Patricia Highsmith
Patricia Highsmith, US-amerikanische Schriftstellerin, (eigentlich Mary Elisabeth Plangman) * 19. Januar 1921 in Fort Worth, Texas, † 4. Februar 1995 in Locarno, Schweiz.Patricia Highsmith schrieb vor allem anspruchsvolle, psychologisch tiefgründige Kriminalromane sowie Short Stories. Im Vordergrund ihrer Werke steht nicht die Aufklärung von Verbrechen, sondern die Umstände, die einen unauffälligen Durchschnittsmenschen zum Verbrecher machen. Moral spielt keine Rolle, nur das Innenleben der Figuren. Außer Ihrem erzählerischen Werk hat H. den Essay "Suspense. Wie man einen Thriller schreibt" (eine Art Werkstattbericht) veröffentlicht.
Highsmith wurde von ihrer Großmutter in New York aufgezogen. Nach ihrem College-Abschluss (Englisch, Latein, Griechisch) arbeitete H. in diversen Jobs, u.a. als Verkäuferin in der Spielzeugabteilung eines New Yorker Kaufhauses. Für das Schreiben hatte sie sich schon seit ihrer Jugendzeit interessiert und so bekam sie eine Stelle als Comic-Texterin und -Geschichtenentwicklerin.
Wesentliche Anregung bekam H. durch das Buch "The Human Mind" (nicht auf Deutsch erschienen) des deutsch-amerikanischen Psychiaters Karl Menninger, das sie im elterlichen Bücherschrank fand. In diesem Buch werden in einem populären Stil Personen mit den unterschiedlichsten psychischen Defekten geschildert. Als literarische Vorbilder werden u.a. Fjodor Dostojewski, Nietzsche und Kafka genannt.
Ihre erste Kurzgeschichte wurde 1944 von der Zeitschrift Harper's Bazaar veröffentlicht. Gleich mit ihrem ersten Roman "Two Strangers on a Train" (1950) hatte sie großen Erfolg. Das Buch mit homoerotischen Untertönen wurde 1951 von Alfred Hitchcock verfilmt.
Ihre lesbischen Neigungen verarbeitete die bisexuelle H. in dem Roman "The Price of Salt" (Deutsch: "Carol"), der 1953 unter dem Pseudonym Claire Morgan veröffentlicht wurde und von dem fast eine Millionen Exemplare verkauft wurden.
Highsmith wird vor allem mit der von ihr geschaffenen Figur Tom Ripley identifiziert. Ripley ist ein amoralischer hedonistischer Krimineller, der auch vor Mord nicht zurückschreckt. Der erste Ripley-Roman von 1955 (The Talented Mr. Ripley) war wiederum ein großer Erfolg bei Lesern und Kritik. H. erhielt mehrere Preise für dieses Buch, u.a. den Preis der Mystery Writers of America. Diesem mit Abstand besten und spannendsten Buch der Serie folgte erst 1970 ein zweiter und darauf noch drei weitere. Offensichtlich war es ursprünglich nicht geplant, Ripley zum "Serienhelden" zu machen. Leider wird die Gleichung Highsmith=Ripley immer wieder in den Medien oder der Werbung wiederholt, ohne daß sie dadurch wahrer würde, denn die Nicht-Ripley-Romane der Highsmith sind mindestens genauso hoch einzustufen und in puncto Abgründigkeit, Düsternis und Psychologie den Ripley-Romanen weit überlegen. Dagegen sind die Ripley-Romane vordergründiger, oberflächlicher (Konsum und ein verfeinerter Lebensstil spielen eine große Rolle) und actionhaltiger.
Highsmith galt als sehr zurückhaltende Persönlichkeit, die nur wenige Freunde hatte. Wohler schien sie sich in der Gesellschaft von Katzen zu fühlen. Auch an Schnecken hatte sie zeitlebens großes Interesse. Sie zog bereits in den fünziger Jahren nach Europa, wo sie es selten mehr als einige Jahre am gleichen Ort aushielt. Sie lebte zuerst in Großbritannien, dann in Frankreich und zuletzt in der Schweiz. In ihren späten Jahren soll sie zunehmend einsamer und misanthropischer geworden sein und sprach stark dem Alkohol zu. In den USA war sie trotz der frühen Erfolge nicht so geschätzt wie in Europa. Erst seit kurzem wird sie auch in den USA wieder von einem breiteren Publikum wiederentdeckt.
Im Jahr 2002 begann der Diogenes-Verlag, Zürich, eine komplette Neuübersetzung von H.'s Werk, die insgesamt 32 Bände umfassen wird und im Jahr 2005 abgeschlossen sein wird. Bei dieser Gelegenheit erfuhr man auch, daß fast alle Highsmith-Romane früher in gekürzten Versionen auf Deutsch publiziert wurden, u.a. von Diogenes und Rowohlt, wobei nicht auf die Kürzungen hingewiesen worden war. Beispielsweise wurde H.'s Erstling "Two Strangers on a Train" um ein Drittel gekürzt. Manche Romane waren auch in verschieden stark gekürzten deutschen Fassungen im Umlauf. Bestandteil der neuen Diogenes-Ausgabe sind auch zwei Bände mit bisher selbst auf Englisch unpublizierten Stories aus dem Nachlaß. Der Band "Die Stille Mitte der Welt" enthält die frühen, "Die Augen der Mrs. Blynn" die späteren Geschichten. Interessanterweise vertreibt Diogenes parallel die neuen, sehr gut edierten gebundenen Ausgaben und gleichzeitig die alten, unvollständigen Taschenbuchausgaben (also Obacht beim Kauf !). Erst nach und nach werden die Taschenbuchausgaben umgestellt.
Der Nachlaß von H. wird im Schweizerischen Literaturarchiv, Bern, verwaltet. 2003 veröffentlichte der britische Journalist Andrew Wilson eine umfangreiche Biographie unter dem Titel "Beautiful Shadow" (Deutsch: "Schöner Schatten", Berlin Verlag, 2003) Bis jetzt (April 2004) entstanden insgesamt 25 Kino- und Fernsehfilme nach Werken von Patricia Highsmith.
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