Röteln während der Schwangerschaft
Table of contents |
2 Gregg-Syndrom 3 Pathogenese und Infektionsweg 4 Epidemiologie 5 Prophylaxe und Diagnostik 6 Therapie 7 Literatur |
Symptome
Die Symptome bei Erwachsenen sind häufig stärker ausgeprägt als bei einer Rötelninfektion in der Kindheit, unterscheiden sich aber nicht wesentlich, vor allem Gelenkbeteiligungen kommen häufiger bei Erwachsenen vor. Während der Schwangerschaft(SS) besteht erhöhte Gefahr für das Kind, da die Krankheit aber auch subklinisch (unterschwellig) verlaufen kann. Die klassische Rötelnembryopathie (Fruchtschädigung durch Rötelnviren) tritt nach pränataler Infektion bis zur 16., selten bis zur 20. Schwangerschaftswoche (SSW) auf.
Gregg-Syndrom
Der australische Augenarzt Gregg (1892-1966) beschrieb 1941 erstmals ein Missbildungssyndrom bei Neugeborenen, dass, wie er erkannte, auf eine Rötelninfektion der Mutter während der SS zurückzuführen war. Dieses Gregg-Syndrom wird auch Embryopathia rubeolosa genannt. Man findet neben Ohrmissbildungen, wie Innenohrtaubheit; Augenmissbildungen, wie Kartarakt (Augenlinsentrübung) und Mikrophthalmie (Schrumpfung des Augapfels); Angiokardiopathien (Herz-Kreislauf-Krankheiten) und pränatale Dystrophien (untergewichtige oder unzureichend entwickelte Neugeborene) auch psychomotorische Entwicklungsstörungen, welche häufig mit Mikrozephalie (abnormer Kleinköpfigkeit) auftreten; und Milchzahndefekte, wie Hypoplasie (Zahnverkleinerung) und Aplasie (Nichtanlage von Zähnen). Deshalb ist die Infektion der Frucht im ersten Trimenon Grund zum ärztlich eingeleiteten Abbruch der SS. Dieses Missbildungssyndrom gilt auch für andere pränatale Virusinfektionen (Mumps, Varizellen).
Pathogenese und Infektionsweg
Bei einer pränatalen Rötelninfektion wird der Erreger während der mütterlichen Erkrankungen über die Plazenta (Mutterkuchen) auf den Feten übertragen. Eine Rötelnerkrankung während der SS kommt nur zustande, wenn die Schwangere keinen ausreichenden IgG-Antikörper(Ak) besitzt.
Epidemiologie
In Deutschland beträgt die Anzahl seronegativer Frauen im gebärfähigen Alter 4-7%, sodass bei 800.000 Geburten pro Jahr 30.000 Neugeborene durch eine pränatale Rötelninfektion gefährdet sind. Bei einer Rötelninfektion in den ersten zehn SSW besteht eine 90%ige Gefahr der Schädigung des Kindes, bis zur 17. SSW sinkt diese Gefahr auf 11-33% und nach der 17. Woche auf ca. 4%.Prophylaxe und Diagnostik
Bei geplanter SS sollte der Impfstatus, beziehungsweise IgG-Ak-Titer gegen Röteln überprüft werden, gegebenenfalls sollte eine Impfung erfolgen. Häufig ist die SS jedoch nicht geplant. Im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge werden Röteln-Ak bei allen Schwangeren bestimmt. Sind keine Ak nachweisbar, sollte die werdende Mutter keinen Kontakt zu rötelninfizierten Personen haben. Da sich die Schwangere jedoch 4-7 Tage vor Auftreten des Hautausschlages anstecken kann, kommt es auch heute noch zu Erstinfektionen mit Röteln während der SS. Liegt ein unzureichender IgG-Ak-Titer vor und bestand Rötelnkontakt beziehungsweise der Verdacht auf eine Infektion, so sollte eine pränatale Diagnostik durch Fruchtwasserentnahme, oder Cordozentese (Untersuchung von Fetalblut aus der Nabelschnur) erfolgen. Im Serum eines rötelninfizierten Feten lassen sich zu 94% IgM-Ak ab der 22. SSW nachweisen. Ab der Geburt sind bei allen Neugeborenen mit Rötelnembryopathie selbst gebildete IgM-Ak und auch größtenteils von der Mutter stammende IgG-Ak vorhanden. Im Blut der Neugeborenen sind Viren vorhanden, die Kinder sind ansteckend. IgM-Ak können nicht über die Plazenta von der Mutter auf das Kind übertragen werden, sie sind deshalb immer Ausdruck einer konnatalen Infektion (Nachkommen werden bereits infiziert geboren).Therapie
Nach Rötelnexposition, dem Kontakt eines mit Röteln infizierten Kindes, sollte sofort der IgM/IgG-Immunstatus geprüft werden. Wenn nach einer Woche (maximal 10 Tage) bereits Röteln-Ak (IgG-Ak) nachweisbar sind, dann bedeutet dies, dass die Schwangere eine früher erworbene Immunität besitzt und dass es zu keiner akuten Infektion kommt. Schwangeren Frauen, die keine Ak besitzen, wird innerhalb von 48 Stunden nach Kontakt mit dem Virus ein Röteln-IgG-Ak-Serum (Röteln-Hyperimmunglobulin) gegeben. Danach ist die Wirkung unsicher, ab dem 5. Tag nach Exposition wirkungslos. Wie auch bei den Röteln in der Kindheit ist während der SS eine antivirale Therapie nicht möglich, da es kein Medikament zur Verhinderung der Erkrankung gibt.Literatur
Bücher
Zeitschriftenreihen
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