Robert Falcon Scott
geschaffen wurde]]Robert Falcon Scott (* 6. Juni 1868 in Devonport bei Plymouth† 29. März 1912 in der Antarktis) war ein britischer Marineoffizier und Polarforscher. Er wurde durch seinen tragischen Wettlauf um die Ersterreichnung des Südpols gegen Roald Amundsen berühmt. Nur knapp von Amundsen geschlagen, kam Scott gemeinsam mit seinen Begleitern während des Rückmarsches ins Basislager ums Leben.
Scott war das dritte von sechs Kindern des Paares John und Hannah Scott geboren. Sein Vater war Brauereibesitzer, die Familie besaß jedoch eine althergebrachte Marinetradition. Scott trat nach Beendigung seiner Schulzeit im Jahre 1881 auch auf Betreiben seines Vaters in die britische Royal Navy ein. Er begann eine Ausbildung als Seekadett auf dem Schulschiff HMS Britannia, diente vier weitere Jahre als Seekadett auf der "Boadicea" und besuchte anschließend das Royal Naval College und wurde nach dem dort bestandenen Examen zum Leutnant ernannt. 1889 wurde er zum Oberleutnant befördert; da er sich jedoch eine aufregendere Tätigkeit als die eines Seeoffiziers zu Friedenszeiten wünschte, heuerte er auf einem Torpedoschulschiff an. Er begann jedoch auch zu realisieren, dass er weder als Offizier außergewöhnlich begabt war noch über einen entsprechenden finanziellen Rückhalt oder gar familiäre Beziehungen verfügte, um seinem Ehrgeiz entsprechend in der Royal Navy Karriere zu machen. Seine jüngere Schwester Grace schrieb später über diese Zeit:
Karrierebeginn
Expedition Discovery (1901 - 1904)
Clements Markham - der Förderer Scotts
Seinen weiteren ungewöhnliche Lebenswegen hat Scott im wesentlichen Clements Markham, dem früheren Polarforscher, der zu dieser Zeit Präsident der Royal Geographic Society war, zu verdanken. Markham hatte Scott erstmals kennengelernt, als dieser noch ein 18-jähriger Seekadett war. In den Folgejahren begegneten sie sich immer wieder. Als Scott sich um die Position des Leiters dieser Südpolexpedition bewarb, fand er Markhams Unterstützung. Aus Markhams Sicht brachte Scott aufgrund seiner Ausbildung bei der Royal Navy alles notwendige für diese Position mit. Die Wissenschaftler der Royal Society hätten sich eher einen Wissenschaftler als Leiter der Expedition gewünscht, doch Markham war derjenige der sich durchsetzen konnte. So erhielt Scott den Befehl über die "National Antarctic Expedition", obwohl - wie er sehr viel später zugab - zu jener Zeit "keine Vorliebe für die Polarforschung gehegt " habe. Für ihn war es mehr die Möglichkeit, seine ehrgeizigen Lebensziele zu realisieren. Beginn der Expedition
Nach seiner Ernennung zum Leiter der Expedition blieb Scott ein Jahr Zeit, sich auf die Reise Richtung Südpol vorzubereiten. Zu den Vorbereitungen gehörte auch ein Besuch bei Fridtjof Nansen, der norwegischen Kapazität für Arktisreisen. Nansen legte Scott den Gebrauch von Schlittenhunden nahe; einen Rat, den Scott auch befolgte. Scott übersah jedoch, dass der Einsatz von Schlittenhunden auch voraussetzte, dass es erfahrene Leute brauchte, um ein Schlittenhundteam effektiv zu führen. Die erste Ballonfahrt in der Antarktis
Anfang August 1901 startete die Scotts Schiff, die Discovery in Richtung Antarktis und überquerte am 3. Januar 1902 den Südpolarkreis. Scotts Expedition war die erste, die die Rossmeer durchfuhr und das Ross-Schelfeis erreichte. Sie waren auch die ersten, die in der Antarktis eine Ballonfahrt wagten. Neben Scott war es Ernest Shackleton, der an dieser Ballonfahrt teilnahm und Edward Wilsonkommentierte dieses Experiment mit den Worten:
Es blieb jedoch bei dem einmaligen Einsatz des Ballons. Er nahm gleich bei der sersten Fahrt solchen Schaden, dass er für den Rest der Expedition unbrauchbar blieb. Der Versuch, den Südpol zu erreichen
Während dieser Expedition versuchte Scott gemeinsam Edward Wilson und Ernest Shackleton - der als dritter Leutnant auf dieser Expedition diente - mit Schlitten den Südpol zu erreichen. Dieser Versuch stand jedoch von Beginn an unter einem schlechten Stern. Alle drei hatten wenig Erfahrungen mit dem Überleben in antarktischen Bedingungen - Shackleton soll zu diesem Zeitpunkt weder Erfahrung mit dem Errichten eines Zeltes gehabt haben noch jemals in einem Schlafsack geschlafen haben -, Lebensmittel waren unzureichend geplant und Scott setzte Schlittenhunde ein, ohne dass sie ausreichend Erfahrung im Umgang mit Schlittenhundgespannen hatten. Scott, Wilson und Shackleton erreichten am 31. Dezember 1902 den südlichsten Punkt ihrer Reise - immer noch 480 Meilen vom Pol entwickelt. Während der mühsamen Rückkehr zurück zum Ausgangslager erkrankte Shackleton an Skorbut und Wilson litt zeitweise an Schneeblindheit. Warum sandte Scott Ernest Shackleton zurück?
