Raumklang
Raumklang ist eine Bezeichnung für Klangaufführungen, die im und für den Raum erzeugt wurden. Erste Raumklangstücke haben dafür mehrere Orchester oder Chöre im Raum an verschiedenen Stellen platziert. Gabrieli war ein Meister dieser Kunst, Johann Sebastian Bach verwendete diese Technik z.B. in seiner Matthäuspassion. Im weiteren Sinne können auch Theateraufführungen dazugezählt werden, da sie eine räumliches Klangerlebnis vermitteln.In den 1950er Jahren wurde die Stereophonie (Aufzeichnung von zwei gleichwertigen Tonkanälen absolut synchron) parallel für die elektrischen/elektronischen Tonaufzeichnungs- und -übertragungsverfahren Schallplatte, Rundfunk und Magnettonband in annähernd gleicher Klangqualität entwickelt, die eine Links-Rechts-Ortung bei der Wiedergabe über ein Lautsprecherpaar ermöglicht. Gelegentlich wird auch über die Möglichkeit einer Ortung in die Tiefe berichtet, die jedoch von der Qualität der Wiedergabeanlage und des Abhörraumes abzuhängen scheint.
Eine Weiterentwicklung zur Verbesserung des klanglichen Raumeindrucks ist die Kunstkopfstereophonie, bei der an einem künstlichen Kopf, z. B. aus Kunststoff, insbesondere die Anatomie der Ohren genau nachgebildet wird. In diese werden hochwertige Mikrophone eingesetzt, die das Schallumfeld des ganzen Kopfes, vor allem aber der Ohrmuscheln und des Gehörganges erfassen. Für Konzertaufnahmen, auch ganzer Orchester, wird nur ein einziger Aufnahmekopf verwendet. Die Wiedergabe der Schallaufzeichnungen kann nur über Kopfhörer erfolgen und vermittelt nicht nur einen Links-Rechts-Eindruck, sondern zusätzlich noch einen Oben-Unten- und Vorne-Hinten-Eindruck. Im Musikbereich hat sich die Kunstkopfstereophonie nicht durchgesetzt, es wurden jedoch zahlreiche Hörspiele (und werden immer noch) produziert, in denen die Möglichkeiten der 3-D-Raumortung gezielt eingesetzt wird.
Eine Erweiterung der Stereophonie ist die Quadrophonie, bei der vier Klangkanäle synchron aufgezeichnet werden, wobei die zusätzlichen beiden die Schallreflexionen des Aufnahmeraumes enthalten. Dieser Schritt hat sich jedoch nicht durchgesetzt, weil die Zusatzinformation qualitativ zu gering war, in der Technik jedoch eine Verdoppelung der Kanäle erfordert hätte. Vor allem in der Rundfunktechnik wurde für den Mehraufwand (senderseitige Kodierung und empfängerseitige Dekodierung), für den bei der Einführung der UKW-Stereophonie bereits Erfahrungen vorlagen, kein entsprechender Zusatznutzen gesehen. So blieb die Vermarktung auf den Tonträger Schallplatte beschränkt, für den Tonabnehmer mit Frequenzbereichen von 20 Hz bis 50 kHz für die obere Preisklasse entwickelt wurden.
Erste Protagonisten der Musik für Raumklang sind Stockhausen (z. B. Gruppen (1955) oder Carree (1959)) und Pink Floyd (z. B. Ummagumma).
In neuerer Zeit versteht man unter Raumklang die Bewegung und Platzierung von Klangquellen im Raum mittels mehrerer Lautsprecher. Im Experimentalstudio des Südwestrundfunks wurde eine spezielle Matrix entwickelt, die die Bewegung und Platzierung von Klängen sehr genau kontrollieren lässt. Kommerziell erhältliche Software findet man im Ircam-Forum.
Die von Dolby lizenzierten Verfahren mit Namen 5.1, 7.1 oder Dolby Surround sind nur für das Kino interessant und lassen eine spezifische Raumklang-Musik nur sehr schwer wiedergeben. Raumklang erfordert die gleichwertige Behandlung aller Raumrichtungen, während die Kinos immer nach dem optischen Mittelpunkt (vorne) ausgerichtet sind.
Das von Creative entwickelte EAX ist ein weiteres Verfahren für Raumklang speziell für Computerspiele.