Pfälzische Dialekte
Pfälzisch ist ein Sammelbegriff für die Dialekte der beiden rheinfränkischen Dialektgruppen Westpfälzisch und Vorderpfälzisch. Es gehört zum westmitteldeutschen, fränkischen Dialektgebiet.
Table of contents |
2 Phonetik 3 Grammatik 4 Lexik 5 Verbreitung 6 Pfälzische Dichtung 7 Literatur 8 Siehe auch 9 Weblinks |
Von den benachbarten Mundarten kann es mittels folgender Isoglossen (gedachte Linien, die die Aussprache charakteristischer Wörter kennzeichnen) abgegrenzt werden:
Zum pfälzischen Sprachgebiet zählen die Mundarten des ehemaligen Regierungsbezirks Pfalz in Rheinland-Pfalz einschließlich des angrenzenden Saarpfalz-Kreises im Saarland und der Rhein-Neckar-Region (die nicht einfach mit dem Rhein-Neckar-Kreis identisch ist) in Baden-Württemberg, die oft auch als Kurpfalz bezeichnet wird.
Im Pfälzischen wurde die Hochdeutsche Lautverschiebung nicht vollständig durchgeführt; charakteristisch sind die erhaltenen p-Lautungen, wie in dem bekannten Spruch: "In de Palz geht de Parrer mid de Peif in die Kerch".
Weitere Eigentümlichkeiten des Pfälzischen, die auch durchklingen, wenn sich der Pfälzer Dialektsprecher der Hochsprache bedient, sind
Die Grammatik zeichnet sich gegenüber dem Hochdeutschen (wie bei anderen Dialekten) durch eine starke Reduzierung des Kasus- und Tempussystems aus.
So ist z.B. das Imperfekt (bis auf wenige Restformen bei den Hilfsverben) verschwunden und wird durch das Perfekt ersetzt; Beispiel:
Mädchen/Frauen sind:
Im Wortschatz finden sich (vor allem bei der älteren Bevölkerung) manche Worte aus dem Französischen wie das 'Lawabo' für Waschschüssel, der 'Bottschamber' (von pot de chambre = Nachttopf) oder der 'Hussjeh' (von huissier = Gerichtsvollzieher) oder aus dem Jiddischen wie 'Kazuff' für Metzger oder 'Zores' für Streit. Diese Lehnwörter lassen sich auf die geographische Mittlerlage der Pfalz zwischen vielfältigen Regionen, die französischen dabei insbesondere auf die Nähe zu Frankreich und die wiederholte französische Besatzung bzw. Annexion zurückführen. Dies spricht auch für die stark assimilierende Kraft der Region und ihres Dialekts.
Die Pfalz gehört zu den Gegenden Deutschlands, wo der Dialektgebrauch noch am stärksten im Volk verwurzelt ist. Vor allem in den ländlichen Regionen ist die Hochsprache als gesprochene Sprache fast unbekannt und wird höchstens bei offiziellen Anlässen oder im Umgang mit Fremden verwendet. Viele Pfälzer erlernen nie ein akzeptables, geschweige denn ein akzentfreies Hochdeutsch, und sie bringen 'zugereisten' Hochdeutschsprechern eine verständliche Abneigung entgegen. Zumindest in der Westpfalz gibt es Schulen (sogar Gymnasien), an denen Pfälzisch sich trotz hartnäckiger Bemühungen als inoffizielle Unterrichtssprache hält.
Es existiert eine vielfältige pfälzische Lyrik- und Prosadichtung, die vor allem von volkstümlichen 'Heimatdichtern' getragen wird. Da das Pfälzische zahlreiche Elemente, die für eine Schriftsprache eigentlich unverzichtbar sind, vermissen lässt, sind die Ergebnisse manchmal von unfreiwillig humoristischer Qualität, vor allem, wenn zum umständlichen Umgang mit der Mundart auch noch eine klischeehafte Themenwahl aus dem Bereich "Weck, Worscht un Woi" kommt.
Beim alljährlichen Bockenheimer Wettbewerb lässt sich jedoch feststellen, dass die Reformbemühungen in der pfälzischen Mundartdichtung Früchte getragen haben. Die moderne Dialektlyrik bringt z.B. Gedichte hohen literarischen Niveaus und von (im krassen Gegensatz zur Tradition) teilweise avantgardistischer Formgebung hervor, und es gibt auch Ansätze zu modernen Dialektdramen.
Mundartliteratur ist entstehungsgeschichtlich Volks- und Heimatdichtung mit den Hauptgattungen Gedicht, Schwank und mündlicher Erzählung. Dem Dialekt als reiner gesprochener Sprache fehlen außerdem die Mittel, um z.B. kompliziertere Zeitstellungen in befriedigender Weise zu verschriftlichen. Versuche, lange Prosaformen wie Romane im pfälzischen Dialekt abzufassen, hat es gegeben, wenn auch keine davon nennenswerten Bekanntheitsgrad erlangt haben. Auch sonstige Langformen sind selten. Es überwiegen Anthologien besinnlichen und/oder humoristischen Inhalts.
Franz von Kobell (1803-1882), der in München geborene aus einer Mannheimer Malerfamilie stammende Altmeister der pfälzischen Mundartdichtung, hat die Problematik in der Mundart zu schreiben in einer Strophe über die "Pälzer Sprooch" so ausgedrückt:
Wer kann 'n liewe Glockeklang
Bekanntestes Werk der pfälzischen Mundartliteratur ist wohl Paul Münchs (1879-1951) "Die Pälzisch Weltgeschicht" (1909), formal irgendwo zwischen humoristischem Lyrikband und Versepos anzusiedeln. Die durchaus selbstironische Darstellung des Pfälzers als Krone der Schöpfung und der Pfalz als Mittelpunkt der Welt hat stilistisch und inhaltlich bis heute den Löwenanteil aller nachfolgender Mundartdichtung geprägt. Zu den jüngeren Autoren, die den Dialekt auch als Ausdrucksmöglichkeit für anspruchsvolle literarische Texte nutzen, zählen der in Mannheim geborene Arno Reinfrank (1934 - 2001) und der 1954 in Ludwigshafen geborene Bruno Hain. Die bosener gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die Mundartliteratur aus dem rhein- und moselfränkischen Sprachraum zu fördern.
Sprachgeographie
Selbstverständlich sind die Übergange fließend und auch innerhalb des Pfälzischen gibt es charakteristische Unterschiede, vor allem zwischen dem Vorder- und West- (oder Hinter-)Pfälzischen. Wie bei allen Dialekten hat jeder Ort seine eigene Dialekttradition. Es gibt z.B. charakteristische Lautungen, die sich nur in einem Dorf finden und im Nachbarort schon nicht mehr auftauchen.Phonetik
Grammatik
Ein Genitiv ist unbekannt; er wird durch Hilfskonstruktionen ersetzt. Beispiel:
Im letzten Beispiel ist auch zu erkennen, dass im Pfälzischen Eigennamen nie ohne Artikel stehen können, Nachnamen generell vorangestellt werden und dass weibliche Personen häufig neutral und nicht feminin sind.Lexik
Verbreitung
Pfälzische Dichtung
so schreiwe, wie er klingt.
Un wer kann schreiwe mit de Schrift,
wie schee e Amsel singt?
Des kann mit aller Müh kee Mensch,
denk nor e bißche nooch.
Un wie mit Glock un Vochelsang
is 's mit de Pälzer Sprooch.Literatur
Siehe auch
Pfälzisches Wörterbuch, Dialekte in Rheinland-Pfalz