Zahlreiche spätere Biographien haben von einer intensiven persönlichen Animosität zwischen Scott und Shackleton berichtet. Ranulph Fiennes schreibt jedoch in seiner Scott-Biographie, dass sich dafür wenig Belege finden lassen und das zwischen den zweien ein offensichtlich freundliches Verhältnis herrschte. Fiennes weist daraufhin, dass es vor allem die Autobiographie von Albert Armitage (Scotts Navigator und zweitem Offizier) gewesen sei, die als wesentlicher Beleg für den Zwist zwischen diesen beiden berühmten Polarforschern diene, dass sich Albert Armitage selber jedoch durch Scott benachteiligt fühlte. Aus Fiennes Sicht war der Grund für die frühe Rückkehr Shackletons mit dem ersten Entsatzschiff noch während der Expeditionsdauer tatsächlich nur Shackletons angegriffener Gesundheitszustand.
Start der Expedition
Die Ersterreichung des Südpols durch einen Briten war in den Augen Scotts für Großbritannien nicht nur wichtig und notwendig. Scott sah darin auch eine Möglichkeit, das Ansehen und den finanziellen Status seiner Familie zu verbessern.Nach seiner Heirat mit der Bildhauerin Kathleen Bruce am 2. September 1908 und der Geburt seines einzigen Sohnes im Jahre 1909, startete er daher seine zweite Antarktis-Expedition. Am 1. Juni 1910 verließ sein Schiff, die Terra Nova London in Richtung Südpol.
Scheitern der Expedition
Sehr rasch wurde Scott klar, dass er sich in Bezug auf das Erreichen des Südpols in einem Wettlauf mit dem Norweger Roald Amundsen befand. Beide Expeditionen starteten im Oktober 1911 von ihren jeweiligen Basislagern aus. Während Amundsen und seine vier Begleiter mit Skiern und Schlittenhunden unterwegs waren, verwendete Scott und seine Leute neben Ponys auch Motorschlitten, die sich rasch als anfällig erwiesen, sowie Schlittenhunde, mit denen erneut keiner umgehen konnte. Das Fünf-Mann-Team, das neben Scott aus Edward Wilson, Edgar Evans, Lawrence Oates sowie dem Leutnant Bowers bestand, erreichte zwar am 17. bzw. 18. Januar 1912 den Südpol, musste jedoch feststellen, dass Amundsen diesen einen Monat früher erreicht hatte. Amundsen hatte täglich zwischen 15 und 20 Meilen zurückgelegt und sollte auf dem Rückweg bis zu 30 Meilen pro Tag schaffen, Scott dagegen kam nur auf Tagesleistungen von maximal 13 Meilen. Während Amundsen die Rückkehr zu seinem Basislager gut bewältigte, wurde der Rückweg für Scott und seine Leute zu einem verzweifelten Kampf. Wesentlich dazu beigetragen haben extreme Wetterverhältnisse mit Kältegraden, die seit der Einführung moderner Wetterstationen auf der Antarktis in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts nur einmal wieder gemessen wurden.
