Portugal unter dem Hause Avis
Dieser Artikel ist Teil des Artikels über die Geschichte Portugals und beschäftigt sich mit der Zeit von 1383 bis 1580 in dem Portugal von dem Haus Avis regiert wurde.Vor dem Hause Avis regierten seit 1093 die Burgunderherrscher in Portugal. Mit dieser Epoche beschäftig sich der Artikel Portugal unter den Burgunderherrschern.
Table of contents |
2 Auf dem Weg zur Weltmacht 3 Emanuel der Glückliche 4 Die letzten Herrscher aus dem Hause Avis |
Nachdem Ferdinand I, der letzte Burgunderherrscher, verstorben war, übernimmt seine Witwe zusammen mit ihrem Liebhaber, dem galizischen Ritter Juan Fernández Andeiro, Graf von Ourém, die Macht. Daraufhin kommt es zur Revolution. Das Land wehrte sich gegen die unpopuläre Leonore und den pro-kastilischen Landadelsmann. Leonore wird von einem Aufstand der Handwerkszünfte in Lissabon nach sechs Wochen Herrschaft verjagt, ihr Liebhaber wird von Johann von Avis, einem nichtehelichen Abkömmling Peter I getötet. Auf Seiten Kastiliens stand damals vor allem der portugiesische Hochadel, der sich von Johann I. von Kastilien die Wiederherstellung alter, inzwischen von den portugiesischen Königen usurpierter Vorrechte und Privilegien erhoffte. Auf Seiten Johann von Avis stand dagegen vor allem der niedere Adel und das Bürger- und Bauerntum.
Diese Ereignisse gingen später als Revolution von 1383 in die portugiesische Geschichte ein. Kastilien marschiert in Portugal ein, die Cortes erklären Johann von Avis zum Regenten und Verteidiger des Vaterlandes. Die Kastilier belagern ihn sechs Monate in Lissabon, müssen sich dann aber wegen der Pest zurückziehen. Johann verbündete sich mit England und mit englischer Hilfe gelingt es ihm, in der Schlacht von Aljubarrota (1385) Kastilien entscheidend zu schlagen. In der Person von Nuno Álvares Pereira hatte Johann einen loyalen und besonders fähigen Heerführer. Dessen Siege und der Sieg Johanns von Avis bei Aljubarrota bedeuteten, dass kastilischen Versuche, Portugal zu erobern, für immer abgewehrt wurden. Pereira wurde zu einer in der portugiesischen Geschichte sehr populären Figur, 1918 wurde er von der katholischen Kirche selig gesprochen.
1385 wurden die Cortes nach Coimbra einberufen, um das Problem der Thronfolge endgültig zu lösen. Johann, als strahlender Sieger von Aljubarrota von vielen verehrt, gelingt es, sich von den Cortes als Johann I. zum König ausrufen zu lassen, und gründet so die neue Dynastie der Avis, die das Land bis 1580 regieren sollte.
Johann I. gilt als einer der größten portugiesischen Könige. 1386 unterzeichnet er den Vertrag von Windsor, mit dem sich Portugal und England dauerhaft gegen spanische Hegemoniebestrebungen verbündeten. Diese Allianz sollte bis in das 19. Jahrhundert Bestand haben. 1387 heiratet er Philippa, die Tochter des Herzogs von Lancaster. Da er, nachdem die kastilische Bedrohung abgewehrt war, nach neuen Betätigungsfeldern für seine Armee suchte, beginnt Portugal zum ersten Mal, sich außerhalb des europäischen Kontinents zu engagieren. Somit legt er den Grundstein für die späteren Expeditionen seines jüngeren Sohnes, Heinrich des Seefahrers, die die Basis für den Aufstieg Portugals zu einem der größten Kolonialreiche der Welt legen sollten. 1415 erobert er Ceuta von den Mauren. Heinrich der Seefahrer beginnt 1419 mit dem Ausrüsten von Seeexpeditionen. Obwohl er selbst nie weiter als bis Tanger gereist ist, erhielt er den Beinamen der Seefahrer, denn es war sein unermüdliches Wirken, dem Portugal seine großen Entdeckungen verdankte. 1419 wird Madeira, 1427 die Azoren (wieder) entdeckt und von Portugal kolonialisiert.
