Radioquote
Radioquote bezeichnet das Verhältnis fremdsprachiger Lieder zu einheimischen Songs im Radio. Dieses Verhältnis kann staatlich vorgegeben sein oder freiwillig von den Sendestationen eingeführt werden.
Table of contents |
2 2. Die Situation auf dem deutschen Radiomarkt 3 3. Gesetzesinitiativen und Forderungen nach einer gesetzlichen Regelung |
In Frankreich wurde 1996 eine gesetzliche Quote für nationale Songs im Radio eingeführt. Demnach sind Radiostationen dazu verpflichtet, mindestens 40 Prozent des Gesamtprogramms mit französischen Interpreten auszufüllen. Von diesen 40 Prozent muss ein gewisser Anteil Neuheiten enthalten sein. Eine Ausnahme dieser Regelung bildet der Zeitraum zwischen 22.30 Uhr und 6.30 Uhr: hier dürfen die Sender spielen, was sie wollen.
Die Palette von Strafen bei Verstößen gegen das Gesetz ist groß: Bußgelder, erzwungene Sendepausen oder der Entzug der Sendelizenz können für die Stationen folgenreich sein.
Das Gesetz begünstigte nachweislich auch den internationalen Erfolg französischer Interpreten wie Alizée, Daft Punk oder auch Manu Chao. Der Handel mit Musiklabelss konnte sogar um 100 Prozent gesteigert werden.
Derzeit gibt es keinerlei entsprechende staatliche Regulationen oder Verordnungen (abgesehen von der Schwarzen Liste). Zuständig für den Rundfunk sind die deutschen Bundesländer.
Nur 29 Prozent der Künstler in den Albumcharts im ersten Halbjahr 2003 stammten aus Deutschland. Die Radiostationen zeigen sich Untersuchungen zu Folge wenig risikobereit und spielen aus wirtschaftlichen Gründen größtenteils Oldies aus den 70ern und 80ern: vor 20 Jahren waren in den Archiven der Radiostationen noch 100.000 Titel zu finden, wogegen es heute nur noch rund 3000 Titel gibt. Bei den öffentlichen – rechtlichen Sendern gab es im Jahr 2002 nur 14,3 Prozent Neuheiten im Programm. Davon waren 1,2 Prozent deutsche. Bei den privaten Anstalten wurden zwar mehr Neuheiten präsentiert (17,1 Prozent), dafür waren aber auch weniger deutsche Sänger zu hören (0,6 Prozent).
Die CSU forderte im Mai 2002, das französische Modell in Deutschland zu übernehmen. Ihr Generalsekretär Erwin Huber führte aus, deutsche Produktionen müssen mehr Chancen bekommen, erst recht von den öffentlichen – rechtlichen Sendern. Die Bayerische Staatsregierung brachte eine Gesetzesinitiative auf den Weg, die im Juni auf der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin heftig diskutiert wurde. Unterstützer der CSU-Linie waren etwa Julian Nida – Rühmelin (ehemaliger Kulturstaatsminister des Bundes) und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD).
Die Gesetzesforderung von Erwin Huber löste in Deutschland eine regelrechte „Sommerlochsdebatte“ aus, und zwar bei Politikern und Künstlern gleichermaßen.
Laith Al-Deen, deutscher Sänger, beispielsweise findet das französische Modell als die beste Lösung für den deutschen Musikmarkt. Auch Heinz Rudolf Kunze, Konstantin Wecker und Udo Lindenberg, deutsche Schlagerstars, gehören zu den Befürwortern einer Quotenregelung. Sie wollen den deutschen Interpreten eine Chance gegen die "übermächtige amerikanische Konkurrenz" geben.
In der Politik stößt die Gesetzesinitiative auf ein geteiltes Meinungsspektrum. Grietje Bettin, medienpolitische Sprecherin der Bündnis90/Die Grünen, spricht sich strikt gegen eine Radioquote aus. Ihrer Meinung nach behaupten sich deutsche Künstler auf dem internationalen Markt auch ohne Quote. Im Radio sind auch ohne staatliche Eingriffe Titel von „Nena", „Sportfreunde Stiller“ oder „Wir sind Helden“ zu hören, so Bettin. Ihrer Meinung nach ist es nicht die Aufgabe des Staates, den Radiostationen vorzuschreiben, was sie spielen sollen. Omid Nouripour, Bundesvorstandsmitglied der Grünen, meint im Gegensatz zu seiner Kollegin, dass eine Quote die musikalische Artenvielfalt sichert. Doch möchte er vielmehr eine europäische Quote, um das Spektrum zu vergrößern, worauf Radiostationen dann zurückgreifen können. Christina Weiss, amtierende Kulturstaatsministerin, möchte ebenfalls mehr nationale Musik im Radio hören. Jedoch wäre eine Quote ihrer Meinung nach ein „regulativer Eingriff in die Programmfreiheit“.
Die Ministerpräsidentenkonferenz Juni 2003 in Berlin entschied sich gegen eine bindende Quote für Radiostationen. Die Ministerpräsidenten gaben jedoch zu Protokoll:
"Die Länder erwarten von den Hörfunkveranstaltern, insbesondere von den in der ARD zusammengeschlossenen Rundfunkanstalten und dem Deutschland Radio, eine stärkere Berücksichtigung von deutschsprachiger Musik und deshalb eine Förderung auch neuerer deutschsprachiger Musikangebote durch ausweichende Sendeplätze in den Programmen."1. Das Modell der Quotenregelung in Frankreich
Vorteile der Quote
Das Gesetz sorgt für eine größere Vielfalt an Liedern im Radio; Wiederholungen sind ebenso gemindert wie die Dauerwiederholung von so genannten „Ohrwürmern“. Ein weiterer Vorteil wäre die neue Aufgabe, welche das Radio übernehmen würde: eine Trendfunktion. Indem die Stationen noch neue und unbekannte Sänger mit ihren Liedern im Radio spielen, werden einige dieser „Newcomer“ zu Hits. Und dies hätte wiederum eine Belebung der Musikindustrie zur Folge. Ein dritter Aspekt den man anführen kann, wäre, dass auch nationale Künstler Chancen bekommen zu attraktiven Sendezeiten aufzutreten. Heute werden die besten Sendezeiten zu über 90 Prozent von amerikanischen Stars besetzt. Und wenn man sich ganz speziell in Deutschland umsieht, so wäre da noch der Kulturauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender festzustellen.Nachteile der Quote
Die Quote stellt einen tiefen Eingriff in die verfassungsmäßige Rundfunkfreiheit dar und ist eine Überregulierung der Wirtschaft.2. Die Situation auf dem deutschen Radiomarkt
3. Gesetzesinitiativen und Forderungen nach einer gesetzlichen Regelung