Pub
Der Pub ist auf den britischen Inseln die Kneipe und hat seinen festen Platz im sozialen Leben der Inselbewohner.Die Bezeichnung "Pub" ist eine Erfindung des Viktorianischen Zeitalters. Das Wort Pub geht auf die römischen Besatzer der Antike zurück und bedeutet ursprünglich "öffentliches Haus".
In der Folgezeit kamen und gingen die Eroberer, aber die Pubs blieben, auch weil die Eroberer alle dem Ale sehr zugetan waren.
Im siebten Jahrhundert nach Christus wurde erstmal von König Ethelbert von Kent eine Regelung hinsichtlich der Anzahl der "Alehouses", wie sie damals hießen, und der Trinkgefäßgröße getroffen.
Drei Jahrhunderte später wurde von König Edgar von Kent ein spezielles Trinkgefäß mit einer Skala auf der Innenseite eingeführt. Dieses wurde herumgereicht und gemeinsam wurde aus einem Gefäß getrunken. Jeder trank bis zum nächsten Strich (engl. Peg) und reichte dann das Gefäß weiter. Hat er aber über den Strich hinaus getrunken, so nahm er Bier des nächsten. Daher die Redewendung "taking down someone a peg or two".
Die nachfolgende Christianisierung übernahm viele Trinkrituale der heidnischen Kultur und es wurde sogar extra Bier für kirchliche Feste, so genanntes "scot ale", gebraut. Heimlich gebrautes Bier, für das die Abgaben an die Kirche hinterzogen wurden, wurde "scot free" genannt.
Im Mittelalter nahm die Trinkwasserqualität rapide ab (Seuchen, Abwässer von Gerbereien etc.) und Ale wurde zum einzigen sicheren Getränk und die Rolle der Alehäuser wurde noch wichtiger.
Mit der Zunahme des Handels und vor allem auch der Pilgerfahrten wurden immer mehr Übernachtungsmöglichkeiten für Reisende gebraucht.
Alehäuser, vor allem jene von Mönchen geführten, boten bald auch Übernachtungsmöglichkeiten an. Das "Inn" war erfunden. Das älteste und einzige noch bestehende Inn ist das Georg Inn in Southwark, London. Es wurde im Jahre 1542 erbaut, jedoch 1676 Opfer des Feuers, das in Southwark wütete. Im selben Jahr wurde es wieder aufgebaut. Das benachbarte Tabard, ebenfalls ein Inn, ist bereits ersten mal im Jahre 1388 in den "Canterbury Tales" erwähnt. Dieses Pub wurde leider anno 1874 trotz Protesten der Bevölkerung abgerissen. Eine Gedenkplakette in der Tabard Street weist auf das ehemalige Inn hin.
Für Kirchenbauleute wurden oft von der Kirche eigene Inns betrieben, welche danach oft als öffentliche Inns weiterbetrieben wurden. Sie wurden oft nach der Kirche, die die Bauleute erstellten, benannt.
Unter Elisabeth_I (1558-1603) erlebte England einen Aufschwung des Handels und der militärischen Macht. Die Bevölkerung wuchs und die Städte nahmen an Zahl und Größe zu.
In den Städten dieser Zeit schenkten die Tavernen ursprünglich nur Wein aus. Im Gegensatz zum Alehouse, welches eine Lebensnotwendigkeit bot, waren die Tavernen der Freude und der Entspannung gewidmet. Die Armen der Stadt gingen ins Alehouse, um sich zu wärmen, billiges Essen zu bekommen und etwas nicht krankmachendes zu trinken. Die Reichen gingen in die Taverne, um zu speisen und dem Wohlleben zu frönen. Die Taverne war aber keineswegs nur der romantisch verklärte gemütliche Ort mit offenem Feuer und gepflegter Unterhaltung. Trunkenheit war zu dieser Zeit nicht verpönt und viele zwielichtige Gestalten und Prostituierte gingen in den Tavernen ihrem Handwerk nach. Trotzdem waren die Tavernen das Herz der urbanen Kultur dieser Zeit.
Im Rahmen der Änderungen der sozialen Strukturen zum Ende des 18. Jahrhunderts begann der Niedergang der Tavernen. Alehouses verkauften nach Ende des Monopols auch Wein und die so genannten "Gin Places" zogen das trinkfreudige Publikum ab. Auch wurde Trunkenheit für die mittleren Schichten zur Schande und war nicht mehr erstrebenswert. Die Oberklasse zog sich in ihre "gentlemen´s Clubs" zurück.