Seine Tochter Elisabeth (Isabel) verheiratet Johann I. mit Herzog Philipp dem Guten von Burgund, durch diese Hochzeit werden für Portugal vorteilhafte Handelskontakte zu Flandern geschaffen, zur damaligen Zeit die aufstrebendste Wirtschaftsmacht in Europa. Johann I. gelingt das Kunststück, Stammvater gleich zweier portugiesischer Dynastien zu werden, denn neben seinen legitimen Abkömmlingen, die das Haus Avis bilden, hat er auch noch einen unehelichen Sohn, Alfons, der später erster Herzog von Braganza wird und Stammvater jenes Hauses, das das Haus Avis einmal in Portugal beerben sollte.
Johann reformierte das Verwaltungswesen, das Bürgertum wurde stärker an der Verwaltung und Regierung des Landes beteiligt. Mitglieder des Hochadels, die die Thronansprüche Johann I. von Kastiliens unterstützt hatten, wurden des Landes verwiesen, ihr Besitz wurde an Bürgerliche und niedere Adlige vergeben, der König schuf sich so eine neue und loyale Adelsschicht. Kulturell blühte das Land unter seiner Regierung auf.
1433 stirbt Johann I., sein Nachfolger wird Eduard (Dom Dinis, 1433 - 1438), der die Expeditionen seines jüngeren Bruders Heinrich des Seefahrers nachdrücklich fördert. Eduard war hochgebildet und ging als der Philosophen-König (o Rei-Filosofo) in die portugiesische Geschichte ein, verfasste er doch eine eigene philosophische Schrift über die Bestimmung des Menschen („der loyale Ratgeber“, „o Leal Conselheiro“).
Eduards kurze Regierungszeit verlief jedoch ansonsten glücklos. Sein Vorgänger, Johann I., hatte sich gezwungen gesehen, große Ländereien an den Adel zu vergeben, um sich die Unterstützung des Adels im Kampf gegen Kastilien zu sichern. Eduard versuchte nun, zumindest einen Teil dieser Ländereien für die Krone zurückzugewinnen. Er erließ 1434 ein Dekret, das besagte, dass die Krone automatisch alles Land erben würde, sobald ein Landedelmann ohne männlichen Erben verstarb. Dieses Dekret brachte ihn in Konflikt mit dem Landadel. Ein Versuch Tanger von den Mauren zu erobern, endet im Desaster (1437). Heinrich der Seefahrer, der den Tanger-Feldzug befehligte, musste vor der arabischen Übermacht kapitulieren. Teil der Kapitulationsbestimmungen war, dass Portugal Ceuta an die Mauren zurückgeben sollte. Um diese Bestimmung zu verbürgen, musste Prinz Ferdinand, ein weiterer jüngerer Bruder des Königs, den Mauren als Geisel gestellt werden. Eduard stand nun vor der schwierigen Frage, ob er seinen Bruder retten und damit die Stadt Ceuta aufgeben sollte, oder nicht. Er reichte diese Frage an die Cortes weiter. Es kam allerdings zu keiner Entscheidung da der König bereits 1438 an der Pest verstirbt. Prinz Ferdinand verbleibt so in maurischer Gefangenschaft, in der er schließlich 1443 verstarb. Sein Schicksal wurde 1662 von Calderón in seiner Novelle „der standhafte Prinz“ („El principe constante“) glorifiziert.
Durch den frühen Tod König Eduards stellte sich wieder einmal die Frage der Regentschaft, denn sein Sohn und Thronerbe König Alfons V (1438 – 1481) war zum Zeitpunkt seiner Thronbesteigung gerade sechs Jahre alt.
