Philipp der Kühne
Philipp II., der Kühne (Philippe le Hardi) (*15. Januar 1342, † 27. April 1404) war Herzog von Burgund und Stifter des jüngern Hauses von Burgund und vierter Sohn des Königs Johann des Guten von Frankreich.Er erwarb sich als 14-jähriger Knabe in der Schlacht bei Poitiers den Beinamen des Kühnen, ward aber daselbst zugleich mit seinem Vater gefangen und mußte bis 1360 dessen Gefangenschaft zu London teilen. Johann gab ihm darauf die zum Herzogtum erhobene Grafschaft Touraine und 1363 das Herzogtum Burgund, während ihm Kaiser Karl IV das deutsche Lehen Hochburgund verlieh, und ernannte ihn zum ersten Pair von Frankreich. Dazu erwarb Philipp durch Heirat mit Margarete von Flandern 1384 die großen Besitzungen der Grafen von Flandern. Allerdings musste er in Flandern erst einen ausgedehnten Feldzug führen. Seine Widersacher waren die aufständischen Städte, allen voran Gent, Brügge und Ypern, die von Philipp van Artevelde geführt wurden. Er erfocht am 27. November 1382 den entscheidenden Sieg bei Roosebeke.
Nach Karls V. von Frankreich Tod (1380) führte er mit feinen Brüdern, den Herzögen von Anjou und von Berry, die Regentschaft für den unmündigen Karl VI. Eine Zeitlang verdrängt durch die von Karl ernannten Minister, die Marmousets (1388), erlangte er 1392 wieder die Regierung Frankreichs, als Karl VI. in Wahnsinn verfiel. Doch machte ihm Ludwig von Orléans die Herrschaft streitig. Philipp starb 27. April 1404 zu Hall im Hennegau, trotz seines Reichtums infolge seiner Verschwendung so tief verschuldet, dass eine Anleihe gemacht werden mußte, um ihn feierlich zu bestatten. Sein ältester Sohn, Johann der Unerschrockene, folgte ihm auf dem Thron.
Vorgänger: Philipp von Rouvres | Herzog von Burgund | Nachfolger: Johann Ohnefurcht |
Dieser Artikel basiert auf dem entsprechenden Eintrag in Meyers Konversationslexikon, 4. Auflage von 1888-90