Süleyman I.
Süleyman I. der Prächtige (auch Suleiman oder Soliman genannt) (* 6. November 1496 (evtl. auch April 1495?); † 5. September 1566 vor Szigeth; genannt el Kanani, dt. der Große oder der Prächtige, in mancher europäischen Literatur auch Suleiman II.) war der berühmteste Sultan der Osmanen. Heutzutage bezeichnet die Geschichtsschreibung über das Osmanische Reich ihn mit der Zahl I.; insbesondere in der europäischen Literatur findet man aber auch einen Sohn Bayezids mit dieser Bezeichnung, da er von den europäischen Vasallen des Reichs als Sultan anerkannt wurde (siehe Osmanisches Interregnum).
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Suleiman I. wurde 1496 als Sohn Selims I geboren.
Er war bei des Vaters Tod (22. September 1520) Statthalter von Magnesia, gab die durch seinen Vater eingezogenen Güter an die Beraubten zurück und bestrafte mit Strenge Staatsdiener, welche sich Unordnungen hatten zu schulden kommen lassen.
Die Verweigerung des bei einem Thronwechsel üblichen Tributs gab ihm den Vorwand zu einem Feldzug gegen Ungarn, der ihm den Besitz von Schabatz, Semlin und Belgrad verschaffte.
Dann rüstete er sich zur Eroberung der Insel Rhodos, welche nach einer sechsmonatlichen Verteidigung am 25. Dezember 1522 durch Verrat fiel.
Hierauf zog er im April 1526 mit 100.000 Mann und 300 Kanonen von neuem gegen Ungarn, und am 29. August erfocht er den Sieg von Mohács, worauf am 10. September Pest und Ofen dem Sieger die Tore öffneten.
Nach Unterdrückung eines Aufstandes in Kleinasien unternahm er zu gunsten Johann Zápolyas, Bans von Siebenbürgen, den eine Partei zum Könige gewählt hatte, 1529 einen dritten Feldzug nach Ungarn, nahm am 8. September Ofen und drang am 27. mit 120.000 Mann bis Wien vor, mußte aber nach einem Verlust von 40.000 Mann am 14. Oktober die Belagerung der Stadt aufgeben.
Nun wandte er seine Waffen nach Osten. Bereits im Herbst 1533 sandte er ein Heer unter dem Großwesir Ibrahim nach Asien, wo die Festungen Ardschisch, Achlath und Wan fielen und Persiens Hauptstadt Tebriz am 13. Juli 1534 ihm ihre Tore öffnete. Auch Bagdad wurde noch in demselben Jahr besetzt und hierauf von da aus das eroberte Land organisiert.
Während dessen hatte Suleimans Marine unter Barbarossa den Spaniern 1533 Koron genommen und 1534 Tunis unterworfen, welches aber 1535 durch Karls V Expedition bald wieder verloren ging. 1541 unterwarf Suleiman über die Hälfte Ungarns, und Zápolyas Sohn mußte sich mit Siebenbürgen begnügen.
Endlich wurde 1547 ein fünfjähriger Waffenstillstand geschlossen, nach welchem Suleiman ein jährlicher Tribut von 50.000 Dukaten bewilligt wurde.
Hierauf unternahm er einen zweijährigen Krieg gegen Persien und erneuerte 1551 den Krieg in Ungarn. Erst 1562 kam mit Ungarn ein Friede zu stande.
Obschon über 70 Jahre alt, unternahm Suleiman 1566 einen abermaligen Heereszug gegen Ungarn, fand aber vor Szigeth am 5. September 1566 das Ende seines tatenreichen Lebens.
Suleiman beschließt die Periode der Blüte der osmanischen Herrschaft. Die Türken verehren in ihm ihren größten Fürsten. Als Krieger ausgezeichnet und glücklich, war er auch ein weiser Gesetzgeber und Staatsmann. Er übte Gerechtigkeit, hielt die Beamten in Pflicht und Gehorsam, beförderte Ackerbau, Gewerbfleiß und Handel und war freigebig gegen Gelehrte und Dichter.
Doch hielt er sich nicht frei von Grausamkeit; so ließ er seiner Favoritin Roxelane, einer geborenen Russin, zu Gefallen alle ihm von anderen Frauen geborenen Kinder umbringen, um ihrem Sohn Selim II die Nachfolge zu sichern.
Leben
Vorgänger: Selim I 1512-1520 | Osmanische Sultane | Nachfolger: Selim II 1566-1574 |
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Soliman, in: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888-90, Bd. 15, S. 12