Nach dem britischen Bürgerkrieg, welcher 1642 begann und in dem für die Alehäuser, Tavernen und Inns eine Besteuerung eingeführt wurde, veränderten drei Getränke die Gewohnheiten der Briten.
Nach Einführung des Kaffees (1650), Kakaos (1657) und Tees (1660) wurde im Jahre 1652 in London das erste Kaffeehaus eröffnet. (Dort in Cornhill steht heute das Jamaica Wine House.)
Leider gingen im großen Feuer von 1666 viele der historischen Holzhäuser des Mittelalters und der Tudorzeit verloren. Nach dem Brand mussten Häuser in London aus Stein oder Ziegel gebaut werden.
An die Zeit der Postkutschen ( 1657 wurde die erste regelmäßige Postkutschenverbindung zwischen London und Chester eingerichtet) erinnert man sich in England gerne als goldenes Zeitalter und Relikte aus dieser Zeit, sowie Bilder romantischer Szenerien aus diesem Kontext, sind auch bei neuen Pubs beliebte Dekorationsmaterialien.
Die geringe Reisegeschwindigkeit, die geringe Reichweite der Pferde (ca. 20 Meilen ~ 30km) und die Notwendigkeit die Pferde zu füttern und zu tränken führten zur Gründung vieler "Coaching Inns" entlang der Postkutschenrouten. Entweder wurden die Inns entlang der Strecke umgebaut, oder es wurden neue errichtet. Diese boten auch eine gewisse Sicherheit gegen die allgegenwärtigen, heute zu unrecht romantisch verklärten, Räuber und Wegelagerer, welche die Postkutschen häufig überfielen.
Mit der Einführung des Postdienstes wurden die "Coaching Stations", wie sie auch genannt wurden, dichter aneinander gebaut und die Pferde an diesen gewechselt statt sich auszuruhen, um eine höhere Reisegeschwindigkeit zu erreichen. Der Postmann war standardmäßig mit einer Muskete und zwei Pistolen bewaffnet, was auch bitter nötig war.
Das betreiben eines solchen Inns war teuer und vor allem die Inns, welche nicht an End- oder Kreuzungspunkten von Strecken lagen hatten ein hartes Brot.
Der Standard der Inns war sehr uneinheitlich und oft beschwerten sich die Reisenden über Schmutz und stinkende Betten. Viele Wirte arbeiteten auch mit den Straßenräubern zusammen und gaben ihnen Tipps welche Reisenden auszurauben sich lohnte.
Trotz dieser Widernisse wuchsen die Ortschaften entlang der Strecken und die Inns wurden zum Handels- Gerichts- und Festplatz der Umgebung.
Die Inns waren oft mehrere Stockwerke hoch mit 60 Betten und Platz für 50 Pferde. Es waren also große Gebäude für diese Zeit.
Das Zeitalter der Eisenbahn führte zu einem plötzlichen Wandel und machte die Postkutschen praktisch über Nacht obsolet. Daher gibt es nur noch ganz wenige Coaching Inns dieser Zeit. Sie gehören alle dem National Trust.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Beschränkungen zum destilieren von Gin aufgehoben und das Land wurde praktisch in billigem Alkohol ertränkt.
Das Ausmaß des Alkoholkonsums war so gewaltig, dass trotz verbesserter hygienischer Zustände die Bevölkerungszahl Londons merklich abnahm. Die Briten tranken sich buchstäblich zu Tode. Vor allem die Armen verfielen dem Gin.
Ein zeitgenössisches Gemälde zeigt eine Mutter auf der "Gin Straße" welche so betrunken ist, dass sie ihren Säugling fallen lässt, während auf der "Ale Straße" gesunde fröhliche Menschen zu sehen sind.
Erst in der Mitte der 1820er Jahre wurde die Produktion und der Vertrieb von Gin eingeschränkt, und zwar auf Druck der Industriellen welche nüchterne Arbeiter brauchte und der Mittelschicht, welche sich von den vielen Schnapsleichen angewidert fühlte.
Der Gin wurde den armen im "Gin Shop" verkauft. Ungemütlichen Orten wo es außer Gin nichts zu kaufen gab und die die Kunden nicht zum verweilen einladen wollten. Da die Gin Shops oft die einzigen beleuchteten Häuser in den Armenvierteln waren wurden sie den Armen oft "Gin Palaces" genannt.
Die Zahl der Toten ging auch zurück, weil in den 1820er Jahren von geschmuggeltem sehr gesundheitsschädlichem (Fuselöle) auf legal gebrannten Gin umgestellt wurde.Das Alehouse
Das Inn
Die Taverne
Kaffee, Kakao, Tee
Die Zeit der Postkutschenromatik
Der Gin Palace bzw. Gin Shop