Puritanismus
Der Puritanismus (v. spätlat: puritas = Reinheit) war die Form des rigorosen Protestantismus in England. Der Name entstand durch den Kampf um die Reinigung der Anglikanischen Staatskirche von den Einflüssen der römisch-katholischen Kirche. Ursprünglich wurde der Begriff "Puritaner" oder "Rigorist" als Spottname gegen kritische und reformwillige Geistliche verwendet.
Die Puritaner lehnten alle Formen der Religionsausübung ab, die sie nicht durch Gottes Wort in der Bibel begründet fanden. Die anglikanischen Gebetbücher und die christlichen Kreuzee wurden ebenso abgelehnt wie priesterliche Gewänder und die Bilderverehrung. Auch auf den üblichen steinernen und reich geschmückten Altar in Kirchen verzichtete man. Er wurde durch einen einfachen Holztisch ersetzt. Kongregationen und Presbyterien, deren Mitglieder vom Volk gewählt wurden und die von Staat und Kirche völlig unabhängig waren, legten das puritanische Glaubensbekenntnis in Übereinstimmung mit dem Wortlaut der Bibel fest. Ein einfaches, vom Fleiß des Einzelnen geprägtes und moralisch einwandfreies Leben war Pflicht. Weltliche Vergnügungen wie der Tanz, das Schauspiel oder Volksfeste wurden abgelehnt, weil solche Spektakel die Menschen von ihrem frommen, bescheidenen Leben nur ablenkten.
Der englische Puritanismus entstand - nachdem Heinrich VIII sich 1534 von der römisch-katholischen Kirche losgesagt hatte - nach und nach im 16. Jahrhundert, vor allem in der zweiten Jahrhunderthälfte. Er wurde stark beeinflusst durch kontinentale Impulse des Genfer Calvinismus und durch die Hugenotten. Dennoch konnten sich puritanische Auffassungen zunächst nicht durchsetzen. 1593 wurden in England sogar Ketzergesetze verabschiedet, die die Puritaner zwangen, ins Ausland zu emigrieren. Seine Blütezeit erlebte der Puritanismus erst im 17. Jahrhundert.
1640 wurde Oliver Cromwell Mitglied des "Langen Parlaments" und entwickelte sich zu einem der Führer der Opposition gegen König Karl I und dessen absolutistische Herrschaft. Der Konflikt mit dem englischen Königshaus weitete sich zum englischen Bürgerkrieg aus. Als Führer der Puritaner gewann Cromwell entscheidenden Einfluss während des Krieges. Er führte das gegen die Krone kämpfende puritanische Parlamentsheer an, das zwar letztlich siegte, aber für etliche Verwüstungen im Lande und auch für die Bilderstürme in englischen Kirchen verantwortlich war. Der englische König wurde hingerichtet, und Cromwell selbst übernahm als "Lordprotektor" bis zu seinem Tod 1658 die Herrschaft in England.
Die Intoleranz des Puritanismus in der Cromwellschen Militärdiktatur hatte diesen in England verhasst gemacht. Von der "Reaktion" profitierte die Monarchie, die nach dem Tode Cromwells in Gestalt Karls II wiederkehrte.
Viele Puritaner emigrierten im 17. Jahrhundert von England in die britischen Kolonien nach Neuengland in den späteren USA (siehe Pilgerväter). Da in den ersten Jahrhunderten der Existenz dieser Staaten die Bevölkerung vor allem aus Puritanern bestand, wurde der Puritanismus damals auch zur dort bestimmenden Religion.
Die Bewegung der Puritaner zersplitterte aufgrund ihres Radikalismus in eine Reihe verschiedener Denominationen, z.B.: Separatisten, Kongregationalisten; später waren sie Impulsgeber für die Baptisten oder die Quäker.
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In den USA hatte der Puritanismus großen Einfluss auf den Nationalcharakter.
Als puritanische Tugenden können zusammengefasst werden:
- Rastlose Tätigkeit und das Streben nach Erfolg
- Ehrgeiz und Fleiß
- Askese
- Die Prädestinationslehre: das Schicksal eines Menschen ist von Gott vorherbestimmt, im wirtschaftlichem Erfolg drückt sich die Auserwähltheit aus
- Die Vorstellung, dass man von Gott erwählt sei und Neu-England "God's own country" wäre
- Der religiöse Einfluss auf die Politik, da schon die Staatsgründung religiös motiviert war.
Wichtige Puritaner:
- Oliver Cromwell
- John Cotton
- Kurt Cobain
- John Winthrop
- Anne Bradstreet
- Edward Taylor
- James Hatfield
- Thomas Hooker
- Robert Browne
- Thomas Shepard
- Roger Williams
- Jonathan Edwards
- Solomon Stoddard