Petržalka
Petržalka, deutsch Engerau (früher auch Ungerau), ungarisch (Pozsony)ligetfalu, ist ein ehemals selbständiger Vorort und nun ein Stadtteil, eine Satellitenstadt, von Bratislava. Der Stadtteil befindet sich in unmittelbarer Nähe zur österreichischen Grenze mit den Grenzübergängen Berg und Kittsee. Es ist das Gebiet mit der höchsten Bevölkerungsdichte in der Slowakei.
Die slowakische Wirtschaftsuniversität (Ekonomická univerzita, EU) hat hier ihren Sitz. Zudem befindet sich hier seit ein Paar Jahren ein wichtiger auf internationale Zugverbindungen spezialisierter Bahnhof (Bratislava-Pertržalka) und im südöstlichen Teil das größte und neueste Bratislavaer Krankenhausgelände.
Entlang der Donau befinden sich immer noch Auwälder. Am Donauufer befindet sich das Bratislavaer Äquivalent des Central Parks, der Sad Janka Kráľa (Janko Kráľ Park), der älteste öffentliche Park Europas (1774). Er enthielt und enthält zum Teil heute noch zahlreiche exotische Bäume und Pflanzen. Er wurde 1945 nach dem slowakischen Dichter und Revolutionsführer Janko Kráľ benannt, der hier gern verweilte. Neben zahlreichen Statuen (Petöfi, Kráľ u.a.) steht im Zentrum des Parks die ursprüngliche gothische Turmspitze der im Stadtzentrum Bratislavas befindlichen Franziskanerkirche.
1672 wird ein kirchliches Bauwerk auf einer Anhöhe an einem Donauarm erwähnt. Auf den auf Geheiss von Maria Theresia errichteten Dämmen zum Schutz vor den alljährlich wiederkehrenden Hochwassern wird 1774 die Stern-Allee (später Au, Aupark, seit 1945 Sad Janka Kráľa) angelegt. Der Park entstand aus einem Auwald.
Während der Napoleonischen Kriege wurde Petržalka 1809 durch die Belagerung Pressburgs schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Danach wurde Petržalka immer mehr zum Erholungsort der Bratislavaer, so entstanden hier das Au-Café und die Arena, ein Sommertheater und im Jahr 1866 hatte der Ort 594 Einwohner und 103 Häuser zu verzeichnen. 1850 bekam der Ort bereits einen Eisenbahnanschluss, denn es wurde die Strecke Pressburg - Pest (heute Stadtteil von Budapest) eröffnet und die Strecke führte über Petržalka. 1891 wurde die stählerne Brücke in die Pressburger Altstadt eröffnet, nachdem die vorherigen Brücken immer aus Holz bestanden hatten und immer wieder durch Eisstöße oder Hochwasser bedroht oder zerstört worden waren.
Im Jahr 1914 wurde dann auch durch die Pressburgerbahn eine direkte Verbindung nach Wien geschaffen (eine Verbindung Bratislavas mit Wien bestand allerdings bereits seit 1848), diese direkte Verbindung hatte aber nur bis 1919 Bestand.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Ort 1920 der neugegründeten Tschechoslowakei zugeschlagen (siehe Pressburger Brückenkopf) und in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts war Petržalka das größte Dorf des Landes, hatte aber nur 1 Schule. Dieser Fakt wurde aber bald durch den Bau neuer Schulen (staatliche Schule, städtische Schule und evangelische Schule) behoben. Während der industriellen Revolution wurde der Ort auch ein bedeutender Industriestandort, dies wurde durch die günstige Lage als Verkehrsknotenpunkt noch unterstützt.
Infolge des für die Tschechoslowakei sehr einschneidenden Münchner Abkommens im Jahr 1938 wurde der Ort im gleichen Jahr wie auch das nicht weit entfernte Devín samt Umgebung ein Teil des Deutschen Reiches und wurde nach seinem deutschen Namen Engerau genannt. Die Besetzung dieser Gebiete erfolgte allerdings etwas später als die der Sudeten und widersprach eindeutig dem Wortlaut des Münchner Abkommens, da hier die deutsche Bevölkerung nicht einmal 50% stellte. 1930 lebten in Petržalka 14164 Einwohner, davon 55% Slowaken, 22% Deutsche und 14,3% Ungarn. Noch 1918 lebten hier nur 3000 Menschen, davon waren die meisten Kroaten, die auch im benachbarten Kittsee, Rusovce und Jarovce lebten.
