Rothschild
Die Rothschilds sind wohl eine der bekanntesten Bankiersfamilien der Welt.
Die Dynastie der Rothschilds wurde Ende des 18. Jahrhunderts von Mayer Amschel Bauer (1743-1812) begründet.
Sein Vater, Moses Amschel Bauer, war ein wandernder Geldwechsler und Goldschmied der sich in Frankfurt Main niederließ und im Jahr 1750 ein Geschäft (Textilhandel, Geldwechsel, Goldschmiede) eröffnete. Über dieses hing er ein rotes Schild (die Flagge der revolutionierenden Juden in Osteuropa war rot). Wenige Jahre nach dem Tod seines Vaters fing Mayer Amschel als Bankgehilfe bei den Oppenheimers in Hannover an, wo er nach einiger Zeit Juniorpartner wurde. Nachdem er nach Frankfurt Main zurückkehrte, erwarb er das alte Geschäft seines Vaters und nannte sich Maier Amschel Rothschild, nach dem roten Schild vor dem Geschäft.
Um das Jahr 1760 begannen Rothschilds Geschäfte mit dem Hof zu Hanau, begünstigt durch die Bekanntschaft mit General von Estorff. Am 21. September 1769 konnte er die Plakette mit dem Wappen von Hessen-Hanau und der Inschrift "M.A.Rothschild, Hoflieferant Seiner Erlauchten Hoheit, Erbprinz Wilhelm von Hessen, Graf von Hanau" vor seinem Geschäft anbringen.
Wilhelm von Hessen verlieh gegen Geld Soldaten an andere Regierungen (z.B. seinem Vetter George III. von England, um besser gegen die nordamerikanschen Kolonialisten gerüstet zu sein)und machte dadurch große Gewinne. Mayer Amschel wurde sein Agent und erhielt von Wilhelm, als dieser nach Dänemark floh, 600 000 Pfund zur Aufbewahrung. Dieses Geld, welches aus dem Soldatenhandel stammt, wurde zur Grundlage der Rothschilds.
Im Alter von 27 Jahren heiratete Mayer Amschel die 10 Jahre jüngere Gutele Schnaper mit der er 5 Töchter und 5 Söhne (Amschel, Salomon, Nathan, Kalman und Jakob) bekam. Nathan wurde von seinem Vater nach England geschickt, nach kurzem Aufenthalt in Manchester errichtete er in London ein Geschäft als Handelsbank.
Nathan investierte Wilhelms Soldatengeld in Gold der Ostindischen Gesellschaft welches für spätere (Wellingtons) Feldzüge benötigt wurde, durch den Kauf und Wiederverkauf von Wellington-Aktien, dem Verkauf und Rückkauf des Goldes an Wellington und dessen Versand nach Portugal, dem Schmuggel während der Kontinentalsperre (er schmuggelte ab 1806 im großen Stil Waren nach Europa) erwirtschaftete er ein Vermögen.
Dadurch wurde er zum einflussreichsten Finanzier der britischen Regierung. Mittels eines effizienten Informationsdienstes wusste er vor dem Premierminister vom Ausgang der Schlacht bei Waterloo, woraufhin er seine Aktien verkaufte. Die Anleger glaubten ihn im Besitz der Information über eine britische Niederlage, weshalb sie ihm folgten. Nachdem die Kurse der Wertpapiere in den Keller gesunken waren, kaufte er sie wieder auf und nahm den vollen Kursanstieg mit, den die Nachricht vom Sieg der Briten mit sich brachte.
Mit Hilfe diese Kapitals eröffneten seine Söhne Zweigniederlassungen, Amschel in Berlin, Salomon in Wien, Jakob in Paris und Kalman in Neapel. London ist weiterhin der Hauptsitz des Geldhauses.
Salomon Rothschild wurde in Wien mithilfe des von den Rothschilds finanziell unterstützten Fürsten Metternich zu einem der größten Grundbesitzer.
Mayer Amschel Rothschilds Testament, welches er wenige Tage vor seinem Tod am 19. September 1812 verfasste, beinhaltet ein strenges Reglement wonach das Familienunternehmen zu führen sei:
- alle Schlüsselpositionen sind mit Familienmitgliedern zu besetzen
- nur männliche Familienmitglieder dürfen an Geschäften teilnehmen
- der älteste Sohn des ältesten Sohnes soll Familienoberhaupt sein, soweit die Mehrheit der Familie nicht anders entscheidet
- die Familie soll sich untereinander mit ihren Vettern und Kusinen ersten und zweiten Grades verheiraten
- keine juristische Bestandsaufnahme und keine Veröffentlichung des Vermögens