Reigen (Tanz)
Der Reigen (auch Rei(h)en, von altfrz raïe "Tanz") ist eine der ältesten Tanzformen Europas und begründete im 12. Jahrhundert den mittelalterlichen weltlichen Volkstanz.Der Reigen wurde von vier oder mehr Tänzern meist in einem geschlossenen Kreis ausgeführt (Kreistanz), bei dem die Tänzer sich an den Händen fassten und je nach dem Tempo der Musik schritten oder sprangen. Er wurde üblicherweise von einem Vorsänger bzw. Vortänzer angeführt. Bei einer großen Anzahl von Reigentänzern bildeten diese einen Kreis um die Spielleute. Daneben gab es offene Reigen, bei denen die Tänzer als Kette den Tanzplatz durchmaßen.
Der Reigen ist ein Tanzlied, das von den Tänzern selbst gesungen wird; es stellt den Ursprung einiger musikalischer Genres dar (Kanon, Rondeau, Ballade).
Bekannte Reigenformen sind die getanzte Ballade in Skandinavien, Kolo und Hora in den Ländern des Balkan, Country Dance und Round in England, die Ronde in Frankreich sowie die Sardana in Spanien. Als Volksbrauch aus Deutschland ist der Tanz um den Maibaum bekannt. Auch wurden im Mittelalter religiöse Prozessionen als offene Reigen getanzt. Die Echternacher Springprozession hält diese Tradition bis in die Gegenwart lebendig.
Mit der Entwicklung des Paartanzes im 15. Jahrhundert wurde der Reigen aufgegeben und nur noch in der Polonaise und im Kindertanz gepflegt. Erst im 20. Jahrhundert wurden Reigentänze neu belebt.
Von der Kunstmusik wurde der Reigen u. a. verwendet von
- Claude Debussy: Images, 3. Satz Rondes de printemps (1912)
- Alban Berg: Drei Orchesterstücke op. 6, 2. Satz Reigen (1914)
- Carl Orff: Carmina Burana, Nr. 9 a Reie (1936)