Prinz-Wilhelm-Eisenbahn
Der Name Prinz-Wilhelm-Eisenbahn bezeichnet die Eisenbahnlinie zwischen Essen und Wuppertal, deren erstes Teilstück 1831 als Pferdebahn eröffnet wurde. Die Gesamtstrecke zwischen Essen- Steele und Wuppertal-Vohwinkel wurde 1847 als dampfbetriebene Eisenbahn in Betrieb genommen. 1862 wurde die Strecke von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn aufgekauft, die schon Jahre zuvor die Verwaltung der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn übernommen hatte. Gleichzeitig wurde die Spitzkehre bei Neviges beseitigt, so dass ein durchgehender Betrieb zwischen Vohwinkel und Steele möglich war.Am 15. Dezember 2003 wurde diese Strecke auf elektrischen Betrieb umgestellt und wird seither von der S 9 befahren.
Am 30. September 1831 wurde die Deilthaler Eisenbahn, zwischen Hinsbeck (Essen-Kupferdreh) (an der Ruhr) und Nierenhof bei Langenberg durch den Bruder des damaligen Königs, Prinz Wilhelm, feierlich eingeweiht. Die Bahn durfte sich seitdem "Prinz - Wilhelm - Eisenbahn" (PWE) nennen. Der Prinz und seine Familie befuhren an diesem Tag die Eisenbahn in einem mit Teppichen ausgeschlagenen Kohlenwagen. Friedrich Harkort, der Erbauer dieser Bahn, hatte 1828 eine Eisenbahn von der Ruhr bis nach Wuppertal in Vorschlag gebracht und hierfür erstmalig in Deutschland eine Aktiengesellschaft für einen Eisenbahnbau gegründet. Er hatte sich in England von der Funktionsfähigkeit solcher Bahnen überzeugt, und bereits 1825 in einem Artikel in der Zeitschrift "Hermann" dafür geworben. Die Zeit war jedoch in Preußen noch nicht dafür reif. Man sah keine Notwendigkeit und gab auch kein Geld dafür aus. Fortschrittlich denkende Industriepioniere wie Harkort hatten deshalb einen schweren Stand. So wurde letztendlich die Deilthaler Eisenbahn (sie führte durch das Deilbachtal) nur als Schmalspurbahn und den Antrieb durch Pferde, erbaut. Ihre Funktion war ausschließlich für den Kohletransport gedacht. Davon wurden durch die sich immer weiter verbreitenden Dampfmaschinen große Mengen im Bergischen Land gebraucht. (Webereiindustrie und Eisenhütten). An den Personentransport wurde damals überhaupt nicht gedacht. Prinz Wilhelm von Preußen war somit, 4 Jahre vor der legendären Ludwigsbahn (Nürnberg-Fürth) wohl der erste Eisenbahnpassagier in Deutschland. Offiziell wird in allen Quellen die Ludwigsbahn als erste Deutsche Eisenbahn angegeben. Ein Vergleich zwischen beiden Bahnen zeigt jedoch folgendes Bild:
Geschichte
Bahn | Eröffnung | Länge | Spur | Antrieb | Ohne Pferde seit |
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Prinz-Wilhelm-Eisenbahn | 1831 | 7,5 km | Schmalspur mit Steigung | Pferde | 1847 |
Ludwigs-Eisenbahn Stillgelegt: 31. Oktober 1922 | 1835 | 6,0 km | Normalspur ohne Steigung | Pferde und Dampf im Verhältnis 3:1 | 1863 |
Wirtschaftlich Gründe dafür, dass die Ludwigsbahn als erste über Dampfbetrieb verfügte, gibt es sicherlich nicht. Die Kohlen für die Dampflok mussten mühselig nach Bayern transportiert werden, an der Ruhr waren sie vorhanden. Auch gab es in Bayern nicht die Notwendigkeit, einen Gütertransportweg zu schaffen.
Es waren vielmehr die Einstellungen der Königshäuser, die diese Entwicklung hervorbrachten.
Der Bayernkönig Ludwig I hatte gelegentlich einer Durchreise von Bad Brückenau (wo er zu kuren pflegte) 1826 an den Bürgermeister von Fürth die Worte gerichtet:
"Ich erachte den Bau einer Eisenbahn zwischen Fürth und Nürnberg nicht nur als wünschenswert, sondern auch als leicht ausführbar. Meiner wärmsten Förderung und Unterstützung wolle man sich versichert halten."
In Preußen war das ganz anders. König Friedrich Wilhelm III betrieb immer noch eine Politik des absolutistischen Staates. Fortschrittliche Leute wie Friedrich Harkort hatten in der Politik keinen Rückhalt. Sie waren nur auf private Geldgeber angewiesen. Noch später, bei der Eröffnung der Berlin-Potsdamer-Eisenbahn soll der König geäußert haben:
"Alles soll Karriere gehen, die Ruhe und Gemütlichkeit leidet aber darunter. Kann mir keine große Seligkeit davon versprechen, ein paar Stunden früher in Potsdam zu sein."Gründe