Publius Clodius Pulcher
Publius Clodius Pulcher (* um 93 v. Chr, † 18. Januar 52 v. Chr) war ein bekannter römischer Politiker, an den man sich vor allem wegen seiner langjährigen Fehde mit Marcus Tullius Cicero erinnert.
Als Sohn von Appius Claudius Pulcher wurde er – unter dem Namen Claudius – in eine reiche patrizische Familie der römischen Republik hinein geboren. Wie seine Schwester Clodia änderte er die Schreibweise seines Namens so um, wie er in der Unterschicht ausgesprochen wurde. Im Jahr 59 v. Chr wurde er vom plebejischen Zweig der Familie adoptiert, 58 v. Chr zum Tribun bestimmt – ein Amt, für das Patrizier nicht wählbar war. Im Jahr 52 v. Chr war er Kandidat für die Wahl zum Censor, wurde aber bei Tumulten mit Titus Annius Milo ermordet – woraufhin seine Anhänger den Senat als Scheiterhaufen benutzten.
Unter seinem Schwager Lucius Licinius Lucullus hatte er am Dritten Mithridatischen Krieg teilgenommen, dabei aber eine Revolte angezettelt, als er der Ansicht war, nicht mit genügendem Respekt behandelt zu werden. Ein anderer Schwager, Quintus Marcius Rex, Gouverneur von Kilikien, übertrug ihm den Befehl über seine Flotte – woraufhin Clodius von Piraten entführt wurde. Nach seiner Befreiung zog er sich nach Syrien zurück, wo er bei einer von ihm angestifteten Revolte fast sein Leben verlor.
Nach seiner Rückkehr nach Rom im Jahr 65 v. Chr verfolgte er Catilina wegen Erpressung, ließ sich diesem aber selbst bestechen, um ihm einen Freispruch zu verschaffen. Es gibt andererseits keinen Grund anzunehmen, dass Clodius in Catilinas Verschwörung verwickelt war, tatsächlich leistete er (nach Plutarch (Cicero, 29)) Cicero jede Unterstützung und betätigte sich als einer seiner Leibwächter. Die Affäre um die Bona Dea-Mysterien führte dann zum Bruch zwischen den beiden im Dezember 62 v. Chr: Clodius betrat in Frauenkleidern (Männer waren bei den Mysterien nicht zugelassen) das Haus Caesars (der zu der Zeit Pontifex maximus war), wo die Mysterien gefeiert wurden, um eine Intrige mit Pompeia Sulla, Caesars Frau, voranzubringen. Er wurde entdeckt und vor Gericht gestellt, entkam jedoch der Verurteilung, indem er die Geschworenen bestach. Ciceros gewaltsame Angriffe bei dieser Gelegenheit ließen Clodius auf Rache sinnen.
Bei seiner Rückkehr aus Sizilien, wo er im Jahr 61 v. Chr Quaestor war, verzichtete er auf seinen Rang als Patrizier und wurde, nachdem er – mit Caesars Duldung – von einem gewissen Publius Fonteius adoptiert worden war, am 10. Dezember 59 v. Chr vom Volk zum Tribun gewählt. Seine erste Amtshandlung war es, Gesetzesentwürfe vorzulegen, die ihm die Gunst des Volkes sichern sollten. Getreide sollte einmal im Monat, anstatt zu niedrigem Preis verkauft, kostenlos abgegeben werden; das Recht, an einem bestimmten Tag das Omen zu befragen und (wenn es ungünstig war) die Versammlung der „comitia“ abzusagen, das jedem Magistrat aufgrund des Lex Aelia Fufia zustand, wurde abgeschafft; die alten Arbeitergilden wurden wieder eingeführt; den Censoren wurde es untersagt, Bürger aus dem Senat auszuschließen oder sonstwie zu bestrafen, bis sie öffentlich angeklagt und verurteilt waren.
Er fand einen Weg, um Cicero und den jüngeren Cato loszuwerden, der als Praetor nach Zypern gesandt wurde, um die Insel und den königlichen Schatz zu übernehmen. Ciceros Besitz wurde auf Clodius’ Anweisung konfisziert, sein Haus auf dem Palatin niedergebrannt, das Grundstück zur Auktion ausgeschrieben, das Clodius dann selbst über einen Strohmann erwarb. Nach der Abreise Caesars nach Gallien war Clodius praktisch alleiniger Herr in Rom, von bewaffneten Raufbolden und einem Netz geheimer Gesellschaften unterstützt. Im Jahr 57 v. Chr schlug einer der Tribunen die Rückkehr Ciceros vor, woraufhin Clodius die Zustimmung zu diesem Dekret zu hintertreiben suchte, was Titus Annius Milo aber vereitelte, indem er eine ausreichend große bewaffnete Bande zusammenbrachte, der es gelang, Clodius in Schach zu halten. Clodius attackierte daraufhin die Arbeiter, die Ciceros Haus auf öffentliche Kosten wiederaufbauten, griff Cicero auf offener Straße an und setzte das Haus seines Bruders Quintus Tullius Cicero in Brand.
Im Jahr 56 v. Chr, als Curule aedile störte er weiterhin selbst die öffentliche Ruhe durch eine bewaffnete Gruppe, die in seinem Dienst stand, und klagte Milo gleichzeitig wegen öffentlicher Gewalt (de vi) an, da dieser sein Haus gegen Clodius’ Attacken verteidigt hatte. Juristische Verfahren wurden durch Ausbrüche von Gewalt behindert, bis sie schließlich fallengelassen wurden. Im Jahr 53 v. Chr, als Milo Kandidat für das Amt des Konsuls und Clodius für das Amt des Praetors waren, scharten die Rivalen bewaffnete Mannschaften um sich, brachen Bandenkriege in den Straßen Roms aus, bei denen Clodius am 18. Januar 52 in der Nähe von Bovillae erschlagen wurde.