Peter Schöffer
Peter Schöffer (Petrus Schoiffer); * um 1425 in Gernsheim am Rhein, † um 1503 in Mainz.Peter Schöffer war einer der ersten Buchhändler und Verleger überhaupt. Er entwickelte die von Johannes Gutenberg gemachte Erfindung, das Druckens mit beweglichen Lettern, wesentlich weiter und machte sie in der ganzen Welt bekannt.
Table of contents |
2 Bedeutende Werke 3 Technik 4 Forschung 5 Denkmal 6 Literatur 7 Weblinks |
Peter Schöffer wurde zu Beginn der Neuzeit, um 1425, in Gernsheim am Rhein geboren. Wahrscheinlich ist er in Mainz zur Schule gegangen, wie Prof. Aloys Ruppel, ehemaliger Direktor des Mainzer Gutenberg-Museums, vermutet. 1444 und 1448 war er an der Universität Erfurt immatrikuliert, an der Sorbonne in Paris studierte er entweder Rechtswissenschaft oder Theologie. 1449 war er in der französischen Metropole als Schreiber und Kalligraph tätig, was im Kolophon (Schlussschrift) einer Handschrift aus diesem Jahr nachgewiesen ist, in der er als ?Petrus de Gernsheim alias Moguntia? erwähnt wird. Zurück in Deutschland, trat Peter Schöffer - laut dem Forscher Ferdinand Geldner - um 1452 in Mainz als Mitarbeiter an der 42zeiligen Bibel Gutenbergs als Typograph und Drucker auf.
Johannes Gutenberg lieh sich mehrfach von dem Mainzer Juristen Johannes Fust Geld, wofür sich dieser im Gegenzug die Teilhaberschaft an seinem Werk sicherte. 1455 ließ Fust den Erfinder pfänden. Im Prozess gegen Gutenberg trat Peter Schöffer als Zeuge auf, was historisch belegt ist. Nach der Übernahme eines Teiles der Gutenberg-Werkstatt durch Johannes Fust wurde Schöffer zunächst Werkstattleiter, später Inhaber.
Als Mitarbeiter Gutenbergs hatte Schöffer nach Prof. Michael Giesecke gesellschaftlich und innerbetrieblich eine weitaus höhere Kompetenz als die eines Gehilfen. Schöffer war Urheber technischer und ästhetischer Verbesserungen an den Lettern und entwickelte eigene Drucktypen. Heute wird ihm sogar nachgesagt, dass er als Typograph und Drucker Gutenberg wesentlich übertraf. 1462 erschien im Kolophon der 48zeiligen Bibel erstmals ein Druckersignet mit seinem Namen. Das letzte Werk mit der gemeinsamen Firmenbezeichnung von Fust und Schöffer war Ciceros De Officiis, abgeschlossen 1466. Im Jahr darauf erschien ein Teilband der Summa des Thomas von Aquin, bei dem der Gernsheimer als alleiniger Drucker und Verleger firmierte.
Das von Schöffer und Fust verwandte Druckersignet benutzte der Börsenverein des deutschen Buchhandels mit dem Zusatz "BV" im linken Teil von 1952 bis 1986. Als offizielles Emblem wird es heute noch immer von der International Association of Printing House Craftsman (IAPHC) benutzt, einem Zusammenschluss von Druckern, Grafikern und Künstlern, sowie Vertretern der Druck- und Kunstindustrie.
Der Forscher Dr. Hellmut Lehmann-Haupt sieht in Peter Schöffer einen der hervorragendsten Drucker, Verleger und Buchhändler Europas, der bis an die künstlerischen Grenzen gestoßen sei; durch dessen geschäftliche Tüchtigkeit sich der internationale Buchmarkt für intellektuelle Debatten beziehungsweise zur Massenkommunikation geöffnet habe. Etwa 1470/71 erwarb Schöffer den Hof zum Humbrecht in Mainz, der später Schöfferhof genannt wurde. Der Offizin Schöffer werden mehr als 250 Einblattdrucke und Bücher zugeschrieben. Von 1489 bis zu seinem Tode 1503 war Peter Schöffer weltlicher Richter in Mainz. Das letzte Werk aus seiner Offizin war die vierte Auflage des Mainzer Psalters, fertiggestellt am 20. Dezember 1502. Sein Tod zwischen diesem Datum und dem 8. April 1503 ist bezeugt.
