Rote Turbane
Der sozialreligiöse Aufstand der Roten Turbane 1352 - 1365 stürzte die Mongolenherrschaft und leitete unter Zhu Yuanzhang den Übergang zur Ming-Dynastie ein. Ihr Name stammt von ihren roten Kopftüchern her.Als 1351 noch die Dämme des Hoang-ho brachen, ließ der mongolische Kanzler Toghta in der bereits verarmten und unruhigen Region südlich der Shandong-Halbinsel durch den Beamten Jia Lu einen neuen Kanal bauen. Es gelang der Weißen Lotus-Sekte hier erstmals, die Aufständischen unter den rund 150 000 Zwangsarbeitern zu organisieren. Die Umleitung des Hoang-ho war zwar erfolgreich, aber unmittelbar danach begann in den geplagten Regionen ein Aufstand bisher ungekannten Ausmaßes, der sie gegenstandslos machte.
Unter den Rebellenorganisationen hatten die Roten Turbane (Hung-chin) das größte Ansehen, sie waren der stärkste militärische Arm der Rebellen. Der erste Anführer der Roten Turbane war Han Shantong, der den Aufstand im Huai-Gebiet leitete, als die Inkarnation des zukünftigen Buddha Maitreya angesehen und als Nachkomme der Sung ausgegeben wurde. Ihm schloß sich dann 1352 Kuo Tsu-hsing, der Sohn eines Wahrsagers an, ein echter Volksführer, der aber schon 1355 verstarb. Han Shantong selbst wurde von mong. Truppen gestellt und getötet, seine Frau und sein Sohn Han Lin´er entkamen aber.
Han Lin´er wurde dann 1355 von Liu Fu-t´ong, seinem "ersten Minister" unter dem Titel "Ming-wang" zum Kaiser der "Sung" ausgerufen. Seine Truppen konnten 1357 Kaifeng besetzen und die Hauptstadt Peking selbst bedrohen, als Streitigkeiten unter seinen Generälen ausbrachen. Der Mongole Cayan Timur sah seine Chance und rückte 1359 gleichzeitig mit drei Armeen nach Kaifeng vor. Liu Fu-t´ong wurde getötet, Han Lin´er alias Ming-wang selbst konnte fliehen, bis er 1365 ertrank.
Daneben gab es noch weitere Anführer der Roten Turbane, insbesondere den ehemaligen Tuchmacher Hsü Shou-hui am mittleren Yangtse, der nach seinem Sieg an den Han-chuen-Untiefen 1356 mehrere Städte (u.a. heutige Wuhan) besetzen konnte und ebenfalls als Inkarnation des Maitreya ausgegeben wurde. Er wurde 1359 von seinem Stellvertreter Chen You-liang samt seinen Anhängern zwischen zwei Toren eingeschlossen und nach einem Pfeilhagel getötet. Letzterer proklamierte sich zum Prinzen der "Han"-Dynastie.
Der kommende Mann unter den Rebellenführern war jedoch Zhu Yuanzhang, ein Pachtbauernsohn, Ex-Mönch und Schwiegersohn Kuo Tsu-hsing´s. Zhu Yuanzhang wollte von den sozialreligiösen Ideen der Roten Turbane bald nichts mehr wissen, hielt sie für närrisch und setzte stattdessen auf ordnungsgemäße Beamte und die etablierten gesellschaftlichen Strukturen. Mit der Eroberung von Nanking 1356, Yangzhou 1357 und Umgebung bis 1359 brachte Zhu Yuanzhang die Nachschubwege des Nordens unter seine Kontrolle und schnürte so die Versorgung der Hauptstadt ab. In Nanking begann er mit der Einrichtung einer regulären Verwaltung. Schon 1363 gab er 38 Millionen Münzen heraus.
Der Aufstieg Zhu Yuanzhangs -verbunden mit der Beseitigung seiner Rivalen unter den Roten Turbanen und weiteren Rebellenführern- führte zur Gründung der Ming-Dynastie.