Pier Luigi Nervi
Pier Luigi Nervi (* 21. Juni 1891 in Sondrio/Lombardei); † 9. Januar 1979 in Rom) war ein italienischer Bauingenieur.Pier Luigi Nervi wurde 1891 in Sondrio als Sohn des Postbeamten Antonio Bartoli geboren.
In Bologna besuchte er die Ingenieurschule und schloss dort 1913 sein Bauingenieurstudium mit dem Diplom ab. Danach arbeitete er in der technischen Abteilung der Gesellschaft für Betonkonstruktionen in Bologna und Florenz. 1920 machte er sich selbstständig und gründete seine eigene Firma, die “Società Ing. Nervi e Nebbiosi“, in die ab 1955 seine Söhne Antonio, Mario und Vittori mit einstiegen.
Nervi war als Entwerfer, Tragwerksplaner, Ingenieur und Berater tätig.
Sein erstes Werk, das international beachtet wurde, war das städtische Stadion von Florenz mit 35000 Plätzen: eine kostengünstige, sichtbare Betonkonstruktion mit weit auskragenden Wendeltreppen. 1935 gewann er den Wettbewerb für Flugzeughallen in Orvieto, die bis 1938 fertiggestellt wurden.
In den meisten seiner Bauten nutzt Nervi die Geometrie zu einer anderen Art von Schalenbauweise. Sie ist oft gekennzeichnet durch ein räumliches Gitterwerk aus Betonrippen mit aufgelegten Betonflächen. Seine Bauwerke zielen auch immer auf eine kostengünstige Ausführung ab.
Bei den Flugzeughallen in Orbetello und Torre del Lago (1940-43) setzte er eine Leichtkonstruktionen mit zum Teil vorfabrizierten Betonelementen ein. Damit zeigte er neue Möglichkeiten hinsichtlich Fertigkeiten und Wirtschaftlichkeit auf.
Von 1946 bis 1961 führte er in Rom den Lehrstuhl für Konstruktionstechnik und Materialkunde an der Architekturfakultät. Er erfand in dieser Zeit den Ferrozement.
Von 1948 bis 1949 plante und konstruierte er eine Ausstellungshalle in Turin. Für die Umsetzung des Baus konstruiert Nervi ein fahrbares Rohrgerüst, für das er ein Patent beantragte.
Weitere bedeutende Konstruktionsleistungen sind der Festsaal in Chianciano Terme mit einem netzartigen Gewölbe (1950-1952), der Sitz der UNESCO in Paris (1953-1958) sowie das Pirelli-Hochhaus in Mailand (1955-1958). Eine ganz besondere Leistung stellen die realisierten Sportstadien für die Olympiade 1960 in Rom dar. Nervi hat zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen verfasst, darunter 'Die Kunst und Wissenschaft des Konstruierens' (1945), 'Die architektonische Sprache' (1950) und 'Neue Konstruktionen' (1963).