Retortenbaby
Retortenbaby ist die umgangssprachliche Bezeichnung für ein Kind, das durch die so genannte künstliche Befruchtung gezeugt wurde.Bei dem Verfahren wird dem Eierstock der Frau eine Eizelle entnommen, im Reagenzglas (in vitro) mit dem Sperma des Mannes künstlich befruchtet und sodann eine oder mehrere dieser befruchteten Eizellen (Zygoten), nachdem sie einige Teilungsstadien hinter sich haben, in die Gebärmutter der Frau eingepflanzt.
Dort wächst der Embryo auf natürliche Weise zum Baby heran.
Das erste Retortenbaby, Louise Joy Brown, kam am 25. Juli 1978 im englischen Oldham (bei Manchester) zur Welt.
Das erste deutsche Retortenbaby (Oliver W) kam am 12. April 1982 in der Uniklinik Erlangen zur Welt. Der verantwortliche Mediziner Dr. Siegfried Trotnow († April 2004) hatte sich im Auftrag seines Klinikchefs Dr. Karl Günter Ober mit seinem Team drei Jahre darauf vorbereitet, die engl. Sensation nachzumachen. In einem Interview erzählte er, dass er wenig Informationen aus England bekam, also die ganze Angelegenheit neu entwickeln musste. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützte die Ärzte in Erlangen nicht. Seit 1982 gibt es in Deutschland rund 100.000 nach In-vitro-Fertilisation (IVF) geborene Kinder (Stand April 2002).
Inzwischen (2003) wird die Zahl der Geburten, die durch künstliche Befruchtung zustande kamen, auf 1 bis 1,5 Millionen geschätzt. Somit wurde vielen Paaren, die zum Beispiel aufgrund biologischer Gegebenheiten keine Kinder bekommen konnten, durch diese Methode ihr Kinderwunsch erfüllt. Dennoch stellt das Verfahren keine "sichere" Methode zum Erreichen einer Schwangerschaft dar: Viele unfruchtbare Frauen versuchen jahrelang ohne Erfolg, sich künstlich befruchten zu lassen.
Die künstliche Befruchtung wird zur Sicherheit meist an mehreren Eizellen durchgeführt. Die so entstandenen Zygoten werden jedoch nicht alle in die Gebärmutter der Frau eingesetzt. Wie mit den "überschüssigen" Embyonen umgegangen wird bzw. werden soll, ist ein ethisch/moralisches Problem, das in vielen Ländern unterschiedlich gehandhabt wird. Zum großen Teil werden diese Embryonen "vernichtet", also abgetötet, zum kleinen Teil im Rahmen der umstritten Embryonenforschung verwendet, was in Deutschland jedoch nicht erlaubt ist
Siehe auch: Reproduktionsmedizin, In vitro, In-vitro-Fertilisation, In-vivo-Fertilisation, Fruchtbarkeit, Unfruchtbarkeit