Produktionsprozess
Table of contents |
2 Produktion und Logistik 3 Fertigungsart 4 Fertigungsprinzip 5 Fertigungsablauf 6 Konzeption von Produktionsplanungs- und –steurungssystemen |
Der Produktionsprozess bildet den Schwerpunkt der betrieblichen Leistungserstellung. Er ist dem Beschaffungsprozess nach- und dem Distributionsprozess vorgelagert.
Unter Produktion sei die methodische Erstellung sowohl von Sachgütern als auch von Dienstleistungen verstanden. Formal ist der Produktionsprozess ein Kombinationsprozess produktiver Faktoren. Die sich daraus ergebende große Gestaltungsbreite von Produktionsprozessen wird deutlich, wenn man etwa die Erstellung einer Dienstleistung in Form einer Rechtsberatung dem Bau eines
Kraftwerkes oder der Kraftfahrzeugproduktion gegenüberstellt.
Eine umfassende Produktionswirtschaftslehre müsste demnach außer Industrie und Handwerk sämtliche produzierende Betriebe behandeln, also alle Dienstleistungsbetriebe, Fischerei, Bergbau und land- und forstwirtschaftlichen Betriebe. Für die letztgenannten Arten von Produktionsbetrieben sind jedoch eigene spezielle Betriebswirtschaftslehren aufgebaut worden, so dass der Industriebetrieb der in der Produktionswirtschaftslehre vorrangig zu behandelnde Betrieb ist. Er bringt durch Gewinnung von Rohstoffen, durch Bearbeitung, Verarbeitung und unter Anwendung von Maschinen ein zur Bedürfnisbefriedigung geeignetes Produkt hervor, um es auf dem Markt zu verwerten. Kernfunktion des Industriebetriebes ist also der Produktionsprozess im engeren Sinne. In einem weiteren Sinn umfasst die Produktion neben dem eigentlichen Produktionsprozess alle vor- und nachgelagerten Funktionen wie Forschung und Entwicklung, Beschaffung, Lagerung und Innenverkehr.
Eng verbunden mit der Produktion sind die Problemstellungen der Logistik. Zur Logistik zählen alle Prozesse des Transports, der Lagerung, der Materialhandhabung und Verpackung. Typische logistische Aufgaben sind beispielsweise die Anlieferung von Fertigungsmaterial durch einen Lieferanten (physische Materialbeschaffung), der Weitertransport zwischen zwei Produktionsabteilungen (innerbetriebliche Logistik) oder die Auslieferung von bestellter Ware an die Kunden (physische Distribution).
Ein wichtiger Punkt bei der Gestaltung des Produktionsprozesses ist die Schaffung materialflussgerechte Fabrikstrukturen sowie die Einbeziehung grundsätzlicher wettbewerbsbestimmender Faktoren. Bei der Umsetzung strategischer Entscheidungen kommt der Logistik und der Produktion eine Schlüsselrolle zu, da aus Kunden- oder Marktsicht logistische Leistungen zunehmend an Bedeutung gewinnen, wie beispielsweise:
Nachfolgend soll noch auf einige Produktionsmerkmale eingegangen werden, die starken Einfluss auf die Gestaltung der Produktionsprozesse haben.
Berücksichtigt man die Anzahl der in einem Los hergestellten Produkte unterscheidet man:
Das Fertigungsprinzip beschreibt die logisch-räumliche Anordnung der Maschinen in einer Fertigungsstätte. Die wichtigsten Arten sind:
Hinsichtlich der Grundprinzipien im Fertigungsablauf unterscheidet man:
Zur Bewältigung der umfangreichen Aufgaben der operativen Produktionsplanung und –steuerung werden in der betrieblichen Praxis seit langem computergestützte Produktionsplanungs- und steuerungssysteme (PPS-Systeme) eingesetzt, die nach dem Push-Prinzip arbeiten, da die Produktionsaufträge in den Produktionsprozess hineingedrückt werden. PPS-Systeme greifen regelmäßig auf eine Datenbank des Produktionsbereichs zurück, in der alle Daten über die Erzeugnisse, Produktionsprozesse und Ressourcen abgelegt sind.
