zu den meisten anderen Provinzen Argentiniens keine großen Estanzien mit eingezäuntem Gelände. Die Bauern leben verstreut im „Monte“ und leben von der Landwirtschaft im kleinen Stil . Zu diesem Sektor gehören ca 15.000 Familien oder 70.000 Personen, also etwa 10% der Provinzbevölkerung.
Die Besitzverhältnisse des Landes sind unklar. Die Bewohner sind Familien, die schon seit Generationen dort wohnen, aber keine schriftlichen Besitznachweise haben. Immer wieder präsentieren sich Dritte als Landbesitzer, die teilweise sogar schriftliche Nachweise dafür haben, aber gar nicht das Land bewohnen, und dessen Bewohner zu vertreiben versuchen. Da derzeit eine Klimaveränderung im Gange ist und es feuchter wird, gewinnt die Erde an Wert und wird so für Unternehmen aus dem Ausland oder anderen Provinzen interessant.
Laut Gesetz ist eine Person Besitzer des Landes, wenn sie oder ihre Vorfahren mindestens 20 Jahre das Land bewohnt, bearbeitet und Verbesserungen (z. B. Brunnen, Umzäunungen) geschaffen hat. Allerdings haben die Kleinbauern nicht die finanziellen Mittel, dieses Recht geltend zu machen. Viele Landbewohner werden so zu einer Auswanderung in die Städte gezwungen und verlieren so nicht nur ihre Lebensgrundlage, sondern auch ihre Heimat, ihre kulturellen Wurzeln und ihre Identiät. Die Mitarbeiter der diözesanen Pastoral Sociál unterstützen diese von der Vetreibung bedrohten Menschen und helfen ihnen, ihre Rechte geltend zu manchen.
Die Frauen auf dem Land spinnen mit der Handspindel und weben Decken nach alten indianischen Techniken.
Teilweise gibt es auch Landwirtschaft in größerem Stil, hauptsächlich in der Gegend um Fernandez. Dort wird vor traditionellerweise Baumwolle angebaut. In den letzten Jahren werden aber die Felder gar nicht mehr abgeerntet, da durch den Preisverfall die durch die Ernte verursachten Kosten die Gewinne überstiegen.
Die Gentechnik mancht auch vor dieser abgelegenen Provinz nicht halt, Gensoja wird nun zum neuen Hauptanbauprodukt, das besonders interessant ist, da seit der Krise die Fleischpreise stark gestiegen sind.
Da die Verdienstmöglichkeiten auf dem Land für das Überleben nicht reichen, arbeiten die meisten Männer als Saisonarbeiter auf den Feldern in der Provinz Buenos Aires.Tier- und Pflanzenwelt
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