Mit Ehefrau Christina Fust hatte Peter Schöffer vier Söhne: Gratian schuf sich eine eigene Druckerei in Oestrich, Johann übernahm die Mainzer Werkstatt des Vaters, Peter wurde Drucker von Musikalien in Mainz, Worms, Straßburg, Basel und Venedig. Über Ludwig ist nichts bekannt.
Bedeutende Werke von Peter Schöffer sind der Mainzer Psalter von 1457, eines der kostbarsten Druckwerke aller Zeiten (gemeinsam mit Johannes Fust), für den erstmals dreifarbig mit einem Druckstock gearbeitet wurde; die 48zeilige Bibel von 1462 (ebenfalls gemeinsam mit Fust), Hortus sanitatis von 1485 und die Chronecken der Sassen von 1492.
Mit dem Mainzer Psalter versuchte Schöffer, den Buchdruck zu vereinfachen, indem er dem Drucker nicht nur die Arbeit des Schreibers, sondern auch die des Rubrikators übertrug. Der Schreiber hatte überall freie Stellen zu lassen, in die der Rubrikator später farbige Initialen einsetzte.
Peter Schöffer druckte seinen Psalter mit schwarzen, roten und blauen Lettern. Dadurch konnte das Buch unmittelbar von der Presse zum Buchbinder gebracht werden. Allerdings blieb das Ausmalen mit der Hand trotzdem noch bis ins 18. Jahrhundert üblich, da Schöffers Methode zu mühsam und teuer war.
Werk und Leben von Johannes Gutenberg haben Generationen von Historikern und Angehörige anderer wissenschaftlicher Disziplinen bis ins Detail ausgeleuchtet. Peter Schöffer dagegen war zwar häufiger Debattenstoff im Zusammenhang mit der Erfindung des Buchdrucks, doch Beschreibungen seines Lebenslaufes blieben bruchstückhaft. 1900 ging Alfred Börckel auf den Gernsheimer ein, Professor Aloys Ruppel, damals Direktor des Mainzer Gutenberg-Museums, entwarf im Festvortrag zum 100. Jahrestag der Einweihung des Schöfferdenkmals 1936 eine kurze Biographie. Eingehender Forschungsgegenstand wurde der Gernsheimer Frühdrucker erst 1950, als Dr. Hellmut Lehmann-Haupt in den USA sein Werk Peter Schöffer aus Gernsheim und Mainz herausgab.
Hellmut Lehmann-Haupt: Peter Schöffer aus Gernsheim und Mainz. Wiesbaden, 2003.
Aloys Ruppel: Peter Schöffer aus Gernsheim. Mainz, 1937.
Stadt Mainz (Herausgeber): Gutenberg, aventur und kunst. Mainz, 2000.
Andreas Venzke: Johannes Gutenberg - Der Erfinder des Buchdrucks und seine Zeit. 3. Auflage. Piper-Verlag München, 2000.
Leben und Wirken
Bedeutende Werke
Technik
Forschung
Denkmal
1836 schuf der Darmstädter Hofbildhauer Johannes Baptist Scholl für Gernsheim das Schöffer-Denkmal, eines der Sehenswürdigkeiten dieser Stadt. 2003, anlässlich des 500. Todesjahres, erhielt die südhessische Gemeinde die offizielle Bezeichnung "Schöfferstadt". Eine relativ bekannte Weizenbiermarke ist heute ebenfalls nach Peter Schöffer benannt.
Literatur
Michael Giesecke: Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. Frankfurt/M., 1998.Weblinks