Päpstin Johanna
Bei Päpstin Johanna handelt es sich um eine legendäre Gestalt, die auch heute noch Fragen offen lässt.
Der Legende nach wurde sie um 818 in Ingelheim geboren. Ihr Vater war ein englischer Priester, dessen Aufgabe es war, die heidnischen Sachsen zum Christentum zu bekehren. Nach dem frühen Tod der Eltern kam sie in ein Frauenkloster, wo ihre hohe Begabung und ihre große Weisheit früh auffiel.
Johanna verkleidete sich das erste Mal in einem Kloster der Stadt Fulda, wo sie jedoch nach einiger Zeit entlarvt wurde und fliehen musste. Sie reiste nach Griechenland. In Athen blieb sie einige Zeit und begann ihre Begabung weiter zu entfalten. Nach einigen Jahren reiste sie, erneut als Mann verkleidet, zum Papst nach Rom. Der kirchlichen Hierarchie fiel ihr großes Wissen sofort auf und bekam immer mehr Ansehen.
Im Jahre 855 wurde sie unter dem Namen Johannes Anglicus Nachfolger des Papstes Leo IV. Johanna wurde während ihrer Amtszeit von einem Diener geschwängert, was schließlich das Ende bedeutete. Ihr totgeborenes Kind gebar sie während einer Prozession, was die geschockten Zuschauer zur Steinigung veranlasste. Nach anderen Angaben starb Johanna ebenfalls bei der Geburt. Die Kirchenältesten erklärten darauf hin diese Straße zum verbotenen Terrain für den Papst, woran sich alle späteren Päpste auch weitgehend gehalten haben.
Bezeichnenderweise wies der aus rotem Marmor gefertigte Thron des Papstes, auf dem die gerade gewählten Päpste feierlich in ihr Amt eingeführt wurden, ein Loch in der Sitzfläche auf: Gerüchten zufolge wurde der Thron absichtlich so konstruiert, damit der neue Papst auf sein Geschlecht untersucht werden konnte - nach der Papstwahl legte sich einer der Kirchenoberen unter den "Fummelstuhl" und tastete von dort aus nach dem Hoden des Pontifex Maximus. Der Test wurde angeblich in der Zeit nach der Päpstin Johanna eingeführt. Aber es konnte genauso gut möglich sein, dass dadurch geprüft werden sollte, ob der neue Papst kastriert worden war. Denn das Kirchengesetz schrieb vor, dass das Geschlecht des Pontifex Maximus "unversehrt" sein müsse.
Der Legende nach erschien ihr ein Engel, der sie zwischen öffentlicher Scham oder ewiger Verdammnis entscheiden ließ. Johanna wurde in der Kathedrale, in der sie auch gestorben ist, beerdigt.
Der offizielle Nachfolger von Papst Leo IV war Benedikt III (Gegenpapst Anastasius III), doch soll dieser nur erfunden worden sein, um die Tatsache zu vertuschen, dass eine Frau auf dem Thron Petri gesessen hatte.
Eine Päpstin Johanna wird in einigen (zum Teil unzuverlässigen) Büchern erwähnt, darunter ein Buch des Gegenpapstes Anastasius III.
Andere Varianten der Sage verlegen die Päpstin Johanna ins 11. Jahrhundert.
Vermutlich findet die Legende von der Päpstin Johanna ihren wahren Kern im Bezug zur Familie der Theophylakten, genauer zu Marozia, der Mutter von Papst Johannes XI und ihrer Mutter Theodora, die in weniger als einem Jahrzehnt acht Päpste
gebar und wieder zu Fall brachte.
Kindheit
Von Fulda nach Rom
Papst
Papstthron
Nach dem Tod
Papstnachfolge
Hypothesen
Literatur