Rudolf Carnap
Der Philosoph Rudolf Carnap (1891-1970) war einer der Hauptvertreter des logischen Empirismus. Für Carnap bestand die Aufgabe der Philosophie in der logischen Analyse der (Wissenschafts-)Sprache, wobei er als einer der ersten Theoretiker versuchte, die bahnbrechenden logischen Arbeiten von Gottlob Frege, Bertrand Russell und Alfred North Whitehead für erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Fragestellungen nutzbar zu machen.
Carnap wurde am 18. Mai 1891 in Ronsdorf (heute Wuppertal) geboren. Er studierte Mathematik, Physik und Philosophie in Jena (u.a. bei Gottlob Frege) und Freiburg. 1921 promovierte er mit der Arbeit Der Raum bei dem Neukantianer Bruno Bauch. 1926 folgte die Habilitation mit seinem ersten Hauptwerk Der logische Aufbau der Welt an der Wiener Universität, an der er anschließend bis 1931 als Privatdozent tätig war und als führendes Mitglied maßgeblichen Anteil an den Diskussionen des Wiener Kreises hatte. Von 1931 bis 1935 hatte Carnap eine außerordentliche Professur in Prag inne. 1936 emigrierte er in die USA, wo er zunächst an der University of Chicago unterrichtete. Von 1952 bis 1954 war er Professor in Princeton, bevor er 1954 einem Ruf an die University of California in Los Angeles (UCLA) folgte. Er starb in Santa Monica (Kalifornien) am 14. September 1970.
In seinem ersten Hauptwerk Der logische Aufbau der Welt (1928) versuchte Carnap zu zeigen, dass sich alle Begriffe, die sich auf die physische Außenwelt, die mentalen Zustände Anderer oder auf kulturell-soziale Vorgänge beziehen, letztlich auf eine eigenpsychische Basis zurückführen lassen, d.h. auf Begriffe, die den jeweiligen subjektiven Erlebnisstrom eines Beobachters betreffen.
In Scheinprobleme in der Philosophie. Das Fremdpsychische und der Realismusstreit (1928) und dem Aufsatz Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache (1931) erhob er auf der Grundlage einer verifikationistischen Semantik den Vorwurf der Sinnlosigkeit gegen die traditionellen Probleme der Metaphysik.
Unter dem Einfluss von Otto Neurath distanzierte sich Carnap in den frühen Dreißigerjahren zunehmend von der Idee eines Konstitutionssystems mit eigenpsychischer Basis und entwickelte u.a. in seinem Aufsatz Die physikalische Sprache als Universalsprache der Wissenschaft (1931) eine physikalistische Sprachauffassung, innerhalb derer nicht mehr eigenpsychische Phänomene, sondern intersubjektiv zugängliche physische Gegenstände die primären Bezugsobjekte sind.
In seinem zweiten Hauptwerk Logische Syntax der Sprache (1934) plädierte Carnap dafür, Philosophie durch Wissenschaftslogik - d.h. durch die logische Analyse der Wissenschaftssprache - zu ersetzen. Sein drittes Hauptwerk Meaning and Necessity: A Study in Semantics and Modal Logic (1947) befasste sich mit den modallogischen Grundlagen der Sprachphilosophie. In der Philosophie des Geistes stand Carnap dem Behaviorismus nahe.
Carnaps besonderes Interesse galt dem Aufbau formaler Logiksysteme. Mit seinem "Toleranzprinzip" und dem Prinzip der Konventionalität der Sprachformen betonte er jedoch stets die Vielzahl alternativer Sprachkalküle. Bedeutsames leistete er auch im Bereich der Wahrscheinlichkeitslehre, wobei er in seinem Werk Logical Foundations of Probability (1950) zwischen statistischer und logischer Wahrscheinlichkeit unterscheidet.
Carnap hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der analytischen Philosophie.
Leben
Werk
Wirkung
Siehe auch