Die Regentschaft fiel zunächst an die Königswitwe Eleonore, diese wurde aber nach einem Jahr von Peter, dem Herzog von Coimbra verdrängt, ein jüngerer Bruder König Eduards und damit ein Onkel König Alfons V.
Die Regentschaft des Herzogs von Coimbra entsprach nicht den testamentarischen Bestimmungen, die König Eduard getroffen hatte, trotzdem gelang es Peter, sie zweimal von den Cortes absegnen zu lassen. Auch nachdem Alfons 1446 für volljährig erklärt wurde, wollte der Herzog von Coimbra die Regentschaft nicht aufgeben, und stärkte seine Position zunächst noch zusätzlich dadurch, dass es ihm gelingt, seine eigene Tochter mit dem jungen König zu vermählen. Der König verbündete sich daraufhin mit dem Herzog von Braganza, der die Adelsopposition im Lande gegen die vom Prinzregenten Peter geförderten Zentralisierungstendenzen in der portugiesischen Politik anführte. Auch seine Mutter unterstützte den jungen König gegen den Herzog von Coimbra und brachte ihm die Unterstützung Aragoniens ein. Mit dieser Unterstützung gelang es Alfons V. schließlich, seinen Onkel und Stiefvater in der Schlacht von Alfarrobeira 1449 zu besiegen, der Herzog von Coimbra fällt in der Schlacht.
Alfonso V. ist somit unbestrittener Herrscher des Landes. Allerdings hatte er diesen Sieg durch eine Stärkung der Stellung des Adels, repräsentiert besonders durch den Herzog von Braganza, auf Kosten der zentralen Königsmacht, bezahlt. Alfons weitere Regierung ist vom Versuch geprägt, den verlorenen Einfluss wieder zurückzugewinnen. 1451 gelingt es ihm, seine Schwester Leonore mit dem römisch-deutschen König Friedrich III., dem Schönen, aus dem Hause Habsburg zu verheiraten.
Während dieser Zeit gehen die Entdeckungen Heinrich des Seefahrers weiter. 1440 wird in Arguim in Afrika ein Handelsposten eröffnet, Portugal steigt in den Handel mit Sklaven ein. 1457 werden die Kapverden entdeckt und dem Christusorden (den ehemaligen Templern) zur Besiedlung im Namen Portugals übergeben. 1460 wird Guinea erreicht, im gleichen Jahr stirbt Heinrich der Seefahrer.
In der Außenpolitik engagiert sich Alfons V. vor allem in Nordafrika. Ursprünglich hatte er aber ganz andere Pläne. Nach dem Fall von Konstantinopel und nachdem die Türken 1456 vor Belgrad standen, hatte Papst Kalixtus III zu einem neuen Kreuzzug gegen die Muselmanen aufgerufen. Alfons V. versprach dem Papst, mit einer Truppe von 12.000 Mann an dem Kreuzzug teilzunehmen. Wegen des Todes von Papst Kalixtus III im Jahre 1458 fand der Kreuzzug dann jedoch nie statt. In Portugal war aber bereits die versprochene Armee ausgehoben worden, unter großen finanziellen Anstrengungen war ein Heer geschaffen worden, bereit sich im Kampf gegen die Ungläubigen zu bewähren. Alfons V. lenkte dieses Heer nun nach Afrika. 1471 fällt Tanger. Alfons V. erweitert daraufhin seinen Königstitel, um seinen Anspruch auch auf die nordafrikanischen Territorien zu bekräftigen (rei de Portugal e do Algarve, Senhor de Septa, Senhor d’Alcacere em Africa), was ihm seinen Beinamen, „der Afrikaner“, einbrachte.
1474 stirbt sein Schwager, König Heinrich IV von Kastilien. Alfons V. greift daraufhin aktiv in den Kampf um den kastilischen Thon ein. Einstmals hatte er um die Hand der Prinzessin Elisabeth (der späteren Isabella der Katholischen), einer Schwester des verstorbenen Heinrich IV. geworben, nachdem sich diese Pläne jedoch zerschlugen, heiratete er Johanna, die Tochter Heinrich IV. und unterstützte jetzt deren Thronansprüche gegen Elisabeth.
