Parusie
1.Im Hellenismus bedeutet Parusie das wirksame Gegenwärtigwerden von Gottheiten und Herrschern.
2. Parusie (griech Ankunft) ist im Christentum die Wiederkunft Jesu Christi am Letzten Tag zum Jüngsten Gericht (s. Heilsgeschichte). Im frühen Christentum wurde diese Wiederkunft schon bald erhofft, was als Naherwartung bezeichnet wird. Auch später haben einzelne christliche Richtungen die Rückkehr zu bestimmten Terminen erwartet. Heute betonen die großen Kirchen, dass der genaue Zeitpunkt nicht vorhersagbar ist.
Nach christlicher Auffassung werden dann alle Toten wiederauferstehen. Was das konkret bedeutet, darüber besteht ein relativ breites Meinungsspektrum im Christentum. Eine der frühesten christlichen Ausagen dazu stammt vom Apostel Paulus, der zwischen irdischem und geistlichem Leib unterscheidet, prinzipell aber festhält, dass von Lebenden über die Auferstehung ohnehin nur fragmentarisch geredet werden kann, statt dessen "bleiben aber Glaube, Hoffnung und Liebe, aber die Liebe ist die größte unter ihnen." (vgl. 1 Kor 13 und 15)
Nach katholischer Lehre haben die Seelen die Zeit der Trennung von ihren Körpern im Tode der jeweiligen Menschen, je nach der Schwere der begangenen Sünden, in der Hölle, im Fegefeuer, im Himmel (Paradies) oder in bestimmten Zwischenreichen (den Limbi) verbracht.
Alle Menschen (die Lebenden und die Toten) werden sodann durch Jesus Christus gerichtet. Diejenigen, die mit einer nicht bereuten Todsünde gestorben sind, werden zusammen mit den von Gott abgefallenen Engeln (den Teufeln) zu ewiger Strafe in der Hölle verurteilt.
Das Weltall wird dann neu geschaffen, und die Christen, die ihre zeitlichen Sündenstrafen verbüßt haben, werden sich mit Gott in mystischer Weise vereinigen (sie werden Gott von Angesicht zu Angesicht schauen (1 Kor 13,12)). In dieser Gemeinschaft mit der Dreieinigkeit und den Engeln werden sie dann für immer über die Welt mit den anderen Menschen herrschen. Dies wird als das Reich Gottes bezeichnet.
Bereits im alten Ägypten und in der Antike war die Vorstellung eines Endgerichts gut bekannt. Sie betraf hier aber nicht die gesamte Menschheit im Sinne eines Universalgerichts, sondern das Gericht erwartete jeden Einzelnen nach seinem individuellen Tod. Das Jenseits in der Antike bedeutete im Vergleich zum Erdenleben eine grundlegende Verschlechterung, weshalb die Menschen natürlich Angst davor hatten. Im jenseitigen Schattenreich spielte es keine Rolle mehr, welchen Ruhm und welche Verdienste der Verstorbene im Laufe seines Lebens erworben hatte. Im 11. Gesang der Odyssee trifft Odysseus in der Hölle Achilles. Dieser gesteht ihm, er lebe lieber als Knecht auf Erden, als dass er im Jenseits über das Volk der Verstorbenen regiere. Für die alten Griechen ist Leben im Jenseits synonym mit Verzweiflung. Zwar geht der Mensch im Tod nicht völlig zugrunde, es bleibt jedoch nur ein Lebensrest, der im düsteren Reich der Unterwelt ein dumpfes und freudloses Dasein führt.
Wichtigste Textgrundlage für die christliche Eschatologie ist die Bibel. Außerbiblische Schilderungen des Jüngsten Gerichts finden sich in den Apokryphen, in den Schriften der großen Kirchenväter und der Scholastiker. Aber auch in volkstümlicheren Textgattungen, in Predigten und Legenden, ist das Weltgericht ein zentrales Motiv. Die Vorstellung vom Jüngsten Gericht, wie sie dann in der mittelalterlichen Kunst ihren Ausdruck findet, ist letztlich ein Konglomerat aus verschiedensten schriftlichen und bildlichen Quellen.
Im Alten Testament finden sich bereits zahlreiche Hinweise auf das Jüngste Gericht, wobei hier besonders die Psalmen und das Buch Daniel zu nennen sind. Innerhalb der alttestamentlichen Schriften lässt sich ein Wandel von einer vom Volk Israel ausgehenden Vorstellung eines Weltgerichts, das exklusiv die Feinde Israels betrifft, hin zu einem umfassenden, für alle Menschen verbindlichen göttlichen Strafgericht erkennen. Damit ist die Basis gelegt für die differenzierte und heilsgeschichtlich relevante Ausformung des Themas in den beiden neutestamentlichen Hauptquellen, die die Vorstellung des Jüngsten Gerichts vor allem geprägt haben: dem Matthäus-Evangelium und der Apokalypse des Johannes.
Die präzise Schilderung des Jüngsten Gerichts im Matthäus-Evangelium (Mt 25, 31-34 und 41) stellt eine der wichtigsten biblischen Quellen dar. Darüberhinaus finden sich etwa in den Gleichnissen aller Evangelien fast durchgehend Gerichtsmetaphern, so beispielsweise in Mt 13, 24-30; 36-43, wo am Erntetag die Spreu vom Weizen getrennt werde. Vor allem im Matthäus-Evangelium liegt der Fokus dabei auf einer gewissen Werkgerechtigkeit: barmherzige Taten sind geeignet, das Urteil beim Jüngsten Gericht günstig für den Einzelnen zu beeinflussen.