Auf der Basis aller Real- oder Planaufträge mit den jeweiligen Fertigstellungsterminen wird eine so genannte Durchlaufterminierung des gesamten Produktionsablaufs durchgeführt. Dies geschieht mit Hilfe festgelegter bzw. ermittelter durchschnittlicher Zeiten für einzelne Bearbeitungsschritte. Alle Aufträge werden somit in ihre Arbeitsschritte unterteilt und für diese Anfangs- und Endzeiten festgelegt sowie die sich daraus ergebenden Anfangs- und Endzeiten für die Aufträge errechnet. Im Anschluß an die Durchlaufterminierung wird für jede Ressource die resultierende Kapazitätsbelastung ermittelt und der Kapazitätsbedarf dem Kapazitätsangebot gegenübergestellt. Im Rahmen eines Kapazitätsbelastungsausgleichs wird versucht, Überbelastungen gegebenenfalls durch Terminverschiebungen nichtkritischer Aufträge sowie durch Einplanung von Überstunden zu beseitigen. Im Folgenden wird dann eine Auftragsreihenfolge mit genauem Start und Endtermin für jede Arbeitsgruppe oder Maschine festgelegt. Dieses Terminraster dient dann der Steuerung des Informations- und Materialflusses in der Produktion.
Bei der Produktion auf Abruf (Pull-Prinzip) stellt die Produktionssteuerung nicht mehr – wie beim Push-System – für jede Produktionsstufe eine detaillierte Planvorgabe bereit, sondern es wird nur ein Produktionsplan für die letzte Produktionsstufe, d.h. die Endmontage aufgestellt. Das Pull–Prinzip wird durch eine entsprechende Reorganisation des gesamten Produktionsprozesses und spezielle technische Maßnahmen erreicht. Es werden nacheinandergeschaltete selbststeuernde Regelkreise installiert, die eine Dezentralisierung der Bestandskontrolle und damit die Übertragung der kurzfristigen Produktionssteuerung an die ausführenden Mitarbeiter ermöglichen. Jeder Regelkreis besitzt eine Senke, in der Material vom nachgelagerten Regelkreis verbraucht wird und eine Quelle, die vom vorgelagerten Regelkreis befüllt wird. Grundsätzliche Idee ist es, dass jede Stelle immer nur so viele Einheiten eines Erzeugnisses herstellt, wie tatsächlich von den nachfolgenden (verbrauchenden) Stellen benötigt werden (Produktion auf Abruf). Dieses Prinzip funktioniert am besten für Standardprodukte mit regelmäßigem Bedarfsverlauf, wenigen Varianten und einer materialflussorientierten Bedarfsmittelanordnung.
Folgende Varianten können unterschieden werden:
Grundlagen
Produktion und Logistik
Eine Abstimmung mit der Produktion und der dort gewählten Strategie ist für die Erfüllung dieser logistischen Leistungen von entscheidender Wichtigkeit. Fertigungsart
Fertigungsprinzip
Fertigungsablauf
Die unterschiedlichen Fertigungsablaufprinzipien besitzen starken Einfluss auf die bereits erwähnten logistischen Leistungen. So besitzt beispielsweise eine Lagerfertigung aufgrund ihrer Struktur keine Flexibilität bezüglich des Produkts, wogegen die Auftragsfertigung bezüglich Lieferzeit und Produktionskosten Nachteile gegenüber der Lagerfertigung hat. Aufgrund des Wunsches des Kunden zu kundenindividuellen Produkten bei niedrigen Preisen kommt der Programmfertigung eine steigende Bedeutung zu. Unter dem Stichwort Mass Customization wird versucht die Vorteile der Lager- und der Auftragsfertigung zu kombinieren.Konzeption von Produktionsplanungs- und –steurungssystemen
Produktionsplanung und –steuerung nach dem Push-Prinzip
Produktionsplanung und –steuerung nach dem Pull-Prinzip