In der Schlacht von Toro (1476) wird Portugal von den katholischen Königen geschlagen, die portugiesischen Ansprüche auf den Thron von Kastilien sind abgewehrt. Alfons V. geht nach Nancy in Frankreich, wo er – vergeblich – versucht, König Ludwig XI zum Eingreifen auf seiner Seite gegen Kastilien zu bewegen. Durch die Niederlage von Toro schwer niedergeschlagen, spielt er mit dem Gedanken, abzudanken und aus Frankreich nicht nach Portugal zurückzukehren, sondern statt dessen eine Pilgerfahrt nach Jerusalem zu unternehmen, kann aber von König Ludwig XI. zur Rückkehr in sein Land bewogen werden. Im Frieden von Alcacovas muss Alfons V. für sich und seine Frau alle Ansprüche auf den kastilischen Thron aufgeben, erhält dafür jedoch von Spanien Handlungsfreiheit in Nordafrika zugesichert. In seinen letzten Lebensjahren wird der König zunehmend depressiv und kränkelt, will erneut abdanken, stirbt aber vorher an der Pest.
Nach dem Tode Alfons V. kommt 1481 dessen Sohn, König Johann II (Dom João II.), „der Strenge“ oder „der Vollkommene“ an die Macht. Diesem gelingt es, die Königsmacht gegen den Adel vollkommen wiederherzustellen. So wurde den Adeligen das Recht genommen, in ihren Domänen selbst die Gerichtsbarkeit auszuüben. Gegner dieser Politik verfolgt der König mit großer Härte. Die Herzöge von Braganza und Beja-Videu, Cousins des Königs und Anführer der Adelsopposition, werden 1483 hingerichtet. 1484 tötete der König bei einer Unterredung selbst einen missliebigen Schwager. Auch der Bischof von Évora wurde zum Tode verurteilt. Johann II. zog große Ländereien zu Gunsten der Krone ein, die sich somit endgültig als vorherrschende Macht im Lande etablierte.
Außenpolitisch setzt der König den Expansionskurs fort. 1482 wird die Festung São Jorge da Mina (Elmina) an der Goldküste (heute Ghana) gegründet und damit nicht nur Gold und Sklaven aus Nord- und Westafrifa, sondern auch das Gold des Sudans gewonnen. Die Einkünfte der Krone verdoppeln sich auf einen Schlag. Diogo Cão führt eine Expedition in den Kongo durch, Bartolomëu Diaz umrundet 1488 das Kap der guten Hoffnung, damit war der Seeweg nach Indien gefunden. Durch die Vermittlung des Papstes wird 1494 mit Spanien der Vertrag von Tordesillas geschlossen, mit dem die portugiesische und spanische Einflusszone in Amerika und Afrika abgesteckt wurde.
Die Regierungszeit Johann II. markiert einen Meilenstein auf der Entwicklung Portugals zu einem zentralistischen, auf die Königsmacht ausgerichteten absolutistischen Staat. Während seiner ganzen Regierungszeit beruft der König die Cortes nur viermal ein, regiert ansonsten vollkommen unabhängig.
Die Regierungszeit Johann II. ist aber auch eine Zeit der verpassten Chancen für Portugal. Durch die Eheschließung seines Sohnes und Thronfolgers Johann mit Elisabeth, Tochter der katholischen Könige Spaniens, bestand die Aussicht auf ein iberisches Großreich unter portugiesischer Führung. Der Tod des Thronfolgers 1491 verhindert dann diese Pläne. Auch ist Johann II. der portugiesische König, der Christoph Kolumbus seine Hilfe bei der Suche nach dem Westweg nach Indien verweigerte, die dieser dann von den katholischen Königen erhielt.
