Reuß
Dieser Artikel behandelt die Fürstentümer Reuß, für den Fluss Reuss siehe: Reuss
Die Fürstentümer Reuß waren zwei Kleinstaaten im Osten des heutigen Landes Thüringen.
Die Vorfahren des reußischen Fürstenhauses waren im 12. Jahrhundert kaiserliche Vögte im Sorbenland (Vogtland) und wurden allmählich selbständig. Ihr Gebiet war einst erheblich größer und umfasste auch Plauen und Hof mit, während es sich später auf die Gebiete um Gera, Greiz und Schleiz beschränkte.
1564 teilten die Reußen ihr Herrschaftsgebiet in die Linien Obergreiz ( Reuß mittlere Linie), Untergreiz (Reuß ältere Linie) und Gera (Reuß jüngere Linie). Im Jahre 1616 starb die mittlere Linie Reuß aus und deren Gebiet wurde auf die beiden anderen Linien aufgeteilt. Das Gebiet der jüngeren Linie wurde in die Staaten Reuß-Gera, Reuß-Schleiz und Reuß-Ebersdorf aufgeteilt und erst im 19. Jahrhundert wieder vereinigt.
1778 erfolgte die Ernennung zum Reichsfürsten für Reuß ältere Linie und 1790 bzw. 1806 für die Vertreter von Reuß jüngere Linie.
Alle Fürsten und Prinzen des Hauses Reuß führen den Namen Heinrich, wobei die ältere Linie alle hintereinander bis hundert, die jüngere bis zum Ende eines Jahrhunderts fortzählte und dann von vorne anfing. Diese seltsame Regelung wurde 1668 durch Hausgesetz festgesetzt, wurde aber bereits um 1200 eingeführt, um damit den Stauferkaiser Heinrich VI zu ehren. Im Aussterben der einen Linie sollte das Land an die andere fallen.
Eine weitere Besonderheit des Fürstentums Reuß der älteren Linie (Reuß-Graiz) lag darin, dass es das kleinste deutsche Fürstentum war: seine Fläche von 316 km² entspricht etwa der mancher heutiger Großstädte.
Nach der Novemberrevolution wurden die beiden Staaten 1918 zum Volksstaat Reuß mit der Hauptstadt Gera vereinigt, der 1920 zu Thüringen kam.
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Geschichte
Die ersten Reuß
Der Name Reuß - früher Ruzze oder Reusse geschrieben, läßt zunächst eine östliche Herkunft des Geschlechtes vermuten. Er erscheint zuerst im 11.Jahrhundert beim Burggrafen Heinrich I. (1143-1163), der von seiner Grafschaft Plauen aus erfolgreich gegen die Ruthenen in Böhmen kämpfte, und sich den Beinamen "der Ruzze" als eine Art Siegeszeichen zulegte.
Ahnherr des Geschlechtes der Reuß war Heinrich der Fromme vom Geißberg (gest. um 1120), der von Kaiser Heinrich IV als Vogt mit Gera und Weida belehnt wurde. Sein Enkel Heinrich II. der Reiche (gest. 1200) erwarb Plauen. Die Erben teilten mehrfach, einige Besitztümer gingen auch an Kursachsen und an Nürnberg.
Die ältere Linie erlangte 1637 Heinrich V. unicus den Grafentitel und 1778 mit Heinrich XI. reichsfürstlichen Rang. Sie ist 1902 mit Fürst Heinrich XXII. praktisch erloschen. So fiel die Regentschaft an Heinrich XIV. Reuß jüngere Linie, der beide Fürstentümer in Personalunion bis 1918 regierte.
Die jüngere Linie blüht noch in mehreren Zweigen. Aus ihr ist seit Beginn des 20.Jahrhunderts schon wieder eine erkleckliche Zahl von Heinrichen hervorgegangen.
siehe auch: Heinrich von Plauen, Vögte von Weida
Der Deutsche Orden
Zwei Herren von Plauen sind bekannt geworden als tüchtige Streiter für den Deutschen Orden: Heinrich IV., der sich im 13.Jahrhundert Verdienste um die Kolonisierung Ostpreußens und Masurens erworben hatte, war von 1209-1237 Vogt, von 1241-1249 Ordens-Landmeister von Preußen. Heinrich XII. von Plauen, der Retter der Marienburg nach der Schlacht bei Tannenberg 1410, in der der Orden von den Polen vernichtend geschlagen worden war, war 1410-1413 Hochmeister von Preußen.Die beiden Linien
Nach dem Tod von Heinrich XVI. im Jahre 1535 entstehen die ältere Linie - zunächst Reuß-Greiz genannt, zunächst auch noch eine mittlere Linie (nur bis 1616) sowie die jüngere Linie, die bis zur Mitte des 19.Jahrhunderts in mehreren Ästen blühte. Heinrich LXII. von Reuß-Schleiz faßte diese Äste 1848 zum Fürstentum Reuß jüngere Linie zusammen.