Rudyard Kipling
Joseph Rudyard Kipling (* 30. Dezember 1865 † 18. Januar 1936) war ein britischer Schriftsteller und Dichter.
Kipling wurde in Bombay, Indien, geboren. Sein Vater war John Lockwood Kipling, ein Lehrer an der örtlichen Jeejeebhoy Kunstschule, seine Mutter hieß Alice Macdonald. Seinen ausgefallenen Vornamen Rudyard verdankt er dem Lake Rudyard in Staffordshire, an dem seine Eltern sich verlobt hatten.
Im Alter von sechs Jahren kam Rudyard Kipling nach England, lebte bei Pflegeeltern und besuchte die Schule. 1881 kehrte Kipling nach Lahore (im heutigen Pakistan) zurück, wo seine Eltern inzwischen lebten. Er arbeitete dort zunächst als Redakteur einer örtlichen Zeitung und begann Lyrik zu schreiben; erste kommerzielle Erfolge stellten sich 1883 ein.
Mitte der 1880er Jahre bereiste er den indischen Subkontinent als Korrespondent des Allahabad Pioneer. Seine Verkäufe begannen zu florieren, insgesamt sechs Bücher mit Kurzgeschichten wurden 1888 veröffentlícht. Eine Kurzgeschichte dieser Zeit war "Der Mann, der König sein wollte" ("The Man Who Would Be a King"), die später (1975) als Film mit Sean Connery und Michael Caine in den Hauptrollen in die Kinos kam.
Im folgenden Jahr, 1889, reiste Kipling nach England zurück, über Birma, China, Japan und Kalifornien, bevor er die Vereinigte Staaten und den Atlantik durchquerte. Schließlich ließ er sich in London nieder. Sein Ruhm wuchs schnell, er galt als Stimme des literarischen Imperialismus im Vereinigten Königreich (und auch im Rest der westlichen Welt). Sein erster Roman, "Das fahle Licht" (The Light that Failed), wurde 1890 veröffentlicht. Seine berühmteste Ballade ist "The Ballad of East and West" (die mit "Oh, East is East, and West is West, and never the twain shall meet" beginnt).
1892 heiratete er Caroline Balastier; ihr Bruder, ein amerikanischer Autor, war ein Freund Kiplings, starb jedoch an Typhus im Jahr zuvor. Während ihrer Flitterwochen ging ihre Bank in Konkurs und das Paar erreichte lediglich Vermont. Kipling lebte mit seiner Frau die nächsten vier Jahre in den Vereinigten Staaten In dieser Zeit begann er Kinder- und Jugendbücher zu schreiben. Aus dieser Zeit stammt sein bekanntestes Werk: Das Dschungelbuch - The Jungle Book - und das zweite Dschungelbuch, The Second Jungle Book, die in den Jahren 1894 und 1895 entstanden.
Nach Streitereien mit Verwandten kehrte die Familie nach England zurück. 1897 veröffentlichte er "Die mutigen Kapitäne", Captains Courageous. Im folgenden Jahr reiste er nach Afrika. Er freundete sich mit dem britischen Imperialisten Cecil Rhodes an und begann erneut Material für ein weiteres Kinderbuch, Geschichten für Kinder, zu sammeln. Dieses Werk wurde 1902 veröffentlicht. Zu einem Synonym des Imperialismus wurde der Titel seines Gedichts The White Man's Burden [1] von 1899, mit dem er die Zivilisierung der "Wilden" zu einer ethischen Last verklärt, die dem "Weißen Mann" auferlegt sei. Schließlich wurde auch die indische Spionagenovelle Kim veröffentlicht.
Während der 1910er Jahre erlebte Kipling den Zenit seiner Popularität. 1907 bekam er den Literaturnobelpreis. Weitere zwei Poesie- und Geschichtsbände folgten: 1906 Puck of Pook Hill und 1910 Belohnungen und Feen (orig.: Rewards and Fairies). Dieser Band enthielt eines der beliebtesten Gedichte Großbritanniens: "If —".
Kipling war mit dem viktorianischen Zeitalter derart geistig verflochten, dass seine Popularität in der Folgezeit, insbesondere während und nach dem erstem Weltkrieg, litt. Sein ältester Sohn, John, starb 1915 bei der Schlacht von Loos. Er trat daraufhin der britischen Kriegsgräberfürsorge bei.
Kipling schrieb bis in die frühen 1930er Jahre hinein. Seine Produktivität war geschrumpft und der Erfolg blieb aus. Er starb 1936 an einer Gehirnblutung und geriet in Vergessenheit. Inzwischen ist es sehr umstritten, ob Kipling ein Platz im Pantheon unter den größten Schriftstellern gebührt. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde er dafür angegriffen, für den Imperialismus Partei ergriffen zu haben. In heutiger Zeit wird er als Verfasser von Kinderbüchern wahrgenommen, obwohl er sich selbst eher als Dichter verstand.
Nach dem Tod seiner Frau wurde sein Haus "Boatmans" 1939 in Sussex dem National Trust vermacht und in ein öffentliches Museum umgewandelt.