Politischer Status der Antarktis
Am 1. Dezember 1959 wurde der Antarktisvertrag mit Wirkung vom 23. Juni 1961 unterzeichnet und ist nach den Zusatzverträgen zum Schutz der antarktischen Umwelt von 1991 bis mindestens 2041 gültig. Der Vertrag begründet das Antarktische Vertragssystem.Während der Gültigkeit des Vertrages werden keine territorialen Ansprüche diskutiert oder etabliert und für die Dauer des Vertrags sollen keine neuen Ansprüche angemeldet werden (Artikel 4). Vertragsgebiet ist alles Gebiet südlich des 60. Breitengrades (Artikel 6).
Nach der Eroberung des Südpols 1911 geht die Erschließung der Antarktis sehr schnell vonstatten. Erkundungsflüge werden durchgeführt, Wissenschaftler kartografieren die Region, Walfänger machen Gebrauch von den walreichen Gewässern. Der Kontinent wird gut erforscht, leider sinken die früheren Walbestände innerhalb kürzester Zeit auf wenige Prozent.
Die amerikanische "Operation Highjump", die direkt nach dem zweiten Weltkrieg stattfand, erobert die Antarktis mit 13 Schiffen, 23 Flugzeugen und 4700 Mann. Die Amerikaner finden die Proviantreste und Unterkünfte der ersten Forscher. Durch die antarktische Kälte ist alles konserviert worden.
1947 lässt Admiral Richard Byrd Flaggen aller UN-Staaten über der Antarktis abwerfen, um sie der Gemeinschaft aller Länder zuzuführen. Doch Großbritannien, Norwegen, Australien, Frankreich, Neuseeland, Argentinien und Chile haben bereits andere Pläne und beanspruchen einige Teile des Lands für sich. Begründungen dafür sind der Walfang, die bisherige Erforschung durch einige Länder sowie Geschenke der englischen Krone.
1957/58 ist das Internationale Geophysikalische Jahr und der Erforschung der Antarktis und des Weltraums gewidmet. Es entstehen weitere 40 Stationen auf dem Festland, weitere 20 auf den Inseln, die von insgesamt 67 Ländern betrieben werden. Nicht nur wissenschaftliche Forschung soll hier betrieben werden: Die die Forschungsstationen einrichtenden Staaten erhoffen sich militärstrategische Vorteile bei der Besetzung dieses einzig übrigen leeren Teils der Erde.
Da bisher niemand der Eigentümer der Antarktis ist, kommt 1961 der Antarktisvertrag zustande, in dem festgelegt wird, dass die Antarktis waffenfrei bleiben soll; Insbesondere atomwaffenfrei. Die Unterzeichner sind zwölf Staaten, die ganzjährig besetzte Stationen unterhalten. Zusätzlich werden territoriale Ansprüche gestoppt.
Die Ölkrise 1973 führt zu einem Wettlauf auf die antarktischen Erdreichtümer. Die Hoffnung auf das Finden und Ausbeuten dieser Ressourcen führt zum Ausspruch des Gulf Oil Managers John Garrett: "Die Antarktis könnte ein neuer Naher Osten sein."
Die Regierungen Großbritanniens, Australiens und Neuseelands erhalten permanent Anfragen nach Erkundungsbohrgenehmigungen. Streit bricht zwischen den Ländern mit Öl- und Territorialansprüchen aus: Die USA wollen freien Zugang für alle Interessenten zu den antarktischen Naturreichtümern; Australien ist der Meinung, das Öl in ihrem Sektor gehöre ihnen. Doch der Streit wird 1977 beigelegt - der Rohstoffabbau soll erst dann erfolgen, wenn er vertraglich genau geregelt ist.
Die Wissenschaftler können am wirtschaftlichen Interesse an der Antarktis nur erfreut sein, denn das spült kräftig Gelder in die Kassen der geowissenschaftlichen Forschungen. Sobald der Abbau der Rohstoffe losgeht, möchte jedes Land mit seiner Forschungsstation gut vorbereitet sein. Die Presse tut ihr Übriges zum Ölrausch: Aus eher kleineren Meldungen vom Fund von Erdölmuttergesteinen werden "eindeutige Nachweise von Öllagerstätten". Auch französische und australische Firmen sowie deutsche Behörden senden Schiffe in die Antarktis aus.
1982 entscheiden die Konsultativstaaten des Antarktisvertrags (inzwischen sind es 14, seit 1981 ist auch Deutschland dabei) erneut über das Land. Einige Dritte-Welt-Länder sind damit nicht einverstanden und verlangen, die Antarktis zum Allgemeingut der Menschheit zu machen; Im Gegenzug boykottieren die Konsultativstaaten eine UN-Debatte zum Thema.
Durch die Forschung ist die Antarktis bei den Umweltschutzorganisationen ab 1972 zum "Weltpark Antarktis" aufgestiegen. Durch den erneuten Streit und die politischen Rangeleien scheint jetzt ein günstiger Zeitpunkt, in Aktion zu treten, um die Antarktis für die Natur zu retten.
