Pharisäer
Die Pharisäer (hebräisch für der "Abgesonderte") waren eine theologische Ausrichtung im antiken Judentum. Sie waren zur Zeit der Rabbis Hillel der Ältere und Schammai aktiv, und sind im Christentum als Zeitgenossen Jesu im neuen Testament bekannt. Sie sind die direkten theologischen Wegbereiter des modernen Rabbinischen Judentums.
Im Unterschied zu den anderen Ausrichtungen im antiken Judentum verpflichteten sie sich nicht nur dem im Tanach niedergeschriebenen Gesetz Mose, sondern befolgten auch die mündlich überlieferten "Vorschriften der Vorfahren" der älteren Gesetzeslehrer. Zur Begründung führten sie an, dass die in der Torah gegebenen Vorschriften ohne Erklärung unklar bleibe; die parallel überlieferten, und später (etwa 2. vorchristliches Jahrhundert) in der Mischna gesammelten Kommentare seien zum Verständnis und zur korrekten Ausführung der Vorschriften notwendig.
Diese Position stellte nach Ansicht der Sadduzäer und Essener eine abzulehnende Flexibilisierung der traditionellen Lehre dar. Letztendlich gingen jedoch die Pharisäer siegreich aus den theologischen Auseinandersetzungen des 1. Jahrhunderts zwischen den verschiedenen jüdischen Strömungen hervor, und prägten das Judentum seitdem.
Traditionell haben Christen Jesus von Nazareth als einen Kritiker der Pharisäer verstanden, der ihre religiöser Äusserlichkeiten ablehnte, und eine fehlende innere Haltung vermisste. Denn sie suchten zur Sicherung der jüdischen Existenz den Ausgleich mit den römischen Herrschern, weswegen radikalere Flügel sie als "Heuchler" beschimpften. Diese Analogie ging in unseren heutigen Sprachgebrauch über. Andersherum liess sich die reformative Sichtweise Jesu nicht mit dem Selbstverständnis der Pharisäer vereinen.
Siehe auch: das Getränk Pharisäer