Piquetero
Piqueteros (Singular: Piquetero) bezeichnet in Argentinien Personen, die durch Straßen- und Firmenblockaden auf Ihre schlechte wirtschaftliche Situation aufmerksam machen wollen. Dies geschieht in Form von sogenannten "Piquetes", was übersetzt soviel wie Straßenblockade heißt.Die Piqueteros bezeichnen sich selbst nicht als Arbeitslose, denn durch ihre Straßenblockaden wollen sie direkten Einfluss auf die Zirkulation der Wirtschaft nehmen und erhöhen so den Druck sowohl auf die Firmen, in denen sie angestellt waren als auch auf den Staat, der für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen soll.
Die Piqueteros erreichen dies einerseits durch illegale Wegzölle, die sie bei den Nutzern der jeweils blockierte Straße erheben und andererseits durch die de facto Erpressung von Firmen, deren Zufahrten sie blockieren. Piquetes sind demnach eine weitestgehend kriminelle Art des Protestes.
Entstanden ist diese Bewegung zunächst im Süden Argentiniens, wo Arbeitslose "rutas nationales" - sprich Überlandstraßen blockierten um gegen die Schließung und Rationalisierung bei YPF/Repsol (ein großer argentinischer Ölkonzern, der mittlerweile der brasilianischen Firma Repsol gehört) zu protestieren. Diese Bewegung weitete sich jedoch schnell aus. Als Zentrum der Piqueteros gilt die Hauptstadt der Provinz Salta im Nordwesten Argentiniens. MTD (Movimiento Trabajadores Desoccupados) ist wohl die häufigste Bezeichnung ihrer Bewegung, was übersetzt soviel wie Arbeitslosenbewegung bedeutet, doch inzwischen gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Piqueterogruppen - einzige Gemeinsamkeit ist die Aktionsform der Straßenblockaden und die Arbeitslosigkeit. Von den ursprünglichen Zielen der Parteienunabhängigkeit und direkter Demokratie ist kaum noch etwas übrig: mehr als 98% aller Piqueterogruppen sind inzwischen in der Hand von Parteien (meist von Sozialistischen Parteien). Da diese oft in Armutsviertel gehen und Demonstranten (hier: Piqueteros) durch Bezahlung anwerben, hat das Bild der Piqueteros in der argentinischen Öffentlichkeit stark gelitten und so verwundert es nicht, dass Piqueteros oft nur als Werkzeug der Parteien wahrgenommen werden. Doch gibt es nach wie vor unabhängige Piqueterogruppen, die die Hilfe von Parteien nicht annehmen wollen.
Traurige Berühmtheit hat die Piquetero-Bewegung durch die großen Plünderungen und Unruhen Ende 2001 kurz vor dem Rücktritt des Präsidenten Fernando de la Rúa erlangt. Die Piqueteros zogen tagelang durch die Stadt und die Vororte von Buenos Aires und plünderten gewltsam Supermärkte und andere Geschäfte, teilweise sogar Privathäuser. Dies geschah angeblich weil sie Hunger hatten, oft waren aber hochpreisige Lebensmittel und Alkoholika, sowie hochpreisige Elektrogeräte, wie Fernseher und ähnliches das Ziel der Begierde. Heute wird darüber spekuliert, ob die Opposition (eventuell die Peronistische Partei) nicht die Piqueteros bezahlt hat, um wieder an die Macht zu kommen.
Weblinks