Rudolf Heberle
Rudolf Heberle (* 3. Juli 1896, † 20. April 1991) vertrat die akademischen Fächer der Soziologie und Bevölkerungswissenschaft und wirkte zur Hauptsache – vor allem im Bereich der Politischen Soziologe – als Emigrant in den USA.
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2 Vita 3 Ausgewählte Publikationen |
Werk und Wirkung
Heberle war an der Universität Kiel Schüler von Ferdinand Tönnies und übernahm von ihm nicht nur den theoretischen Ansatz, sondern vor allem auch einen starken Impuls zur soziologischen Feldforschung und Soziographie. Aufsehen erregten seine Analysen der sozialen Strukturkonstellationen, welche die frühen Wahlerfolge der NSDAP ausgangs der Weimarer Republik erklärten. Als Emigrant untersuchte er an der Universität von Louisiana den Wandel des ‚alten Südens‘ der USA und wurde vor allem durch seine vergleichende Studien über Massenbewegungen einflussreich. Auch die Tönnies-Rezeption in Nordamerika (die über die deutsche nach 1933 weit hinaus ging) verdankt seinen Schriften und Editionen viel.
Vita
Geboren in Lübeck, Soldat im Ersten Weltkrieg, studierte er in Göttingen, Freiburg i. Br, Marburg und Kiel, wo er 1923 zum Dr. sc. pol. promovierte und sich mit der Soziologin und Sozialarbeiterin Franziska Tönnies (der jüngsten Tochter seines akademischen Lehrers) verheiratete. Er lehrte 1923-26 an den Universität Königsberg in Ostpreußen (von dort aus auch seine agrarsoziologischen Studien in Litauen), war 1926-29 Research Fellow der Rockefeller Foundation, forschte und lehrte als Privatdozent 1929-38 in Kiel und sah sich (wie viele Schüler seines von den Nazis verfolgten Mentors Tönnies) 1938 zusammen mit seiner Frau zur Emigration gezwungen. Dort wurde er im gleichen Jahr an die Universität von Lousiana auf einen Lehrstuhl für Soziologie berufen, den er nach dem Kriege auch nicht für einen Ruf nach Marburg verließ und bis zur Emeritierung 1963 inne hatte, wonach er noch Gastprofessuren an nordamerikanischen Universitäten (Michigan State University, University of North Carolina, Columbia University) und zuletzt in Freiburg im Breisgau übernahm.
Der scharfsichtige, menschlich eindrucksvolle und vornehme Gelehrte war auch 1951-52 Präsident der Southern Sociological Society und 1966-67 Vizepräsident der American Sociological Association und starb, bis zuletzt tätig, 94-jährig in Louisiana. Sein Sohn Klaus Hinrich Heberle wirkte als Professor für Politische Philosophie in den USA.
Ausgewählte Publikationen
„Zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Schweden“, 1925
„Über die Mobilität der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten“, 1929
„Die Großstädte im Strom der Binnenwanderung“, 1937
„From Democrazy to Nazism. A Regional Case Study on Political Parties in Germany“, 1945, ²1970, ³1971 (dt.: Landbevölkerung und Nationalsozialismus 1963
„Social Movements. An Introduction to Political Sociology“, 1951, ²1970 (dt.: „Hauptprobleme der Politischen Soziologie”, 1967)
(Hg. mit Werner J. Cahnman:) „Ferdinand Toennies on Sociology: Pure, Applied, and Empirical“, 1971