Queer
Queer bezeichnet im Englischen als Adjektiv Dinge, Handlungen oder Personen, die vom Üblichen abweichen; außerdem drückt es meist eine negative Einstellung zu der Abweichung oder dem Abweichler aus.
Es wurde vor allem in den USA als Schimpfwort gebraucht, mit dem vornehmlich Schwule, aber auch andere, die von den heteronormativen Regeln abwichen, bedacht wurden.
Im Laufe der 1980er und 1990er Jahre gelang es den so Bezeichneten jedoch, diesen Begriff einer Resignifikation (englisch reclaiming) zu unterziehen und politisch positiv zu besetzen. Der Begriff ist nun als Schimpfwort kaum mehr zu gebrauchen, da die Betroffenen sich selbst, ihr neues Selbstbewusstsein sowie ihren politischen Aktivismus damit identifizieren. Queer steht heute sowohl für die ganze Bewegung als auch für die einzelnen, ihr angehörenden Individuen. Es ist eine Art Sammelbecken, unter dem sich außer Schwulen, Lesben und Transgendern auch Heterosexuelle zusammenschließen. Verbindend wirkt die Überzeugung, dass die überkommenen Normen der Heteronormativität nicht allen Menschen angemessen sind, sondern dass es dem einzelnen obliegt sein Leben und sein Sexualleben nach eigenen Vorstellungen und nach der eigenen sexuellen Identität und der eigenen Geschlechtsidentität zu gestalten.
Gemäß der Bedeutung des Verbs to queer, was soviel wie "vereiteln, unterlaufen" bedeutet, wird sowohl im täglichen Leben und politischen Aktionen als auch auf theoretischer Ebene (siehe Queer-Theory) versucht die restriktiven Diskurse der Gesellschaft zu brechen und die Zahl der anerkannten Lebensformen zu erweitern.
Mit der politischen Bewegung gelangte auch der Begriff in den deutschen Sprachraum.
Siehe auch: Homosexualität, Heteronormativität, Sex und Gender, Judith Butler.
Links:
Literatur:
Campus, Frankfurt/New York 2003, ISBN 3593372681
Zur Frage einer Ethik der Queer-Bewegung und einer Queer-Identität, die immer nur provisorisch und im Neudifferenzieren ist, nach Moebius eine "Identität im Sinn der différance".