Rudolf Tarnow
Rudolf Tarnow (*25. Februar 1867 in Parchim; † 19. Mai 1933 in Schwerin) ist ein plattdeutscher Schriftsteller.
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2 Autobiografie 3 Werk 4 Siehe auch |
Rudolf Tarnow wurde am 25.2.1867 in Parchim als Sohn des Schuhmachers Heinrich Tarnow und seiner Ehefrau Dorothea als ältester Sohn geboren. Er besuchte von 1873 bis 1881 die Mittelschule in Parchim. Von sich selbst behauptete er, ein recht guter Schüler gewesen zu sein. Er passte im Unterricht immer gut auf und ersparte sich so das Lernen zu Hause.
Mit guten Ergebnissen verließ er die Schule und begann eine kaufmännische Lehre in einer Tuchfabrik seiner Heimatstadt, die er 1885 erfolgreich abschloss. 1896 heiratete er Erna Bruns. Aus dieser Ehe gingen 3 Kinder hervor, Sohn Walter, Tochter Elisabeth und Sohn Rudolf. Nach seiner Dienstzeit beim Militär, wo er einige Jahre Mitglied der Leibkompanie des Großherzogs von Schwerin war, bewarb er sich erfolgreich um die Stelle des Betriebsinspektors an der Nervenheilanstalt Sachsenberg bei Schwerin. Dort wohnte er in der Wismarschen Straße 173 und später 2.
Seine plattdeutschen Schriften zu veröffentlichen begann er etwa 1910 zu den Feierlichkeiten anlässlich des 100. Geburtstages von Fritz Reuter. Am 7.10.1910 erschien als Sonderdruck das Gedicht "Ein Randewuh im Rathaus zu Stavenhagen". Danach schrieb Rudolf Tarnow viele Gedichte und Abhandlungen , die er nun auch regelmäßig drucken ließ. Seine Werke waren alle aus dem Leben gegriffen und er nahm so die kleinen und großen Schwächen seiner Mitmenschen auf die Schippe.
Ganz besonders bekannt wurde sein "Köster Klickermann". Auch hier griff er auf Kindheitserinnerungen und auf das Zusammenwirken von Schule und Kirche zur damaligen Zeit zurück. Seine Liebe zu Kindern brachte er u.a. in dem Kinderbuch "Rüter-Püter" und dem Gedichtband "Ringelranken" zum Ausdruck. Am 19.5.1933 verstarb Rudolf Tarnow an den Folgen eines Herzleidens in Schwerin.
Heute sind viele Straßen in und Schulen in Mecklenburg-Vorpommern nach Rudolf Tarnow benannt.
Tarnow wurde, beim Bekanntwerden des nahenden 60. Geburtstages im jahre 1927, zunehmend von Lesern, Presseleuten und so allerlei dazu gedrängt, seinen Werdegang niederzuschreiben. Dies tat er jedoch nur widerwillig, denn mit großem Trubel hatte er wenig am Hut. Er hatte große Mühe damit und wusste nicht so recht, was er schreiben sollte. Letztendlich entstand folgendes:
"Nichts ist mir widerlicher, als meinen sogenannten Werdegang zu Papier zu bringen. Ich habe überhaupt keinen Werdegang. Ich habe das selbe durchgemacht, was alle übrigen Christenmenschen durchmachen müssen. Am 25.02.1867 soll ich geboren worden sein, so steht's wenigstens auf meinem Geburtsschein, und zwar in der Geburtsstadt Moltkes, in Parchim, worauf ich mir in meinem ´kindlichen´ Jahren nicht wenig einbildete. Als ´Klabater´ habe ich mich viel auf der Straße herumgetrieben, habe mich mit anderen Jungs geprügelt - ich glaube, ich habe immer die meisten gekriegt, weil ich nicht fix genug auskniff - und bin dann zur Schule gekommen. Ich soll ein guter Schüler gewesen sein, die Lehrer haben es wenigstens in den Zeugnissen bestätigt. In einem Fache haben sie sich aber geirrt, die 1 im Fleiß habe ich nicht verdient, ich bin ziemlich faul gewesen, aber aufgepasst habe ich in der Klasse wie ein Schießhund, und da ich ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis hatte, ´einen behölligen Kopp´, so kann ich eigentlich nicht von den Leiden, sondern nur von den Freuden der Schulzeit reden. Nach der Konfirmation kam ich in die Kaufmannslehre ins Kontor einer Tuchfabrik und wäre wohl auch Kaufmann geblieben, wäre heute vielleicht ein angesehener Großkaufmann, wenn mir nicht die Militärzeit einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Man überredete mich, beim ´Kommiss´ zu bleiben und die Zahlmeisterlaufbahn einzuschlagen. ich bin darauf eingegangen, habe fast 20 Jahre beim Kommiss abgerissen und wäre wohl heute noch Militärbeamter, wenn ich nicht 1906 durch einen Zufall auf die freie Stelle des Betriebsinspektors an der Landesheilanstalt Sachsenberg aufmerksam gemacht worden wäre. Ich bewarb mich und habe sie erhalten und sitze noch heute hier als wohlbestallter Oberinspektor. Von all diesen Sachen interessiert dich jedenfalls aber nicht, du willst mehr von der dichterischen Ader, vom, ´Erwachen des Genius´ etwas wissen wollen?