Diese klare Ethik wird in der Johannesapokalypse relativiert. Hier überkreuzt sich die Idee des Jüngsten Gerichts mit der zweiten eschatologischen Vision des Christentums: dem Tausendjährigen Reich Christi. Satan wird für tausend Jahre gefesselt werden und Christus wird zum ersten Mal auferstehen, um während dieses Millenniums gemeinsam mit den Heiligen zu herrschen. Erst danach wird die zweite Wiederkehr Christi stattfinden, bei der er alle Lebenden und Toten zum Jüngsten Gericht ruft (Offb 20). In der [[Apokalypse ist das Jüngste Gericht demnach Schlussstein einer gänzlich anderen eschatologischen Erzählung, in der der Teufel oder Antichrist als beständiger Versucher mit erheblicher Macht ausgestattet wird und das Heilsschicksal des Einzelnen in diesem kosmischen Kampf in den Hintergrund tritt.
Daneben finden wir zahlreiche außerbiblische Quellen, von denen hier nur einige wichtige genannt werden können:
Den Gläubigen bekannt ist zwar, dass - aber nicht wann das Jüngste Gericht stattfinden wird: “Darum seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommen wird” (Mt 24, 42). Die Zeit unmittelbar vor dem Jüngsten Gericht wird in der Bibel als schrecklich geschildert, denn viele falsche Propheten werden auftreten (Matth. 24, 5), das Böse wird überhand nehmen und die Liebe wird erkalten (Matth. 24, 11-12). Nach dieser “Schreckenszeit wird sich die Sonne verfinstern und der Mond wird nicht mehr scheinen, die Sterne werden vom Himmel fallen und die Ordnung des Himmels wird zusammenbrechen” (Matth. 24, 29). Dann erst wird die Auferstehung der Toten und das allgemeine Weltgericht stattfinden.
Die Schilderungen des eigentlichen Gerichts in der Bibel beschränken sich auf die Aufzählung von Fakten. Bei Johannes: “Dann sah ich einen großen weißen Thron und den, der darauf sitzt. Die Erde und der Himmel flüchteten bei seinem Anblick und verschwanden für immer. Ich sah alle Toten, Hohe und Niedrige, vor dem Thron stehen. Die Bücher wurden geöffnet, in denen alle Taten aufgeschrieben sind. Dann wurde noch ein Buch aufgeschlagen: das Buch des Lebens. Den Toten wurde das Urteil gesprochen; es richtete sich nach ihren Taten, die in den Büchern aufgeschrieben waren”(Apk. 20, 11-12).
Das Jüngste Gericht hat einen forensischen und einen heilsgeschichtlichen Aspekt. Der forensische Aspekt betrifft das Gericht und den Gläubigen selbst. Er weiß, dass nach seinem Tod zunächst ein Partikulargericht, am Jüngsten Tag dann das allgemeine Jüngste Gericht stattfinden wird. In beiden Gerichten werden die individuellen Taten jedes Einzelnen verurteilt, denn jeder Einzelne ist vor Gott verantwortlich (Röm. 3, 10-20). Der heilsgeschichtliche Aspekt des Jüngsten Gerichts betrifft die gesamte Menschheit. Der Tag des Jüngsten Gerichts bedeutet die Zeitenwende, nach der ein paradiesischer Zustand, vergleichbar der Zeit vor dem Sündenfall, eintreten wird.
Seit Beginn des Christentums stellten sich die Gläubigen immer wieder die Frage, ob denn alle Menschen vor den Richter treten müssten. Die Theologen beriefen sich in ihren Antworten dabei stets auf zwei Passagen der Bibel, die unterschiedliche Auskunft darüber geben. Im Matthäus-Evangelium (Mt 24) wird nur zwischen Guten und Bösen unterschieden. Alle werden beim Jüngsten Gericht nach ihren Taten beurteilt und dann entweder ins Paradies oder in die Hölle geschickt werden.
Anders ist das Jüngste Gericht im Johannes-Evangelium beschrieben. Hier entgehen die Guten dem Gericht: “Ich versichere euch: Alle, die auf mein Wort hören und dem vertrauen, der mich gesandt hat, werden ewig leben. Sie werden nicht verurteilt. Sie haben den Tod schon hinter sich gelassen und das unvergängliche Leben erreicht” (Joh 5, 24).
Zusätzlich zu diesen beiden Konzeptionen entstanden in theologischen Schriften weitere Gedankenmodelle, die untereinander Überschneidungen, Wechselwirkungen, aber auch massive Widersprüche aufweisen. So findet sich in Augustinus’ Enchiridion ein Modell, das diese Ideen erweitert: Augustinus beschreibt, dass die Seelen beim Jüngsten Gericht in drei Kategorien eingeteilt würden: die vollkommen Guten, die keine Fürbitte brauchen, die ganz und gar Schlechten, die in jedem Fall verdammt werden - und diejenigen, die zwischen diesen beiden Extremen stehen: sie sind nicht gut genug, um keine Hilfe zu brauchen, aber auch nicht schlecht genug, um nicht Nutzen daraus ziehen zu können.
Infolge derartiger Diskussionen sind der Idee des Jüngsten Gerichts, dem die ganze Menschheit unterworfen ist und die in ihrer Grundkonzeption immer dieselbe bleibt, im Laufe der Jahrhunderte zwei weitere eschatologische Konzepte an die Seite gestellt worden. Zum einen die Vorstellung eines Einzel- oder Partikulargerichts, das direkt nach dem Tod eines jeden Individuums stattfindet - und zum zweiten die Schaffung eines 'dritten' Ortes für die oben beschriebenen 'Halb-Guten': das Fegefeuer. Katholische Sichtweise
Vorchristliche Vorstellungen eines Jüngsten Gerichts
Die Geschichte des Jüngsten Gerichts im Christentum
Zeitpunkt
Ablauf
Wer wird gerichtet?