Hitler hat Bratislava nie besucht, dafür aber Petrzalka (im November 1938), wo er vom Donauufer nach Bratislava (d.h. in das Gebiet der Tschechoslowakei) hinüber schaute. Dort sah er auf dem anderen Ufer (als Teil des Milan Rastislav Štefánik-Denkmals) einen auf einem hohen Pfeiler stehenden Löwen, das Wappentier der Tschechoslowakei. Nachdem er von der Bedeutung des Löwen unterrichtet worden war, murmelte er "Die Katz muss runter!" und 7 Monate später wurde der Pfeiler mit dem Löwen entfernt. Er steht heute mehr links vor dem Slowakischen Nationalmuseum.
Während der Herrschaft Deutschlands über den Ort entstanden hier große Rüstungsbetriebe und deren Zulieferbetriebe und auch der Transportbedarf wuchs erheblich, so dass 1941 die Strecke der Pressburgerbahn, die seit 1919 nicht mehr direkt bis in den Ort führte, wieder zum Bahnhof Engerau verlängert wurde. Auch ein Konzentrationslager wurde in Petržalka errichtet.
Im Jahr 1945 nach der Befreiung des Ortes durch die Rote Armee wurde er wieder ein Teil der Tschechoslowakei. Das Konzentrationslager wurde in der unmittelbaren Nachkriegszeit (bis 1946) als Anhalte-/Internierungslager für die aus der Slowakei(in erster Reihe aus Pressburg) vertriebenen Deutschen und Ungarn weiterbenutzt.
Auch die Gebeine von 460 KZ-Häftlingen, die in 5 Massengräbern an der nordöstlichen Mauer des städtischen Friedhofs wurden kurz nach der Befreiung gefunden.
1946 wurde dann Petržalka offizieller Stadtteil von Bratislava und infolge eines ehrgeizigen Bauvorhabens des sozialistischen Staates etwa 1973-1985 zu einer sozialistischen Planstadt ausgebaut, in der vor allem Beton dominiert. Der alte Ort verschwand durch die Bauvorhaben fast komplett, dafür entstanden Plattenbauten, Krankenhäuser, Schulen und Einkaufszentren für die Stadt in der Stadt. Bis 2005 werden auch 3 neue Brücken über die Donau entstehen.
Knapp vor dem Ende des Sozialismus in der Slowakei begann (bei der Donau) der Bau der ersten U-Bahn-Linie aus Petžalka ins Stadtzentrum - der ersten U-Bahn in der Slowakei. Nach der Samtenen Revolution ist es jedoch nicht mehr gelungen, das notwendige Geld wieder aufzutreiben und sämtliche Versuche, zumindest eine "leichte" U-Bahn zu bauen, scheiterten und wurden etwa 2003 gänzlich aufgegeben.Gliederung
Petržalka besteht aus den drei offiziellen Hauptteilen Háje (im NO), Lúky(im Süden) und Dvory (im NW). Kleinere "inoffizielle" Teile sind Ovsište, Kopčany (dt. Kittsee) und Janíkov dvor.Wichtige Objekte
4 Brücken über die Donau und 1 gerade im Bau. Drei Autobahnen umranden den Stadtteil (Prag-Budapest, Polen-Wien, Polen-Budapest). Große Pferderennbahn. Badesee Veľký Draždiak. Bratislavas Messegelände Incheba. Geschichte
Die seinerzeit von diversen Donauarmen und Hochwassern geprägte Gegend wurde erst im 13. Jahrhundert besiedelt, im Jahr 1278 wird eine Siedlung mit dem Namen Flezyndorf in einer Urkunde von König Ladislaus IV erwähnt, in der dieses durch die Verheerungen der Mongolen (1241/1242) entvölkerte Gebiet an das Domkapitel von Bratislava/Pressburg verschenkt wird. Damals gehörte das Gebiet zum Königreich Ungarn (bis 1919).