Panentheismus
Der Panentheismus bezeichnet die religiöse Auffassung, dass das Universum ein Teil Gottes ist. Im Panentheismus gibt es keinen Dualismus zwischen Schöpfer und Schöpfung wie im klassischen Theismus oder Deismus.Im Unterschied zum verwandten Pantheismus gilt das Universum aber nicht als Synonym für Gott ("alles ist göttlich, und Gott ist alles, was ist"). Panentheisten glauben, dass Gott über das materielle Universum hinausgeht. Alles im Universum ist Teil Gottes, aber Gott ist mehr als das Universum.
Mit diesem Begriff sollten vor allem die Philosophien von Schelling und Hegel dem Vorwurf des Pantheismus entzogen werden, dem gemäß Welt und Gott identifiziert werden.
Einen über Schelling und Hegel hinausreichenden Erkenntnishorizont des Panentheismus legte der in Deutschland immer noch zu wenig anerkannte Universal-Philosoph Karl Christian Friedrich Krause (1787-1832) vor. Er überwand insbesondere die schweren Mängel des Hegelschen Systems und entwickelte aus seinem Panentheismus, den er 'Wesenlehre' nannte, neue Grundlagen der Mathematik, Logik, Sprachwissenschaft, Naturwissenschaft, sowie Grundrisse einer globalen Menschheit in einem Erdstaat, neue Grundlagen der Rechts- und Sozialphilosophie und der Kunst, die eine Weiterbildung der Wissenschaft, Kunst und menschlichen Gesellschaftsformationen ermöglichen könnten.
Zitat aus einer Darstellung des Panentheismus durch Krause:
'Gott ist in sich die Welt, als das Ganze aller in was immer für Hinsicht endlichen Wesen, aber Gott ist die Welt zugleich unter sich, und nach seiner Wesenheit, durch Ihn selbst; das ist: Gott ist die Ursache oder der Urgrund der Welt. Keineswegs aber kann gesagt werden: Gott ist die Welt, noch auch umgekehrt: die Welt oder irgend ein endliches Wesen ist Gott, oder: ist Gott gleich. Wohl aber ist das endliche Wesen Gott ähnlich. Hier sind die Wörter: in und unter, nicht ganzheitlich (mathematisch) zu verstehen, als wenn die Welt, und die Wesen der Welt ergänzende Teile von Gott wären; noch ist auch: in und unter, räumlich oder zeitlich zu verstehen, sondern: in und unter, bezeichnen das urwesenliche und ewige Verhältnis der Abhängigkeit der Wesenheit der Welt von der Wesenheit Gottes. Gott ist also nicht zuerst, nicht zuhöchst, nicht bloß die Welt; sondern Gott ist, als Urwesen, über der Welt, als über seinem eignen, von ihm als ganzem, selben Wesen unterschiedenen, Inneren. Sofern nun Gott, als Urwesen, über der Welt ist, ist Gott auch außer der Welt, und die Welt insofern auch außer Gott. Jedoch ist Gott nicht als selbes, ganzes Wesen außer der Welt, und die Welt nicht außer Gott, als dem Einen selben, ganzen Wesen.
Mithin ist Wesen in sich, unter sich, und durch sich auch ich, und alle Ich, die ich außer mir anerkenne, auch die Natur, welche sich mir in den Sinnen des Leibes offenbart, sowie der Grund auch aller Lebenvereinigung. Diese endlichen Wesen der Welt sind insofern außer Gott, als Gott als Urwesen, über ihnen ist; nicht aber außer Gott als selbem, ganzem Wesen. Insofern aber, als wir Menschen in, und unter und durch Gott sind, ist Gott auch in uns; obgleich in keiner Hinsicht gesagt werden kann, dass Gott wir ist, noch: Dass wir Gott sind.
Anm. 1): Also gilt nicht umgekehrt: die Welt, oder ich, oder irgend ein Wesen der Welt, ist Gott; sondern bloß: alle sind in Gott, als endliche Wesen von Gott unterschieden, jedoch nicht von Gott ihrer Wesenheit nach losgetrennt und nicht ohne, noch außer, der Beziehung der wesentlichen Abhängigkeit von Gott. Ohne die genauere wissenschaftliche Bestimmung können auch die Wörter: Teil und Glied, von dem Verhältnisse der endlichen Wesen zu Gott nicht gebraucht werden.
Anm. 2): Diese Lehre ist daher nicht Pantheismus, sondern demselben gerade hin entgegengesetzt; denn sie lehret vielmehr: Nichts ist Gott, als allein Gott. Der Pantheismus lehrt dagegen: Alles und Jedes ist Gott, und betrachtet irrig Gott als ein Aggregat, oder Produkt der Wesen der Welt, und als identisch mit der Welt und die Welt als identisch mit Gott, das ist, als gottgleich, da sie doch bloß, als in, unter, und durch Gott, und als außer Gott als Urwesen, seiend im Endlichen, gottähnlich ist.
Ich erkenne mich mithin als vollendet endliches Wesen in Gott, unter Gott, und durch Gott, und als außer Gott, sofern Gott als Urwesen gedacht wird; und dass ich im Endlichen durch Gott von der Wesenheit Gottes, d. h. gottähnlich bin und sein soll, d. h. ich erkenne mich als von Gott verursachtes endliches Wesen. Mithin erkenne ich Gott an als den unbedingten Grund meiner ganzen Wesenheit, auch meiner ganzen Daseinheit, also auch als höchsten, einzigen zureichenden Grund meines ganzen Innern; mich selbst aber finde und erkenne ich nur als untergeordneten, endlichen, nächsten, mitverursachenden Grund meines eignen Innern. Und so ist hierdurch meine Grundschauung: Ich, mit ihrem ganzen Inhalte, in und durch die Wesenschauung (das Prinzip) weiterbestimmt, oder vielmehr gesteigert, gehoben und durchaus vollendet zu der Selbstschauung: Ich als endliches untergeordnetes Wesen in, unter, und durch Wesen, d. i. in, unter und durch Gott, und, sofern Gott Urwesen ist, außer Gott. Ich finde nun mein Selbstbewusstsein als in, unter und durch mein Gottbewusstsein gegeben und bestehend.
Diese Lehre von dem Verhältnisse Gottes und der Welt ist, geschichtlich genommen, zum Teil neu, aber der darin erkannten Wahrheit nach, ewig; sie löset den Zwiespalt der bisherigen sich entgegengesetzten Systeme, indem sie zeigt, dass die Welt zwar in Gott, unter Gott und durch Gott, aber zugleich in einer grundwesentlichen Hinsicht außer Gott, und dass in eben dieser Hinsicht Gott außer und über der Welt ist. Denn in ihr wird erkannt: dass Gott, als Urwesen, außer und über der Welt, und von der Welt verschieden ist, als selbständiges, selbstbewusstes, unendlich wissendes und heilig wollendes Urwesen außer und über der Welt besteht und lebt, und über und in der Welt, als Vorsehung, waltet, und wirket.'
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