Gegen Ende seiner Regierungszeit kam es zu einem Zerwürfnis mit der Königin, da Johann II. nach dem Tode des Thronfolgers ohne legitime männliche Nachkommen war, und deshalb seinen Lieblingssohn aus einer illegitimen Verbindung zum Nachfolger bestimmen wollte. Testamentarisch bestimmte er dann aber doch den nächsten lebenden männlichen Angehörigen des Hauses Avis zu seinem Nachfolger, Emanuel, einen Bruder seiner Frau und Enkel des Königs Eduard.
Emanuel I. war durch Johann II. schon früh mit hohen Ehren ausgestattet worden, so war er Herzog von Viseu und Beja und Großmeister des Christusordens. Nach dem Tode des Kronprinzen 1491 wurde er dann zum Thronfolger bestimmt.
1495 tritt Emanuel I. die Regierung an (bis 1521). Durch das blühende Handelsimperium wird er zum reichsten Herrscher Europas. 1497 öffnet Vasco da Gama die Seeroute nach Indien.
Dem Entdecker Vasco da Gama folgten die Eroberer, zunächst Francisco de Almeida, danach Alfonso de Albuquerque, der vom König mit umfangreichen Vollmachten ausgestattet und zum Gouverneur von Portugiesisch-Indien ernannt wurde. Sie errichten eine Reihe von Stützpunkten, sowohl Handelsniederlassungen als auch militärische Stützpunkte, und drangen über Indien hinaus weiter nach Osten vor.
Zwischen 1503 und 1505 sicherte Duarte Pacheco Pereira mit Waffengewalt die portugiesische Präsenz in Indien und schuf damit eine wesentliche Grundlage für den Aufbau des portugiesischen Imperiums in Asien. 1510 besetzt Alfonso de Albuquerque Goa, das sich schnell zur bedeutendsten portugiesischen Handelsniederlassung in Indien entwickelt. 1511 erobert er Malakka (heute Melaka in Malaysia), das die Malakkastraße und damit den Weg zu den Gewürzinseln, den Molukken, kontrolliert, wo die Portugiesen ebenfalls bereits erste Stützpunkte errichten. Portugal hatte damit den außerordentlich lukrativen Gewürzhandel unter seine Kontrolle gebracht, das bisherige Handelsmonopol der Araber mit Gewürzen war gebrochen. Lissabon entwickelt sich zu einem wichtigen Handelszentrum für Gewürze und andere Waren aus dem Osten.
Pedro Álvares Cabral entdeckt 1500 Brasilien und nimmt es für Portugal in Besitz. Die Portugiesen erreichen als erste europäische Kolonialmacht China (portugiesischer Handelsstützpunkt in Macao 1557), Timor wird portugiesisch (1513), Hormuz folgt 1515. Emanuel I. erobert 1513 - 1515 weite Teile Marokkos von den Arabern.
Innenpolitisch setzt sich Emanuel I. endgültig gegen den Landadel durch. Das Steuersystem wird perfektioniert. Die weitere Innenpolitik wird durch die Judenfrage belastet. Juden befanden sich bereits seit dem 6. Jahrhundert, also noch vor der christlichen Zeit und vor der Gründung des Königreiches Portugal, im Lande. Ab 1490 werden in den Cortes verstärkt Klagen über die Juden laut, die besonders mit deren Aktivitäten als Geldverleiher in Verbindung stehen. 1492 vertreiben die katholischen Könige die Juden aus Spanien, 60.000 von ihnen flüchten nach Portugal. In den Verhandlungen mit Spanien, die 1497 zu Hochzeit des Königs mit Elisabeth, der Tochter der katholischen Könige, führte, verlangte Spanien, dass auch Portugal seine Juden ausweisen solle. 1496 vertreibt der König dann auch die portugiesischen Juden. Allerdings durften Juden, die sich taufen ließen, bleiben. 1504 und 1506 kommt es in Lissabon zu antijüdischen Pogromen gegen diese so genannten “Neuen Christen” (Cristãos-Novos).
