Pavol Országh Hviezdoslav
Pavol Országh Hviezdoslav (geb. als Pavol Országh, Pseudonyme Jozef Zbranský bzw. Hviezdoslav) (* Vyšný Kubín 2. Februar 1849, † Dolný Kubín 8. November 1921) war der wohl bedeutendste slowakischee Dichter aller Zeiten und ein (anfangs von Romantikern beeinflusster) Realist, der die slowakische Literatur um neue Formen und neu geprägte slowakische Wörter bereicherte. Er schrieb lyrische und epische Gedichte, behandelte in Dramen und Verserzählungen biblische Stoffe und Themen aus dem Leben des slowakischen Volkes, und übersetzte auch die Werke von prominenten deutschen, englischen, russischen, französischen, ungarischen und polnischen Dichtern (Johann Wolfgang von Goethe, William Shakespeare, Puschkin etc. ) in die slowakische Sprache. Als sein Hauptwerk gilt das epische Versepos Hájnikova žena (1886). Hviezdoslav war in slowakischen und tschechischen Kreisen schon zu seinen Lebzeiten sehr bekannt. Leider wurde sein Werk noch nicht ins Deutsche übersetzt, was aber auch aufgrund seiner zahlreichen Neubildungen und Wortspiele eine große linguistische Herausforderung sein dürfte.
Table of contents |
2 Werk |
Leben
Er wurde in Vyšný Kubín in der nördlichen Mittelslowakei (damals Bestandteil Ungarns) in einer Bauernfamilie (aus der Schicht der Landedelsleute, Junker) geboren und besuchte dort seine Volksschule. Seine Eltern haben ihn zur Achtung vor der Arbeit erzogen. Dann lebte er zunächst bei verschiedenen Verwandten, u.a. 1862 bis 1865 bei seinem kinderlosen Onkel in Miskolc (slowakisch Miškovec). In Miskolc besuchte er drei Gymnasialklassen und lernte die Werke der großen ungarischen Dichter Sándor Petöfi und Arany kennen. Nach dem Tod des Onkels (1865) besuchte er bis 1870 das Gymnasium von Kežmarok in der Zips. Bereits in der Quinta schrieb er zunächst ungarisch, dann auch deutschsprachige Gedichte. Sein Lehrer nannte ihr damals diesbezgüglich einen jungen Goethe. Dann hat er jedoch begonnen auf Slowakisch zu schreiben. 1868, das heißt noch am Gymnasium, erschien seine erste Sammlung slowakischer Gedichte, die er dem slowakischen Dichter Andrej Sládkovič widmete, der ihn zum Schreiben inspiriert hat. 1870 machte er sein Abitur und ging im gleichen Jahr an die Juristische Akademie in Presov. 1872 wurde er nach Studienabschluss in Dolný Kubín zunächst als Rechtsanwaltsgehilfe und 1874 als Gerichtspraktikant tätig. Da er sich öffentlich gegen die von den ungarischen Behörden vorgenommene Schließung der einzigen slowakischsprachigen Gymnasien einsetzte und ihm daher die Kündigung drohte, ging er nach Budapest, legte dort 1875 seine Rechtsanwaltsprüfung ab und arbeitete anschließend als Rechtsanwalt in der Arwa Landschaft in der Nordslowakei in der Stadt Námestovo (bis 1899). Aus seiner Zeit in Námestovo stammen die meisten seiner Werke. Er wirkte bei der damals einzigen slowakischen literarischen Monatsschrift "Orol" ("Adler", 1870-1880) mit. 1876 kehrte er an das Gericht in Dolný Kubín zurück und heiratete dort im Mai Ilona Nováková. Sie hatten keine Kinder. Ab 1879 arbeitete er - und dies über 20 Jahre lang - erneut in Námestovo als selbstständiger Anwalt. In diesen Jahren intensivierte er seine schriftstellerische Tätigkeit zunehmend. 1877 hat er begonnen, das Pseudonym Hviezdoslav (ein Kompositum aus den slowakischen Wörtern "hviezda" - "Stern" und "sláva" - "Ruhm", wobei –slav auch die Endung zahlreicher slawischer Namen ist). 1881 gehörte er zu den bedeutendsten Mitarbeitern der ältesten slowakischen Literaturzeitschrift "Slovenské pohl'ady". In den Jahren 1887-1889 wude er von einer Tragödienserie in seine Familie getroffen, da sukzessive seine Mutter, sein Vater und sein Bruder (dessen Kinder er danach adoptierte) gestorben sind. 1899 beabsichtigte er, beruflich in Dolný Kubín (statt in Námestovo) Fuß zu fassen, was jedoch misslang, so dass er seine Anwaltstätigkeit schließlich 1902 aufgab. Er wurde 1912 für seine Übersetzungen ungarischer Dichter zum korrespondierenden Mitglied der ungarischen Gesellschaft "Kisfaludi" und 1913 zum korrespondierenden Mitglied der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und der Künste in Prag ernannt. 1918-1920 war er Mitglied (ab 1919 Abgeordneter)
des provisorischen Parlaments der neu entstandenen Tschechoslowakei. Er starb an den Folgen einer schweren Erkrankung im Alter von 72 Jahren in Dolný Kubín.
Werk
Lyriksammlungen
Epik
Versepen
Versroman
kurze biblische Epik
kurze Dorfepik
Dramen
Übersetzungen
Er übersetzte die Gedichte von Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, A. Mickiewicz, I. Madách, J. Arany, Sándor Petöfi, Victor Hugo, A. S. Puschkin und Lermontov. Von diesen hat Hviezdoslav Shakespeare am meisten bewundert, so dass dieser auch den größten Einfluss auf ihn ausübte. Der Grund für seine häufigen Übertsetzungen war zu beweisen, dass in die (damals relativ unlängst kodifizierte und bis 1918 weitgehend offiziell verbotene) slowakische Sprache beliebige Werke der Weltliteratur übersetzt werden können.