Reel
Reel bezeichnet sowohl einen irischen Volkstanz als auch die zugrundeliegende Melodie in einem schnellen 4/4-Takt. Die Betonung liegt auf dem ersten und dritten Schlag eines Taktes. Ähnlich wie andere Volkstänze gliedert sich auch der Reel meist in eine AABB-Struktur. Beide Teile A und B bestehen aus je acht Takten, die sich wiederum in so genannte "Phrasen" von vier und zweimal zwei Takten unterteilen. Alle 32 Takte einer AABB-Struktur werden zwei- bis dreimal wiederholt, bevor der nächste Tune beginnt. Die Zusammenstellung von mehreren Reels zu einem "Set" ist allgemein üblich.Nach Irland kam der Reel im späten 18. Jahrhundert über Schottland. Bereits um 1590 tanzte man dort den Reill, welcher wiederum auf die im selben Jahrhundert in Frankreich aufgekommenen Haye zurückgeht.
Während der Reel früher als reine Tanzmelodie diente, ging man im 18. Jahrhundert dazu über, die Stücke durch Synkopierungen, Taktverzögerungen und Verzierungen auch als Musikstück für Zuhörer interessanter zu gestalten. Nachdem der Reel im frühen 19. Jahrhundert bald den Jig als beliebtesten Tune in Irland ablöste, gewann er 20. Jahrhundert weiter an Bedeutung. Ganz besonders gilt das für das Irish Folk Revival in den 1960er und 1970er Jahren. Die bis dahin übliche Klavierbegleitung wich zunehmend multiinstrumentalischen Arrangements für Bouzouki, Bodhran, Concertina, Mandola und andere Instrumente. In seiner Schnelligkeit, Wildheit aber auch seinem lyrischen Ausdrucksvermögen hat der heutige Reel nur mehr wenig mit den vergleichsweise einfachen Ursprüngen gemeinsam.