Prostatakrebs
Prostatakrebs (Prostatakarzinom, PCA) ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Rund 19 % aller in Deutschland bei Männern jährlich neu auftretenden Krebserkrankungen betreffen die Prostata. Das sind mehr als 30.000 neu entdeckte Prostatakarzinome pro Jahr. Der Häufigkeitsgipfel liegt dabei jenseits des 70. Lebensjahres. Die Ursache der Erkrankung ist bisher weitgehend unbekannt. Genetische Disposition und Umweltfaktoren (z. B. Ernährung) spielen in der Genese der Erkrankung eine Rolle. Die in fortgeschrittenem Lebensalter häufige gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse, das Prostataadenom, stellt ebenso wie die Prostataentzündungen, ob chronisch oder akut, keinen Risikofaktor dar.
Das Frühstadium der Erkrankung ist symptomlos. Im fortgeschrittenen Stadium können uncharakteristische Beschwerden auftreten. Dazu gehören Blasenentleerungsstörung, Knochenschmerzen, Gewichtsverlust und Blutarmut. Bei Stellung der Diagnose hat daher häufig eine Metastasierung in die lokalen Lymphknoten, die Knochen oder die Lunge stattgefunden.
Da es erst bei fortgeschrittener Erkrankung zu Beschwerden kommt, kann der Krebs nur durch regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen im Frühstadium diagnostiziert werden.
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2 Therapie 3 Lebenserwartung 4 Literatur 5 Weblinks |
Ist eine dieser drei Untersuchungen auffällig, wird zur definitiven Diagnose mittels Feinnadelbiopsie eine Gewebeprobe entnommen.
Falls sich die Diagnose "Prostatakrebs" bestätigt, wird in aller Regel ein Staging durchgeführt, um zu prüfen, ob das Karzinom bereits ausgestreut hat, oder ob es sich um ein auf die Prostata begrenztes Karzinom handelt. Dabei wird eine Skelettszintigrafie, ein Ultraschall der Lymphknoten und der Leber, sowie eine Röntgenbild der Lunge durchgeführt. Manchmal erfolgen noch ein CT von Bauch und Lunge sowie ein Röntgenbild der Nieren mit Kontrastmittel.
Danach wird gemeinsam mit dem Patienten nach der idealen Therapie gesucht.
Andere Quellen (Aussage von Dr. Gerd Glaeske, Professor für Arzneimittelversorgungsforschung an der Universität Bremen) bewerten den PSA-Test kritisch, weil die Rate der falsch positiven Ergebnisse zu hoch sei. Laut Glaeske gilt, dass bei 1.000 Männern, die den PSA-Test machen lassen, etwa 150 einen verdächtig hohen Wert aufweisen. Eine daraufhin bei den 150 Männern durchgeführte Gewebeprobe der Prostata führe aber zu der Information, dass zwischen 110 und fast 150 dieser Fälle kein Prostatakarzinom aufweisen. Angesichts solcher Zahlen, so Glaeske, sei die Abwägung für oder gegen die Durchführung eines PSA-Tests schwierig, denn immerhin ist die Verdachtsdiagnose (hoher PSA-Wert) psychisch und die Gewebeprobe (Biopsie) körperlich belastend.
Dies steht nur scheinbar im Widerspruch zu den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Urologie (www.dgu.de) und der American Urological Association (www.aua.com). Der PSA-Test stellt nach deren Meinung - und damit der anerkannten Meinung in der Urologie - ein wichtiges Indiz für ein möglicherweise vorhandenes Karzinom dar. Da ein erhöhter PSA-Wert auch andere (teils bekannte, teils unbekannte) Ursachen haben kann, ist er nicht alleiniges Indiz - aber Grund, weitere Untersuchungen wie z.B. eine Biopsie durchzuführen.
Vorsorge hat nur dann einen Sinn, wenn man Krebserkrankugen auch rechtzeitig, d.h. in einem heilbaren Stadium, erkennt - hierzu stellen alle Bestandteile der Diagnostik unerläßliche Bausteine dar.
Auch die Leitlinien der Deutschen Urologen ("PSA-Bestimmung in der Prostatakarzinomdiagnostik - Früherkennung des Prostatakarzinoms") sind vom Tenor her eher pro PSA-Test; auf die Frage der laut Glaeske (s.o.) hohen falsch positiven Rate wird nicht oder nur indirekt eingegangen. Die Leitlinien weisen darauf hin, dass vor einem PSA-Test eine geeignete Patientenaufklärung durchgeführt werden muss. Diese Patientenaufklärung muss auch auf die Risiken und Probleme hinweisen, die sich bei der Behandlung eines erkannten Prostatakarzinoms ergeben.
Ein uneinheitliches Bild ergibt sich hinsichtlich der Frage, auf welche Weise bei einem Verdacht auf Prostatakarzinom die Diagnose gesichert werden soll. Die im vorigen Absatz erwähnten Leitlinien der Deutschen Urologen kennen nur die so genannte Stanzbiopsie. An anderen Stellen findet man aber auch Verweise auf die so genannte Feinnadelbiopsie (z.B. http://www.ahc-consilium.at/daten/prostatakarzinom.htm).Empfehlungen
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (www.dgu.de) und die American Urological Association (www.aua.com) raten allen Männern ab 40 zu einer jährlichen Vorsorgeuntersuchung durch einen Arzt für Urologie, die neben der Tastuntersuchung der Prostata durch den After auch die Bestimmung des PSA-Wertes und eine Ultraschalluntersuchung der Prostata (TRUS für transrektalen Ultraschall) durch den After beinhalten soll. In Deutschland wird jedoch die TRUS-Untersuchung als Früherkennung nicht empfohlen.