Ja, dorvon bün ick nix fraud worden. Ick kreg mit'n Mal so'n Jieper tau fantesieren un tau riemen, un schrew allerhand Kram, un wenn'ck dat vörläsen ded, denn lachten de Lüd, un dat hett mi kettelt, un ich schrew ümmer mihr, un dunn würd't ein Bauk, un de Lüd köften dat, un ick hew mi dacht: Na, denn man tau! Un hüt sünd dat all 6 Bäuker ´Burrkäwers' un ein Band 'Köster Klickermann' un ein band 'Rüter Püter' un ein Band 'Ringelranken', un in'n ganzen sünd jo woll an 150 dusend Bäuker verköfft, un wenn mir weck Lüd ok runner makt hemm, un mien Bäuker wiern gornich tau bruken, un ick süll mi blot nich inbilden, dat ick'n plattdütschen Dichter wier, denn hew ick ehr seggt: Ich will jo ok gar keiner sien, un wenn ji mien Bäuker nich läsen willt, denn lat't ji dat blieben, ick dremmel jug kein Bäuker an, dat makt Hinstorff, un wecken mien Bäuker nich gaud naug schräben sünd, de kann sick jo sülwst hensetten und bäder schrieben. Un denn hemm's mi taufräden laten, un hüt mögen mi de meisten Lüd, die mi kennen, ganz giern lieden, un ick dauh ok keinen wat, ümmer grad tau un so un so. - Un nu bün ick sößtig Johr worden, un allerhand Kemedie un Hopphei hemm's mit mi makt. - Kinnings, lat't mi taufräden! Ick sitt lewer in mien stille Eck un drink ein Buddel Rotspohn. Wat ich woll möcht, könnt ji alltauhop mi nich gäben: Dörtig Johr jünger mücht ick sin, denn wull ich jug öwer wiesen, wat'n Hark is! O ha - o ha!"
Mötst di nich argern,
Hett keinen Sinn,
Ward di blot schaden
Un bringt di nix in,
Ward an di fräten
As Qualm un Rook.
Is't nahst vergäten,
Büst grad so klook.
Mötst di nich argern,
Is Unrecht di dahn,
Haug mal up'n Disch -
Un glieck is't vergahn.
Kort is dien Leben
Un lang' büst du dod,
Minsch, blot nich argern,
Ne, lachen deit good !
Biografie
Autobiografie
Werk
Bücher
Beispiel: Gedicht vom schiefen Globus
De schew Globus
Nu wier vergahn all männig Johr,
Un ok ein Globus wier all dor,
Un Klickermann wier forsch dorbi
mit Weltgeschicht und Gegrafi,
Un fragen künn he, krüz un quier,
De Görn, de wüßten noch väl mihr.
Hüt oewer hett oll Klickermann
Den swarten Herrgottsdischrock an
Un sitt so mastig up den Stauhl,
Un musingstill is rings de Schaul,
Denn wedder giwt he Gegrafie,-
Un de Herr Schaulrat sitt dorbi.
Herr Schaulratoewer is taufreden,
De Görn, de wüßten, wat se säden.
„Ja", seggt he, „lieber Klickermann,
Was ich als Schulrat fordern kann
Auf dem Gebiet der Geographie,
Ich bin erfreut, das wussten sie,
Die Kinder waren gut beschlagen;
Nun möcht ich selbst noch etwas fragen,
Nur eine Frage soll es sein,
Es fiel mir nebenbei so ein."
Un ward nu nah`t Katheder gahn ,
Dor würd dat Dings von Globus stahn,
Up dissen Globus wiest he hen.
„ Nun sagt mal, Jungs, wie kommt es denn,
dass hier die Kugel, wie Ihr seht,
Ganz schief nach einer Seite steht?
Steht denn der Globus immer so?
Wie kommt es wohl, Karl Beggerow?"
Wat? denkt nu Korl, schew sall he stahn?
Na , Gott sei Dank, ick hew`t nich dahn!
Dat Best is woll, hier swigg`t still,
Man kann nich weiten, wat he will,
Dit kümmt mitünner ganz verdreiht,
Un seggt nu nix kickt un steiht.
„Nun?" ward de Schaulrat wieder fragen,
„Wer von euch Andern kann es sagen?
Ist es denn keinem von Euch allen
Beim Unterricht mal aufgefallen,
Wenn Ihr die Kugelhabt gedreht,
Daß sie ganz schief und schräge steht?"
Doch keiner wüßt, un jedermann
Keek schulsch den ollen Globus an,
Se würden nu ierst ahnig ward`n,
Dat se `nen schewen Globus harrn.
„ Herr Schulrat", seggt nu Klickermann,
„Wenn ich mal unterbrechen kann,
Die Schiefigkeit ist ihr nicht klar;
Ich hab ihn schon so viele Jahr,
Doch kam er nicht bei mir zunichte,
Er war schon schief, als ich ihn kriegte."
Beispiel: Gedicht Mötst di nich argern
Mötst di nich argern,
Hett keinen Wiert,
Mötst di blot wunnern,
Wat all passiert.
Mötst ümmer denken,
De Lüd sünd nich klook,
Jeder hett Grappen,
Du hest se ok.
Siehe auch