Otto Wilhelm Graf von Königsmarck
Otto Wilhelm Graf von Königsmarck (* 5. Januar 1639 in Minden; † 15. September 1688) war der jüngste Sohn des schwedischen Feldmarschalls Hans Christoffer von Königsmarck und wie dieser General, Heerführer und Staatsmann in verschiedenen Diensten.
Otto Wilhelm wurde zu Minden geboren, während die Mutter den Kriegszügen des Vaters folgte. Seit 1645 fest in Stade sesshaft, sorgte sie für eine tüchtige Bildung des Sohnes, zunächst wohl in Stade selbst, wo Tonsor sich bedeutenden Rufes erfreute, sein Präceptor und Führer aber wurde Esaias von Pufendorf.
In Jena studierte er früh über drei Jahre, wurde dort als fürstlicher Herr nach Sitte der Zeit Rektor, besuchte kurze Zeit die Universitäten Tübingen, Straßburg, Basel, dann Genf, Blois und Angers und machte die übliche große Tour in außergewöhnlicher Ausdehnung.
Im Jahr 1654 nahm ihn Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar als Mitglied in die Fruchtbringende Gesellschaft auf. Er verlieh diesem den Gesellschaftsnamen der Hochgeneigte und das Motto zur Höflichkeit. Als Emblem wurde ihm das große Fünffingerkraut zugedacht. Im Köthener Gesellschaftsbuch findet sich der Eintrag Königsmarcks unter der Nr. 633.
Die schwedische Regierung ernannte den auffallend stattlichen, hochgebildeten und gewandten Kavalier zum Offizier, verwandte ihn aber schon von 1661 an zu vielfachen diplomatischen Sendungen.
Schon 1664 wurde er Oberst des Leibregiments zu Pferde und machte in dieser Stellung die Berennung Bremens mit, um der Stadt die Reichsfreiheit zu entziehen. Dann trat er in die Dienste des Kurfürsten Karl-Ludwig von Pfalz-Simmern als Generalmajor, aber nur kurze Zeit; darauf von 1668 an vier Jahre in die Ludwigs XIV. von Frankreich.
1672 rief Schweden ihn zurück. Bei seines Bruders Kurt Christophs Tode wurde er Vizegouverneur der Herzogtümer Bremen und Verden und blieb dieses, während er als Gesandter nach Frankreich ging, auch dort am holländischen Kriege, unsicher ob in französischem Dienst oder als Amateur, teilnahm. Mit Turenne belagerte er Maastricht, unter Condé zeichnete er sich in der blutigen Schlacht bei Senef 1674 so aus, daß der König ihm einen kostbaren Degen verehrte.
Kaum von einer schweren hier erhaltenen Wunde genesen, wurde er zurückgerufen, um als Feldmarschall und Oberbefehlshaber von Pommern her in die Marken einzufallen und den Großen Kurfürsten vom Rheine abzuziehen. Der kam zu seinem Unheil, bei Fehrbellin erlagen 1675 die Schweden. Nachdem auch das bremische verloren, mußte Königsmarck Pommern räumen, schlug freilich die Dänen auf Rügen, rettete aber schließlich nur Trümmer der Reiterei nach Schweden zurück. Nach dem Frieden von St. Germain en Laye wurde er Generalgouverneur von Pommern, Rügen und Wismar bis 1685.
1677 hatte Karl XI, um seine Generale an sich zu ketten, wieder Donationen ausgeteilt, an Königsmarck als Mannlehen das ganze, damals freilich durch Reichsexecution in der Hand des münsterischen Bischofs Bernhard von Galen befindliche Amt Verden. Damit war das ganze Domanium des Bistums Verden an die Königsmarcks verschenkt, da diese Rotenburg schon hatten. Die 1680 im Bremischen durchgeführte und 1682 durch Karls XI. Reductionsverordnung verschärfte Wiedereinziehung der verschenkten Domänen kostete indessen Königsmarck fast den ganzen deutschen Güterbesitz. Sogar Schloss Agathenburg, obwohl angekauft und erst erbaut, wurde mehrfach sequestriert.
Als Generalgouverneur von Pommern soll Königsmarck einen Reichsfeldzug zur Türkenhilfe für den Kaiser nach Ungarn mitgemacht haben, vielleicht ist es eine Verwechslung seiner Türkenzüge im Dienste Venedigs. Dieses gewann den durch die Gütereinziehung Mißmutigen 1685 als Oberbefehlshaber seiner Soldtruppen in Morea, die aus Hannoveranern, Sachsen, Hessen, Braunschweigern und Württembergern bestanden, welche ihre Landesherren der Republik vermieteten.
"Der Republik Venedig verordneten General und Oberhaupt über dero gesambte Kriegsmacht zu Lande" nennt ihn das Kirchenbuch von Steinkirchen im Alten Lande. Seine erst 1682 heimgeführte Gemahlin begleitete ihn auf diesen gefahrvollen Zügen, welche seinen Ruhm heller als den des Vaters erstrahlen ließen. Wie er zu Lande, so befehligte Morosini die Flotte. Königsmarcks Rat entschied, die Eroberung Moreas vor einem Versuch auf Kandia zu unternehmen. Dann eroberte er 1686 im Juni und Juli Navarin, Modon und Argos und nach hartnäckiger Verteidigung Nauplia di Romania, welches der Seraskier vergeblich zu retten versuchte.
Sein Ruhm beherrschte jetzt die ganze Welt, die Signorie verehrte ihm eine goldene Schale im Wert von 6000 Dukaten. 1687 eroberte er Patras am 24. Juli, wonach die Türken selbst die kleinen Dardanellen am Busen von Lepanto in die Luft sprengten. Als er am 9. August vor Korinth erschien, war alles im Schrecken geflohen, die Stadt verbrannt. Hier schiffte sich Königsmarck auf Morosinis Flotte am 20. September ein, landete am 21. in Porto Leoni (d.h. dem Piraeus), besetzte Athen und belagerte die Akropolis. Dabei schlug am 26. September eine Bombe in das türkische Pulvermagazin im Parthenon und zersprengte den bis dahin fast unverletzten Tempel. Die Burg kapitulierte, aber die Pest dezimierte die Truppen in den Winterquartieren und Athen mußte im April 1688 preisgegeben werden.
Im Sommer unternahm der zum Dogen und Oberbefehlshaber zugleich erwählte Morosini den unglücklichen Zug nach Negroponte. Königsmarck befehligte die Belagerung, aber die Pest machte alles vergeblich, er selbst wurde von ihr ergriffen. Nach Modon zurückgeführt, starb er in der Pflege seiner Gemahlin am 15. September 1688.
Venedig ehrte den Feldmarschall noch im Tode. Es ließ die Leiche mit der des Neffen Hans Karl heimgeleiten und dem stets siegreichen "semper victor" eine Marmorbildsäule errichten. Am 19. (29.) Januar 1691 fand die prunkvolle Bestattung in alabasternen Sarge in Stade statt. Dann erlitt das Grab mit den anderen Königsmarckschen die gleiche Verwüstung.
siehe auch: KönigsmarckLeben