Qualitative Sozialforschung
Unter qualitativer Sozialforschung verstehen die Sozialwissenschaften eine sinnverstehende, interpretative wissenschaftliche Verfahrungsweise bei der Erhebung und Aufbereitung sozial relevanter Daten.Soziologische Gegebenheiten, die den Menschen in seiner Vergesellschaftung zum Inhalt haben, lassen sich einerseits quantitativ-empirisch beschreiben und erhellen, andererseits ist gerade für ein tieferes Verständnis dieser Zusammenhänge eine qualitative Analyse und Bewertung sowie in einem weiteren Schritt auch eine geisteswissenschaftliche Auseinandersetzung unerlässlich.
Table of contents |
2 Entwicklung 3 Qualitative Methoden 4 Literatur 5 Weblinks |
Begründung
Kritiker von qualitativen Forschungsmethoden kritisieren insbesondere die Subjektivität der auf diese Weise erhobenen Daten und werfen ihr Unwissenschaftlichkeit vor. Demgegenüber wird geltend gemacht, dass jeglicher Verzicht der Soziologie auf eine qualitative Hermeneutik diese zu einer das eigentliche Humanum verkennenden und damit verfehlenden Theorie machen würde.
Als Begründung für die Notwendigkeit einer eigenen Methodologie der Sozialwissenschaften wird vor allem der sinnhaft und symbolisch vorstrukturierte Charakter des Gegenstandes der Sozialwissenschaften angeführt. Im Alltag und der von Wissenschaftlern und Nicht-Wissenschaftlern geteilten Lebenswelt sind Sinnkonstruktionen und Rationalität bereits vorgegeben, bevor sich die soziologische Analyse mit ihren Gegenständen befassen. Im Gegensatz zu einem naturwissenschaftlich gegebenen Sachverhalt ist der Gegenstand der Sozialwissenschaften selbst sinnkonstituierend und selbstreflexiv. Daher müssen diese Sinnkonstruktionen und der gegebene interaktivee Prozess zwischen Forschung und Erforschtem in der soziologischen Analyse berücksichtigt werden und in einem besonderen Methodenansatz ihren Ausdruck finden.
Entwicklung
In der Diskussion um die Begründung und Berechtigung quantitativer und qualitativer Methoden in der Sozialforschung finden sich viele Aspekte des alten Methodenstreits wider, der seit den Anfängen der Soziologie als wissenschaftlicher Disziplin zwischen den Anhängern des naturwissenschaftlichen Methodenideals und den Gegnern seiner Übernahme in den Sozialwissenschaften geführt wurde. Der als Positivismusstreit bekannt gewordene Disput spitzte sich in den 60er Jahren in Folge von auf einer Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 1961 von K.R.Popper und Th.W.Adorno vorgetragenen Referaten zur "Logik der Sozialwissenschaften" zu. Die qualitative Sozialforschung, die sich im Rahmen historisch-hermeneutischer Verfahren radikalisierte und zeitweise generell die Anwendung quantitativer Verfahren in den Sozialwissenschaften ablehnte, existierte in der folgenden Zeit als Randerscheinung neben der sich expansiv entwickelnden quantitativen Sozialforschung.
Seit den 80er Jahren erlangte die qualitative Methodologie eine zunehmende Aufmerksamkeit und qualitativ orientierte Projekte und Forschungsansätze eine zunehmende Verbreitung, so dass Mayring 1990 eine "qualitative Wende" diagnostizierte. Es entwickelte sich auf beiden Seiten eine wachsende Bereitschaft, die jeweilige Relevanz der unterschiedlichen Forschungsansätze für eine bestimmte Fragestellung zu aktzeptieren und die Grenzen der eigenen Richtung zu erkennen. Diese Entwicklung fand schließlich Ausdruck in der Einrichtung einer Arbeitsgruppe "Methoden der qualitativen Sozialforschung" in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) im Oktober 1997 und der Einrichtung einer gleichnamigen Sektion im November 2003.
Qualitative Methoden
Die qualitative Methodologie ist im Begriff sich zu einem eigenständigen Paradigma zu entwickeln und hat inzwischen einige fundierte Forschungsansätze hervorgebracht, die darauf zielen, verschiedene Phänomene und Sichtweisen in ihrer inneren und argumentativen Struktur zu erhellen und eine inhaltliche Zuordnung des quantitativ Erhobenen herzustellen. Dabei wird immer auch die Sicht der jeweils Betroffenen reflektiert. Zu den elaborierten Methoden der qualitativen Sozialforschung zählen die Einzelfallstudie, das qualitative Interview, die teilnehmende Beobachtung, die biographische Methode, grounded Theory, objektive Hermeneutik und die qualitative Inhaltsanalyse.
Literatur
Weblinks