Mit den katholischen Königen war auch vereinbart worden, die drei großen iberischen Reiche durch eine gezielte Heiratspolitik zu vereinigen. Dazu heiratete Emanuel I. Elisabeth, die Tochter der katholischen Könige. Nachdem in Spanien 1497 der Thronfolger verstorben war, war Elisabeth designierte Erbin der katholischen Könige. Das Kind aus dieser Beziehung, Michael (Miguel), wäre so später Erbe aller drei Reiche geworden.
Allerdings kommt es dann doch anders. Schuld daran ist, dass Elisabeth im Wochenbett verstirbt, und Michael, der designierte Thronfolger, bereits als Kleinkind. Zwar heiratet Emanuel nach dem Tode Elisabeths erneut eine Tochter der katholischen Könige, die Infantin Maria, Erbin wird diese aber nicht, sondern ihre ältere Schwester Johanna („die Wahnsinnige“), über deren Ehe mit Philipp dem Schönen Spanien schließlich an die Habsburger fällt. Auch mit dem neuen Herrschergeschlecht knüpft Emanuel I. noch verwandtschaftliche Beziehungen. Nach dem Tode Marias heiratet er in seiner letzten Ehe Eleonore, eine Schwester Karl V
Portugal erlebt unter Emanuel I. eine bisher nicht gekannte kulturelle Blüte, das so genannte „goldene Zeitalter“. Die überseeischen Aktivitäten des Landes beginnen Früchte zu tragen, aus den Kolonien fließen große Mengen Gold und Silber in das Mutterland. Da der Überseehandel königliches Monopol war und die neuen Kolonien zu Krongut erklärt wurden, profitierte vor allem der König selbst von diesem Reichtum. Emanuel errichtete damit phantastische Bauten im nach ihm benannten Emanuelstil (manuelitischen Stil). Auch das Rechts-, Bildungs- und Gesundheitswesen reformierte er.
1521 starb Emanuel I. Der Thron fiel an seinen Sohn aus zweiter Ehe (mit der Infantin Maria), Johann, der als Johann III (Dom João III.) den Thron besteigt.
Das Judenproblem bleibt auch unter seiner Regierung wichtigste Frage der Innenpolitik. Er öffnet das Land 1531 der Inquisition, um die religiösen Praktiken der so genannten Neuen Christen (also der Juden, die sich hatten taufen lassen, um in Portugal bleiben zu können), zu untersuchen. In den nächsten 200 Jahren werden 1454 Personen von der Inquisition zum Tode verurteilt. 1540 erlaubte Johann III. den Jesuiten, sich in Portugal niederzulassen.
1524 wird der Dichter Luiz Vaz de Camões geboren, der größte portugiesische Dichter, der das Nationalepos Os Lusíadas (deutsch: Die Lusiaden) schreibt. 1532 wird die erste dauerhafte Siedlung in Brasilien gegründet, 1524 wird auf dem Kongress von Badajoz der portugiesische Anspruch auf Brasilien anerkannt, der König vergibt große Landgebiete in Brasilien als Lehen (donatárias) und fördert so den Aufbau des Landes, 1545 wird Salvador da Bahia Hauptstadt Brasiliens. Unter Johann III. wurden Aden, Diu, Celebes und Maskat erobert. Er verzichtete auf die Philippinen und sicherte dafür die Molukken. 1557 wird Makao, die erste portugiesische Handelssiedlung in Japan, gegründet.
Mit Johann III. war der Zenith der portugiesischen Machtausbreitung erreicht. Unter seinem Nachfolger, König Sebastian, sollte es dann schließlich zur Katastrophe kommen, in deren Folge der portugiesische Staat selbst vorübergehend untergeht.
Johann III. hatte einen Sohn, ebenfalls Johann genannt, der Infant und Thronfolger des Reiches. Dieser heiratete Johanna, eine Tochter Kaiser Karl V. und somit Schwester des spanischen Königs Philipp II. Allerdings verstarb Erbprinz Johann bereits 1554 und somit vor seinem Vater.
