Plattdeutsch
Plattdeutsch ist ein Sammelbegriff für die Dialekte der Niedersächsischen Sprache und der Ostniederdeutschen Sprache. Beide rechnet man zur Niederdeutschen Sprache.Synonyme Begriffe sind platt und plattdüütsch.
Table of contents |
2 Lautverschiebung 3 Weitere Unterschiede zwischen dem Hoch- und dem Niederdeutschen 4 Einfluss auf die Hochdeutsche Sprache 5 Verwendung in der EDV 6 Weblinks |
Schriftsprache
Die Plattdeutsche Sprache hat eine eigene Schriftsprache. Heute wird sie oft als Dialekt bezeichnet. Das hat aber eher politische Gründe als linguistische.
(Dat gifft 'n Hümpel Grootdialekten un soveel Dörpsdialekten as Fleigen op de Mess.)
Lautverschiebung
Die Plattdeutsche Sprache machte die zweite Deutsche Lautverschiebung (hochdeutsche) nicht mit, ebenso wenig, wie zum Beispiel Niederländisch und Englisch.
Niederdeutsche Konsonanten -> hochdeutsche Konsonanten
k -> ch (plattdeutsch und niederländisch ik -> ich, koken -> kochen; pd. und engl. maken, make -> machen) d -> t (plattdeutsch Dag, englisch day -> Tag) t -> s (plattdeutsch dat, wat, eten engl. that, what, eat-> das, was, essen) t -> z (plattdeutsch Tied -> Zeit, Timmermann -> Zimmermann t -> tz (plattdeutsch sitten, engl. sit -> sitzen) p -> f (plattdeutsch slapen, engl. sleep -> schlafen, pd. und engl. Schipp, ship -> Schiff) p -> pf (plattdeutsch Peper, engl. pepper -> Pfeffer) v, w, f -> b (pd. Wief, Wiewer -> Weib, Weiber; leev, leewer -> lieb, lieber)
s -> sch
sm -> schm (plattdeutsch smeeren, Smeer, schwedisch Smör -> schmieren, Schmiere)
sl -> schl (plattdeutsch slapen, engl. sleep -> schlafen)
sw -> schw (plattdeutsch Swien -> Schwein)
st -> scht (plattdeutsch steen, engl. stone -> schtein (gesprochen aber nicht geschrieben))
sp -> Schp (plattdeutsch spitz -> schpitz (gesprochen aber nicht geschrieben))
Insbesondere in den nördlichen Gebieten zeigen sich in der modernen plattdeutschen Sprache einige Skandinavismen bzw. Anglizismen, von denen das Fehlen des Präfix ge- beim Partizip Perfekt am auffälligsten ist.
Ik hebb köfft -> ich habe gekauft
He harr seten -> Er hat gesessen
Die Ursache dieses Unterschiedes ist nicht eindeutig geklärt. Es ist unsicher, wie das Partizip in der altsächsischen Sprache gebildet wurde. So weist der Heliand im Vaterunser die Zeile auf: geuuîhid sî thîn namo uuordo gehuuilico, auf Plattdeutsch heißt es: hilligt warrn schall dien Naam. Vergleiche mit der nahe verwandten angelsächsischen Sprache legen ebenfalls nahe, dass das Partizip möglicherweise mit Präfix gebildet wurde. Alte schriftliche Quellen aus der karolingischen Zeit zeigen beide Formen, da sie jedoch von fränkischen Mönchen geschrieben wurden, sind sie diesbezüglich nicht besonders zuverlässig. Mittelniederdeutsche Quellen aus dem 14. und 15. Jahrhundert zeigen beide Formen.
Die regionale Verbreitung liefert eher Hinweise zur Genese dieses Phänomens: Die grammatische Form des Partizips ohne Präfix ist typisch für die Küstenregionen von Ostfriesland über den Raum Hamburg/Bremen bis Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Vorpommern. Dagegen wird im westfälischen und ostfälischen Raum sowie in den im Hoch- und Spätmittelalter kolonisierten Gebieten östlich der Oder das Partizip mit dem Präfix ge- gebildet. Dieser Umstand lässt einen Einfluss über die Seefahrt und die intensiven Beziehungen zu England und Skandinavien zur Hansezeit und später vermuten.
Gleichzeitig waren die Gebiete, in denen das Partizip nach skandinavischem Muster gebildet wird, in der Neuzeit teilweise über längere Zeit skandinavisch verwaltet. So führte der Dreißigjährige Krieg zu einer schwedischen Besetzung im Gebiet zwischen Hamburg und Bremen (z.B. Stade) und in Pommern. Schleswig-Holstein hatte den dänischen König als Landesherren und eine teilweise dänisch geprägte Verwaltung. Dies könnte ohnehin in der Sprache vorhandene Tendenzen zum präfixlosen Partizip verstärkt haben.
Generell ist zu beobachten, dass es im nördlichen Sprachraum eine über das Partizip hinaus gehende Abneigung gegen das Präfix ge- gibt. So wird bereits in älteren Quellen ein Geschlechterbuch Slechtbook genannt. Mit dem hochdeutschen Verb gehören korrespondiert das plattdeutsche hören / heurn und - präziser - tohören / toheurn. He heurt de vun de Geest to = Er gehört zu denen von der Geest.
Daneben hat die plattdeutsche Sprache zahlreiche Fremd- und Lehnwörter sowie Redewendungen in die hochdeutsche Sprache exportiert. Dies betrifft insbesondere Worte aus der Seefahrt und für küstentypische oder landwirtschaftliche Ausdrücke (z.B. Kiel, Watt, Flut, Tide, Trecker, Treck). Typische Redewendungen plattdeutscher Herkunft (tw. aber anderen Ursprungs) sind z.B. Moin, Tschüss, Buddel, jemanden auf dem Kieker haben.
Weitere Unterschiede zwischen dem Hoch- und dem Niederdeutschen
Weitere Unterschiede zwischen dem Hoch- und dem Niederdeutschen, die jedoch nicht aus der 2. Lautverschiebung resultieren: Einfluss auf die Hochdeutsche Sprache
Die plattdeutsche Sprache hat viel zur Gestaltung der heutigen hochdeutschen Sprache beigetragen. Im Prinzip ist unser heutiges Hochdeutsch ein sächsischer Dialekt mit härterer, an das plattdeutsche erinnender Aussprache. Luther legte für seine Bibelübersetzung eine Form des Sächsischen zugrunde. Für die Sprecher von Plattdeutsch war das wie eine Fremdsprache. Sie lernten die Wörter nach der Schriftform und bald galt ihre Aussprache als vorbildlich. Dies gilt besonders für den zum ostfälischen Sprachgebiet gehörenden Raum Hannover. Verwendung in der EDV
Die Desktop-Oberfläche für Unixsysteme und Derivate wie GNU/Linux, KDE, gibt es seit Version 3.2.1 auch in einer plattdeutschen Sprachvariante. Eine plattdeutsche GNOME-Variante befindet sich in der Planung.
eine plattdeutsche Ausgabe (plattdüütsche Utgaav) der Wikipedia.
Siehe auch: Germanische Sprachen