1986/87 errichtet Greenpeace als erste Naturschutzorganisation eine Forschungsstation auf der Ross-Insel nahe der früheren Hütte von Antarktisforscher Robert Falcon Scott und der amerikanischen McMurdo-Station. Es werden eine Vielzahl Studien und Forschungen zum Thema Umweltschutz und globaler Ökologie durchgeführt, u.a. Analysen der Umweltgifte im Wasser, Meteorologie und Meereisentwicklung. Nebenbei werden die umliegenden Stationen überwacht: Treibstoff, Müll, Altöl und Schrott lagern nahe der McMurdo-Station und verseuchen das empfindliche Ökosystem. Durch eine erstaunlich moderne Öffentlichkeitsarbeit - die Greenpeace-Station arbeitet mit Windgeneratoren und Satellitenkommunikation, während andere Stationen noch normalen Funk benutzen - wird die Weltöffentlichkeit über die Antarktis aufgeklärt. Bilder vom Bau von Landebahnen in Brutkolonien der französischen Dumont-d'Urville-Station erregen den Ärger der Menschen.
Die besonders aktive Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC) mit Mitgliedern wie Greenpeace und dem WWF kämpft für die Erhaltung der "letzten Wildnis". Einer der Mitstreiter ist Sir Peter Scott, der Sohn von Robert Falcon Scott.
Auch die Politiker bleiben nicht ungerührt von der Schönheit der antarktischen Landschaft. Von "In ihrer Farblichkeit und Unnahbarkeit berauschend. Verdammt schön." (Völkerrechtler Rüdiger Wolfrum) über "Man fühlt etwas - die Berührung Gottes" (José Valencia Diaz aus Chile) bis "Fast wie auf einem anderen Planeten. Das geht einem unter die Haut" (Heinz Kohnen vom Alfred-Wegener-Institut) gehen die Emotionen.
Mit der Zeit wird die Wichtigkeit der Antarktis als Schutzgebiet immer deutlicher, und gegen Ende der 1980er schwindet auch die Begeisterung für die Rohstoffe. Zudem sind sich Experten sicher, dass die marktwirtschaftliche Ausbeutung der Antarktis zu hohe Kosten verursachen wird. Auch die Ölindustrie verliert ihr Interesse: Vorkommen in Russland und im nördlichen Alaska sind vielversprechender. Es folgen lange Jahre der Vertragsfestlegung.
Am 2. Juni 1988 wird die "Konvention zur Regelung antarktischer Rohstoffaktivitäten" einstimmig von 33 Staaten angenommen. Sie gilt für die gesamte Antarktis, einschließlich Inseln, Eisschelfe bis zum 60. Breitengrad und dem Tiefseeboden. Doch die Umweltschützer sind sich uneinig: Die eine Hälfte sieht das Abkommen als Sieg, die andere will es doch noch zu Fall bringen, da es ihnen nicht weit genug geht.
Australien soll als Sperre herhalten. Die australischen Politiker sind sowieso nicht zufrieden mit der Konvention, da sie für fremde Funde auf australischem Territorium keine Abgaben vorsieht. Auch die Meinung der Bevölkerung ist eher für stärkeren Umweltschutz nach Katastrophen wie der Exxon Valdez und der Bahia Paraíso. Auch Frankreich kann im Widerstand gegen das Abkommen gewonnen werden.
Im Mai 1989 dreht sich die Verhandlungslage: Australien gibt als neues Ziel den "Antarktis-Wildnispark" bekannt, mit einem Verbot des Rohstoffabbaus. Auch hier schließt sich Frankreich an. Nach und nach fallen bis Dezember 1990 noch weitere Staaten vom ursprünglichen Plan weg: Belgien, Italien, Schweden, Finnland, Dänemark und Griechenland. Ein Treffen in Chile endet damit, dass ein Schutzprotokoll entworfen wird. Die deutsche Regierung braucht ein wenig länger, um die Dringlichkeit der Sache zu verstehen; Erst am 17. April 1991 schließt sie sich nach einer Postkartenaktion mit 300.000 Unterschriften den Unterstützern für ein Verbot des Rohstoffabbaus an.
Unter den wenigen Gegnern des Abbauverbots sind die stärksten Großbritannien und die USA. Nach den Wahlen in England wechselt jedoch die Regierung und es herrscht eine neue Meinung vor: Der "Weltpark Antarktis" kann Wirklichkeit werden.
Ende April 1991 wird die Resolution beschlossen, nur die USA verharren weiterhin auf ihren Ansprüchen. Doch sie können dem internationalen und auch innenpolitischen Druck nicht standhalten - George H. W. Bush erklärt, die USA würden unterzeichnen. Das "Protokoll zum umfassenden Schutz der antarktischen Umwelt und seiner abhängigen und angeschlossenen Ökosysteme" wird feierlich unterzeichnet; Für Umweltorganisationen ein Glanzstück der Arbeit in der internationalen Politik.
Der Vertrag gilt jedoch nicht für die Inseln nördlich des 60. Breitengrades, die zwar geographisch zur Antarktis gehören, aber durchaus eine politische Zugehörigkeit haben können.
Die Antarktis wurde nie formal kolonisiert und hat keine zentrale Regierung. Es erheben jedoch einige Staaten territoriale Ansprüche, dies sind mit Angabe der begrenzenden Längengrade:
Geschichte der antarktischen Politik
Die frühe Eroberung
Der Wettlauf aufs Öl
Umweltschutz
Keine Rohstoffe aus der Antarktis
Weltpark Antarktis
Literatur
Territorialer Besitz
Territoriale Ansprüche
Es existieren im Moment keine weiteren Ansprüche, aber die USA, Russland und einige weitere Staaten behalten sich das entsprechende Recht hierzu vor.