Es ist hilfreich, vor der Entscheidung für eine Biopsie die möglichen therapeutischen Konsequenzen eines positiven Befunds zu klären. Wenn ein Patient sich entschieden hat, dass ein positiver Biopsie-Befund therapeutische Konsequenzen haben soll, kann eine Biopsie sinnvoll sein. Wenn ein Patient sich allerdings angesichts der Risiken und möglichen Nebenwirkungen der Therapie (siehe dazu die folgenden Abschnitte) gegen eine Therapie entscheidet und eine "Wait-and-see"-Strategie vorzieht (was durchaus rational sein kann, solange viele Männer nicht am Prostatakarzinom sterben, sondern mit einem Prostatakarzinom), ist auch die Biopsie nicht sinnvoll. Ganz zu Ende gedacht wäre in einem solchen Fall auch die Frage zu stellen, ob ein PSA-Test dann überhaupt durchgeführt werden sollte.
Am Rande angemerkt sei, dass der PSA-Test in Deutschland von den gesetzlichen Krankenkassen als Vorsorgemaßnahme nicht bezahlt wird. Bezahlt wird er aber in der Regel bei eindeutiger Veranlassung (d.h. zum Beispiel bei klarem Karzinomverdacht).
Therapie
Die Therapie der Wahl bei lokal begrenztem Prostatakarzinom und guter Konstitution ist die radikale Operation der Prostata, bei der Prostata, Samenbläschen und Lymphknoten entfernt werden. Diese so genannte "radikale Prostatektomie" kann auf drei unterschiedliche Arten durchgeführt werden:
Gelingt es hierbei, den Tumor vollständig zu entfernen, ist eine Heilung möglich und die Prognose des weiteren Verlaufes ist günstig. Die Nebenwirkungen der Operation sind eine Gefahr der Inkontinenz in etwa 3-15 % und das Risiko einer erektilen Dysfunktion in etwa 80 % der Fälle. Etliche Zentren bieten eine "nerverhaltende" Operationsmethode an, die das Risiko der postoperativen erektilen Dysfunktion senken kann.
Die Therapie der zweiten Wahl bei lokal begrenztem Prostatakarzinom ist die Bestrahlung, die entweder von außen oder durch "Spickung" der Prostata mit radioaktivem Material erfolgen kann. Vorteile der Bestrahlung sind der Wegfall des OP-Risikos und die Möglichkeit einer ambulanten Behandlung, Nachteile sind schlechtere Heilungsraten, schlechtere Kontrollmöglichkeit des Karzinomes nach der Behandlung und Spätfolgen der Bestrahlung (Strahlenschäden).
Wenn zum Zeitpunkt der Diagnose bereits eine Absiedelung in andere Organe stattgefunden hat, ist die Erkrankung meist nicht mehr heilbar. Durch Strahlen-, Chemo- oder Hormontherapie kann jedoch die Ausbreitung des Krebses verzögert werden.
Eine Hormontherapie kann hier sowohl in Form der sogenannten chemischen Kastration durch Gabe von LHRH-Analoga als auch durch die tatsächliche Kastration (Orchiektomie) durchgeführt werden. Bei der Orchiektomie wird der Hoden entfernt und der Testosteronspiegel sinkt stark ab. Da das Prostatakarzinom in vielen Fällen noch stark Testosteron abhängig ist, kommt es nach der Orchiektomie meist zu einem deutlich Rückgang bzw Stillstand der Krankheit, so daß der Patient meist über Jahre von der Krankheit wieder Ruhe hat. Als Nebenwirkungen der Orchiektomie kann es zu depressiven Zuständen kommen. Außerdem kommt es zur erektilen Dysfunktion, die meist nicht allzu schlimm empfunden wird, da auch die Libido (= Sexuelles Verlangen) verloren geht.
Nach einer neueren Studie des British Journal of Urology (BJU International, Bd. 92, S. 211) soll häufiges Ejakulieren in jüngeren Jahren Männer vor Prostatakrebs schützen. Australische Wissenschaftler verglichen Daten zu Sexualpraktiken von 1.079 Prostatakrebs-Patienten mit denen von 1.259 gesunden Männern im Alter zwischen 20 und 50 Jahren. Ihr Ergebnis: Zwanzigjährige, die öfter als fünf Mal pro Woche ejakulieren, senken ihr Risiko für den Prostatakrebs um ein Drittel. [1]
Im Gegensatz dazu hatten frühere Studien häufige Sexualkontakte mit einem deutlich erhöhten Risiko für Prostatakrebs in Zusammenhang gebracht. Dies könne jedoch nach Ansicht der australischen Forscher durch die höhere Infektionsgefahr bedingt sein. Betrachte man die Zahl der Ejakulationen insgesamt, so hätten diese einen schützenden Effekt, weil durch die häufige Bildung von Samenflüssigkeit Krebs erregende Substanzen aus der Prostata herausgeschwemmt werden: Je öfter die Leitungen durchgespült werden, umso weniger schädliche Substanzen bleiben darin hängen. Auch würden die Prostatazellen auf diese Art zum Ausreifen angeregt, was sie für Karzinogene weniger anfällig machen könnte.
Siehe auch:Screening -- PSA -- Prostata -- Orchiektomie -- Testosteron --
Lebenserwartung
Die Lebenserwartung hängt vom feingeweblichen Aufbau und dem Umfang der Tumorausbreitung ab. Die Fünfjahresüberlebenszeit bei Tumoren, die auf die Drüse begrenzt sind, liegt bei 74-80 %, bei gestreuten Tumoren bei höchstens 40 %.Literatur
Weblinks
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