Pfingstbewegung
Die Pfingstbewegung ist eine Strömung im Christentum, die ein enthusiastisches Christentum umfasst, das dessen Anhänger mit dem Wirken des Heiligen Geists in Verbindung bringen. Es ist die weltweit erfolgreichste Strömung des Christentums im 20. Jahrhundert.Die Bewegung entstand Anfang des 20. Jahrhunderts und umfasst heute weltweit je nach Zählweise 200 bis 600 Millionen Menschen, in Deutschland ca. 300.000 Mitglieder, die sich auf die verschiedenen Pfingstkirchen, charismatischen Erneuerungsbewegungen und etwa 300 freie Gemeinden verteilen.
Tochterbewegungen der Pfingstbewegung sind die Charismatische Bewegung, die Wort-des-Glaubens-Bewegung und die Neocharismatische Bewegung.
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2 Praxis 3 Organisation 4 Ökumene 5 Internet-Adresse |
Die Pfingstbewegung gehört zum evangelikalen Christentum. Sie hat keine einheitliche Lehre, es gibt aber gemeinsamen Wesenszüge, die sie von anderen evangelikalen Gruppen unterscheidet.
Die Pfingstbewegung sieht eine Kirche nur dann in der Nähe der neutestamentlichen Gemeinde, wenn sie dem Wirken des Heiligen Geistes, insbesondere den Geistesgaben wie Zungenrede, Prophetie und Heilungen, Raum gibt. Die neutestamentlichen Berichte über Geisteswirkungen sind auch heute Vorbild für das Gemeindeleben.
Die Bibel wird evangelikal, in einzelnen Gruppen auch fundamentalistisch ausgelegt. Die Taufe findet gewöhnlich als Glaubenstaufe Erwachsener statt. Eine Taufe unmündiger Kinder wird in der Regel strikt abgelehnt. Das Abendmahl wird als Gedächtnismahl verstanden. Manche Gemeinden praktizieren neben Taufe und Abendmahl auch die Fußwaschung.
Der Heilsweg umfasst mehrere entscheidende Erlebnisse, die Bekehrung und die Geistestaufe, die oft von Zungenreden begleitet wird. Nach Auffassung mancher Pfingstkreise ist die Heiligung für den Empfang der Geistesgaben Voraussetzung.
Gottesdienste in Pfingstgemeinden sind oft lebhaft, es wird viel und begeistert gesungen, in die Hände geklatscht, teilweise bewegt man sich zur Musik. Die Musik spielt eine große Rolle, moderne Instrumente wie Keyboard oder Schlagzeug werden der Orgel vorgezogen, auch die Lieder sind im allgemeinen modern und rhythmisch und kommen oft aus dem englischen Sprachraum.
Der wichtigste Teil des Gottesdienstes ist Lobpreis und Anbetung: Singen von Anbetungsliedern abwechselnd mit Gebet, das ganze dauert oft eine halbe Stunde oder länger. Gebetet wird oft mit erhobenen Händen, üblich ist freies Gebet, an dem sich alle beteiligen können, manchmal wird kommt es dabei zu Zungenreden oder Prophetie. Die Predigt tritt daneben eher zurück, eine formale Liturgie wird abgelehnt.
Hauskreise spielen in Pfingstgemeinden eine große Rolle, dabei wird in wöchentlichen Treffen in einer kleinen, verbindlichen Gruppe gemeinsam gesungen, gebetet und die Bibel ausgelegt.
Pfingstgemeinden sind gewöhnlich missionarisch orientiert, Diakonie wird privat als Bestandteil christlichen Lebens praktiziert, gewöhnlich aber nicht durch die Gemeinde organisiert.
Auch politisch treten die Pfingstler in Erscheinung, zum Beispiel als Interessenvertreter benachteiligter Bevölkerungsgruppen wie in den USA, Chile oder auch in Brasilien. Der Pastor und Menschenrechtler Frank Chikane ist ein Kirchenführer in Südafrika. Als Nachfolger des Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu im südafrikanischen Kirchenrat wurde er mehrere Male verhaftet und gefoltert. Heute ist er südafrikanischer Beamter. In Südafrika gehören achtzig Prozent der schwarzen Christen zu den neuen Kirchen der Pfingstbewegung.
Andererseits finden sich im Spektrum der Pfingstbewegung auch fundamentalistische Gruppen, manchmal geführt von einem autoritären Leiter, ebenso wie Prediger, die ihren Anhängern Gesundheit und Reichtum versprechen.
Die Ethik der Pfingstgemeinden ist im allgemeinen biblisch konservativ. Praktizierte Homosexualität, vor- und außerehelicher Geschlechtsverkehr und Abtreibung werden praktisch durchwegs abgelehnt. Die Stellung der Frau ist in den einzelnen Gemeinden sehr unterschiedlich - es gibt Pfingstgemeinden, die von Frauen geleitet werden, aber auch Gemeinden, in denen Frauen keine Leitungsaufgaben übernehmen dürfen.
Pfingstgemeinden sind in der Regel kongregationalistisch organisiert, ihr Verständnis des Heiligen Geistes steht in einer grundsätzlichen Spannung zu festen Strukturen. Sie bezeichnen sich eher als Gemeinde denn als Kirche. Die einzelne Gemeinde wird gewöhnlich von Ältesten und Predigern geleitet.
In Deutschland entstanden die ersten Pfingstgemeinden in den Jahren 1906 - 1908. Ein großer Teil der geistlichen Leitungspersönlichkeiten der deutschen Gemeinschaftsbewegung distanzierte sich durch die Berliner Erklärung im Jahre 1909 von den Erkenntnissen und Erfahrungen über das Wirken des Heiligen Geistes in einem Teil ihrer Gemeinden. Durch diese Ausgrenzung rückten die betroffenen Brüder und Gemeinden näher zusammen und bildeten den Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden.
Die bekanntesten Gemeinden haben sich zum Forum Freikirchlicher Pfingstgemeinden (FFP) zusammen geschlossen. Dazu gehören:
Evangelikale Christen aus anderen Gemeinden, besonders wenn sie ein Bekehrungserlebnis aufweisen können, werden ungeachtet ihrer Konfession als christliche Geschwister betrachtet, andererseits stehen die Pfingstgemeinden sowohl einer liberalen (wie z.B. in den Landeskirchen) als auch einer traditionellen Ausprägung (wie z.B. in der orthodoxen Kirche) des Christentums skeptisch bis ablehnend gegenüber.Lehre
Praxis
Organisation
Aus der Pfingstbewegung entsprangen auch verschiedene Sekten, so die Volkstempelsekte (Massenselbstmord 1977 in Guayana) und die Kinder Gottes (Jugendsekte) des Mo David Berg.Ökumene
Die meisten Gemeinden der Pfingstbewegungen sind der Evangelischen Allianz angeschlossen, dem Ökumenischen Rat der Kirchen gegenüber sind sie eher reserviert.