Der Schädling
Im 18. Jahrhundert führte der Rebschädling Reblaus (üblicherweise aber falsch als "Phylloxera" bezeichnet, richtig: "Dactylosphaera vitifolii") im europäischen Weinbau zu dramatischen Verwüstungen, der „Reblauskatastrophe“. Die aus Nordamerika stammende Blattlaus-Verwandte wurde Mitte des 19.Jahrhunderts nach Frankreich eingeschleppt (ab ca. 1860 nachgewiesen) und breitete sich rasant von dort über sämtliche europäische Weinbaugebiete aus („Reblausinvasion“). In Klosterneuburg bei Wien 1867, in Deutschland erstmals 1874 in der Nähe von Bonn in der Gartenanlage Annaberg, 1907 an der Mosel und 1913 in Baden.
Die französische Regierung rief 1870 eine Kommission zur Bekämpfung der Reblaus unter Vorsitz Louis Pasteurs ins Leben, die angeblich über 700 Vorschläge prüfte und trotzdem erfolglos blieb.
Zur Bekämpfung wurden reblausresistente Reben ("Unterlagsreben" der Gattung Vitis riparia und Vitis berlandieri) aus Amerika mit einheimischen Edelreisern (Vitis vinifera) bepfropft, so konnte der komplizierte Fortpflanzungszyklus unterbrochen werden.
Im Ertragsweinbau gibt es weltweit nur wenige wurzelechte (ungepfropfte) Lagen.
Sandböden haben den Vorteil, dass die Reblaus sich hier nicht halten kann. Deshalb blieben während der Reblaus-Katastrophe solche Weingärten als einzige verschont (Ungarn).
Der Lebenszyklus der Reblaus ist kompliziert. Es treten sowohl rein unterirdisch lebende Wurzelrebläuse als auch oberirdische Blattrebläuse auf. Die Reblaus bohrt die Wurzeln der Rebstöcke an, es bilden sich Wucherungen (sog. Nodositäten ), von denen sich die Reblaus saugend ernährt.
Der Schaden durch sekundäre Infektionen mit Bakterien und Pilzen zeigt sich durch verringertes Wachstum, Frucht- und Holzertrag, die Holzreife verzögert sich.