Der erste, der während der Rückkehr ums Leben kam, war Evans, der sich durch einen Sturz verletzte und in der Folge davon einen raschen mentalen und körperlichen Zusammenbruch erlitt. Wenig später verschlechterte sich auch der Zustand von Lawrence Oates dermaßen, dass er die übrigen Expeditionsteilnehmer in ihrem Fortkommen behinderte. Als Oates sich allmählich dessen bewusst wurde und ihm auch klar wurde, dass für ihn selber nur geringe Überlebenschancen bestanden, er aber die Überlebenschancen seiner Teammitglieder erheblich reduzierte, verließ er freiwillig während eines Schneesturms das Zelt und wurde nie wieder gesehen.
Oates Geste jedoch kam zu spät. Die Leichen der übrigen drei Expeditionsteilnehmer wurden 6 Monate später in ihrem Camp gefunden, nur 11 Meilen von einem großen, lebensrettenden Nahrungsdepot entfernt, dass für sie angelegt worden war. Erhalten geblieben waren ihre Tagebücher, die ihr Leiden ausführlich schilderten. Scotts Tagebuch enthält den berühmten Eintrag
- " Had we lived I should have had a tale to tell of the hardihood, endurance and courage of my companions which would have stirred the heart of every Briton."
Andere Kritiker haben darauf hingewiesen, dass im Gegensatz zu Amundsen Scott darauf verzichtet hatte, die Überlebenstechniken der arktischen Inuit zu übernehmen. Da Scott selber nie in der Arktis war und auf den Erfahrungen seiner Vorgänger und Vorgesetzten aufbaute, zielt diese Kritik vor allem auf die Royal Navy selber.
Der eigentliche Grund für den Tod von Scott und seinen Begleitern wird ebenso diskutiert. Scotts Verteidiger führen an, dass es vor allem Unterernährung, chronische Erschöpfung und die extreme Kälte war, die ihm und seinen Teammitgliedern das Leben kostete. Seine Kritiker sehen jedoch einen Teil der Katastrophe auch durch Skorbut verursacht. Die Ursachen von Skorbut und geeignete Maßnahmen zu ihrer Präventation waren zu diesem Zeitpunkt hinlänglich bekannt. Kritiker weisen daraufhin, dass Scott trotz der ihm zur Verfügung stehenden Erkenntnisse zu wenig Anstrengungen unternommen habe, um den Ausbruch dieser Krankheit unter seinen Leuten zu vermeiden.
Scott wurde posthum in den Ritterstand erhoben und in London wurde für ihn am Waterloo Platz eine Statue errichtet, die seine Frau, die Bildhauerin Kathleen Scott schuf. Scotts Schwager, der Pastor Lloyd Harvey, ließ in der Dorfkirche von Binton, Warwickshire ein Glasfenster mit Motiven von Scotts Expedition erschaffen, dass heute noch besichtigt werden kann. Ein weiteres Denkmal steht am Hafen von Plymouth, Großbritannien. Darüberhinaus trägt eine Forschungsstation im Südpol die Namen von Amundsen und Scott.
Nachwirkung
Analyse der Expedition
Die Trauer in Großbritannien um Scott und sein Expeditionsteam war sehr groß, als die britische Öffentlichkeit im Februar 1913 von Scotts Schicksal erfuhr. Scott selber wurde als Nationalheld angesehen. Die britische Presse schrieb:
Biographien der letzten drei Jahrzehnte sehen Scott jedoch wesentlich kritischer als es 1913 der Fall war. Besonders kritisch ist die von Roland Huntford in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts veröffentlichte Scott-Biographie. Huntford hinterfragt darin vor allem Scotts Organisationsfähigkeit: Scott benutzte zuerst sibirische Ponies und zog später gemeinsam mit seinen Leuten die Schlitten selber anstatt Schlittenhunde einzusetzen. Schlittenhunde verwendete er nur bis zum Erreichen des Beardmore Gletschers, während Amundsen, der sehr erfahren im Umgang mit Schlittenhundengespannen war, sie für den gesamten Weg zum Südpol einsetzte. Scotts Entscheidung so vorzugehen, wird gelegentlich darauf zurückgeführt, dass Scott davor zurückschreckte, Hunde umzubringen, um damit die verbleibenden Schlittenhunde zu füttern. Scotts Biograph Ranulph Fiennes weist jedoch daraufhin, dass Scott während der Discovery-Expedition gute Erfahrung mit selber gezogenen Schlitten gesammelt hatte.Würdigung
Trotz der mittlerweile kritischen Diskussion gilt Scott noch heute als ein Prototyp des tragischen Helden, der vor allem die typisch "britischen" Tugenden - Sportsgeist und Aufopferung verkörpert. Sein posthum veröffentlichtes Tagebuch wurde ein Bestseller.Literatur
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