Der Thron fällt deshalb, als König Johann III. 1557 verstirbt, an seinen Enkel Sebastian, Sohn des bereits vorverstorbenen Erbprinzen Johann.
Beim Tod seines Großvaters, des Königs, war Sebastian gerade drei Jahre alt. Erneut musste deshalb eine Regentschaft die Macht übernehmen. Diese fiel zunächst seiner Großmutter Katharina, der Witwe Johann III., zu. Schon bald jedoch übernahm Kardinal Heinrich I, Erzbischof von Lissabon, ein Bruder Johann III. und somit Großonkel des König Sebastians, die Macht.
1568 übernimmt Sebastian als 15-jähriger schließlich selbst die Regierung. Er lebte in einer Traumwelt, angefüllt mit mittelalterlichen ritterlichen Idealen. Sein großes Ziel war es, für Portugal ein großes nordafrikanisches Reich zu erobern. Einen Thronnachfolgestreit im Sultanat von Fes zum Anlass nehmend, versammelt der König, der sich als Nachfolger der Kreuzfahrer mit der Mission wähnte, Marokko endgültig von den Arabern zu befreien, eine Armee von 18.000 Mann und marschiert in den arabischen Teil Marokkos ein. Die Schlacht von Alcazarquivir (al-Qasr al-Kabir) in Marokko wird zur Katastrophe für die Portugiesen. Das weit überlegene Heer des Sultans Muley Abd-el Melik schlägt die Portugiesen, König Sebastian wird in der Schlacht getötet, sein Leichnam bleibt auf dem Schlachtfeld verschollen. Weitere 8.000 Portugiesen, darunter die meisten portugiesischen Adeligen, fallen in der Schlacht. 15.000 Portugiesen, darunter 100 hohe portugiesische Adelige geraten in Gefangenschaft, Portugal muss den größten Teil seines Staatsschatzes als Auslöse bezahlen.
Sebastian fällt kinderlos. Deshalb übernimmt der vormalige Regent, Kardinal Heinrich, als letztes männliches Mitglied des Hauses Avis, nunmehr selbst den Thron.
Heinrich wird als vollkommen weltfremder und bigotter Kirchenmann beschrieben. Als er nach zwei Jahren kinderlos stirbt, ist die Dynastie der Avis zu Ende.
Bereits früh hatten die Habsburger ihr Auge auf Portugal geworfen. Die Angelegenheit war Karl V. so wichtig, dass er, noch 1557, also bereits nach seinem Rücktritt als römischer Kaiser und spanischer König, als er bereits der weltlichen Macht entsagt hatte und zurückgezogen im Kloster San Jerónimo de Yuste lebte, an seine Schwester Katharina schrieb, um für den Fall eines frühzeitigen Ablebens König Sebastians ohne Erben seinen Enkelsohn Don Carlos (den Sohn König Philipp II. von Spanien) als Prätendenten ins Spiel zu bringen. Katharina war zwar einverstanden, die Vereinbarung scheiterte dann jedoch am Widerstand des portugiesischen Adels.
Auch Heinrich I. beschäftigte sich intensiv mit der Frage der Thronnachfolge. Nach langem Zögern entschloss er sich schließlich, den spanischen König Philipp II. zum Thronerben einzusetzen.
So begann die Personalunion Portugals mit Spanien, die bis 1640 andauerte.
Siehe auch: Geschichte Portugals, Vorgeschichte Portugals, Portugal unter den Burgunderherrschern, Zeittafel der Geschichte Portugals, Liste der Könige Portugals, Liste der Königinnen Portugals.Aufstieg des Hauses Avis und Sicherung der portugiesischen Unabhängigkeit
Auf dem Weg zur Weltmacht
Emanuel der Glückliche
Die letzten Herrscher aus dem Hause Avis