Restaurationskrieg
Unter Restaurationskrieg (portugiesisch: guerras da restauração) versteht man eine Serie kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Spanien und Portugal zwischen 1659 und 1668, die mit einem Sieg Portugals endeten, das damit seine Existenz als unabhängiger europäischer Staat wiederherstellte.
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2 Kriegsverlauf 3 Ergebnis |
1580 war in Portugal mit König Heinrich (genannt der Kardinalkönig) der letzte Herrscher aus dem Hause Avis ohne männlichen Erben verstorben. Engste Verwandte des verstorbenen Königs waren die spanischen Könige aus dem Hause Habsburg, denen der portugiesische Thron somit auf dem Wege der Erbschaft zufiel. Der spanische König Philipp II bestieg deshalb als Philipp I. von Portugal auch den portugiesischen Thron.
Allerdings hatten die portugiesischen Cortes an ihre Zustimmung zur Thronbesteigung Philipp I. (II.) eine Reihe von Bedingungen geknüpft. So sollten Portugal und Spanien nur in Personalunion regiert werden, ohne dass es zu einer staatsrechtlichen Vereinigung der beiden Länder kommen sollte. Portugal sollte eine weitgehende Autonomie geniessen, der spanische König versprach, für die Verwaltung und Regierung Portugals nur portugiesische Beamte zu ernennen.
Während Philipp I. (II.) sich noch weitgehend an diese Versprechen hielt, wurde die portugiesische Autonomie von seinen Nachfolgern Philipp III von Spanien (= Philipp II. von Portugal) und Philipp IV von Spanien (= Philipp III. von Portugal) immer mehr verletzt. So wurden Spanier auf Posten in der portugiesischen Verwaltung ernannt, die Weigerung der Könige, Portugal zu besuchen und die Störungen des Handels aufgrund der von Spanien geführten Kriege vergrößerten die Verbitterung in Portugal noch. Außenpolitisch geriet Portugal jetzt natürlich ebenfalls in Gegensatz zu den vielen europäischen Feinden Spaniens. England, traditioneller Verbündeter Portugals, war nunmehr sein Gegner, auch die aufstrebende Seemacht der Niederländer, die sich ja gerade erst in einem blutigen Bürgerkrieg vom spanischen Joch befreit hatten, versuchten den spanisch-portugiesischen Interessen zu schaden, wo es ihnen nur möglich war.
So verlor Portugal Hormuz an die Briten (1622), die Holländer eroberten Ceylon und Malakka, entwanden Portugal die Kontrolle über die Gewürzroute und setzen sich in Brasilien (1630, Pernambuco) und Afrika fest. Spanien wurde in den Dreißigjährigen Krieg verwickelt, wo
der Kaiser, der ja aus der österreichischen Verwandtschaft der spanischen Könige stammte, versuchte, sich gegen die protestantischen Reichsstände, Frankreich und Schweden durchzusetzen. Die spanischen Habsburger unterstützten in diesem Konflikt natürlich ihre österreichischen Verwandten. Auch im Krieg der Österreicher mit den Türken mussten die Spanier dem Kaiser finanziell unter die Arme greifen.
Alle diese Kriege führten dazu, dass der Finanzbedarf der spanischen Könige in dieser Zeit enorm groß war. Die Folge davon war, dass die spanischen Könige ihren Untertanen hohe Steuern auferlegten, die Portugal genauso trafen wie den Rest der spanischen Besitzungen. Dies führte zu großer Unzufriedenheit in der portugiesischen Bevölkerung, die 1634 und 1637 zu erfolglosen Aufständen gegen die spanische Herrschaft führte.
Der Tropfen, der das sprichwörtliche Faß zum überlaufen brachte, war erreicht, als Philipp III. (IV.) den Zusammenschluss der portugiesischen mit der spanischen Armee dekretierte, für den selbstbewußten portugiesischen Adel eine große Schmach und eine eindeutige Verletzung der Autonomieversprechen, die Philipp I. (II.) bei seiner Thronbesteigung seinerzeit den portugiesischen Cortes gegeben hatte. 1640 brach ein Aufstand in Katalonien aus, der Herzog von Olivares, der allmächtige Premierminister Philipp III. (IV.), plante, portugiesische Truppen zur Niederschlagung des Aufstandes gegen die Katalanen einzusetzen, was in Portugal für weitere Empörung sorgt. Frankreich, der große Widersacher der Habsburger und damit Spaniens, sieht eine Chance, die Spanier zu schwächen, Kardinal Richelieu unterstützt deshalb die Portugiesen und ermuntert den Herzog von Braganza, dem Oberhaupt der führenden Adelsfamilie Portugals, zum Aufstand gegen die Spanier. Die spanische Schwäche nutzend, wird in einem Handstreich in Lissabon die spanische Statthalterin, die Herzogin von Mantua, gestürzt und das Oberhaupt der Familie Braganza als Johann IV von der Cortes zum König ausgerufen.
Spanien erkannte Johann IV. natürlich nicht an und wollte die spanische Herrschaft in Portugal wieder herstellen. Allerdings waren dem spanischen König zunächst die Hände gebunden, da er gerade in einen Krieg mit Frankreich verwickelt war, und seine Truppen deshalb anderweitig benötigte. Deshalb kam es während der Regierungszeit Johann IV. kaum zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit Spanien. Johann IV. benutzte diese Zeit, um in Erwartung eines spanischen Angriffs die Landesverteidung zu stärken und das traditionelle Verteidigungsbündnis des Landes mit England zu erneuern.
1659 endete der Krieg zwischen Frankreich und Spanien, so dass der spanische König die Gelegenheit bekam, sich um Portugal zu kümmern. Dort regierte inzwischen Johanns Sohn Alfons VI der aufgrund einer körperlichen und geistigen Behinderung als schwacher Herrscher galt. Philipp IV. von Spanien war fest entschlossen, Alfons aus Portugal zu verjagen und die Habsburgerherrschaft über das Land zu restaurieren. 1659 überschritten spanische Truppen die Grenze und besetzten Elvas. Portugal erhält allerdings Unterstützung von seinem englischen Verbündeten.
Gemeinsame portugiesisch-britische Truppen schlagen die Spanier bei Ameixial (8. Juni 1663), Castelo Rodrigo (1664), und Montes Claros (17.Juni 1665). In diesen Schlachten hat sich auch ein deutscher Adliger, Friedrich Herrmann von Schönberg, später Herzog von Schönberg, der in portugiesischen Diensten stand, besonders hervorgetan. Im Jahr 1665 verstarb der spanische König Philipp IV. und damit der letzte Monarch aus dem Hause Habsburg, der noch den portugiesischen Königstitel getragen hatte. Nach seinem Tode erlahmte die spanische Kriegsbegeisterung spürbar.
Durch ihre militärischen Niederlangen geschwächt, mussten die Spanier 1668 Frieden schließen. Im Frieden von Lissabon müssen sie Portugal als unabhängiges Land anerkennen und auf alle Ansprüche auf den portugiesischen Thron verzichten. Portugal muss allerdings Ceuta Spanien überlassen. Noch heute ist deshalb Ceuta eine Exklave in Nordafrika und gehört zu Spanien.
Siehe auch: Liste von Kriegen, Liste von Schlachten, Geschichte Portugals, Zeittafel der Geschichte Portugals
Vorgeschichte
Kriegsverlauf
Ergebnis